Die gute Seele vom Jakobsweg geht in den Ruhestand

Plein · Alle Pleiner Kinder kennen sie - und viele werden sie vermissen: Barbara Gutjahr wird am Freitag nach 42 Jahren als Leiterin der Kita am Jakobsweg verabschiedet.

 Umgeben von Kindern, so fühlt sich Barbara Gutjahr am wohlsten. Foto: privat

Umgeben von Kindern, so fühlt sich Barbara Gutjahr am wohlsten. Foto: privat

Plein. "Eich will heem!" Wie gut kann sich Barbara Gutjahr noch an diesen Ausruf der Jungen erinnern, die in den ersten Tagen des Pleiner Kindergartens ihre Nasen am Fenster platt drückten, wenn ein Traktor vorbeifuhr. Den Tag nicht zu Hause zu verbringen, das war damals, 1969, noch neu für die Familien. Viele Sprösslinge waren zuvor mit den Eltern aufs Feld gegangen. Jetzt hatten sie Zeit, gemeinsam zu spielen - und so verflog das Heimweh schnell.
Viel hat Gutjahr in den 42 Jahren erlebt, in denen sie den Kindergarten - heute die Kindertagesstätte - in Plein geleitet hat. Der Liebe wegen zog es die damals 21-Jährige von Düsseldorf in die Eifel. Noch dort, in ihrer alten Heimat, bestellte sie die Möbel für die neue Einrichtung. 34 Kinder begrüßten sie und ihre einzige Kollegin am ersten Tag. Die eine Hälfte kam am Vor-, die andere am Nachmittag, damit es nicht zu eng wurde.
Vieles war damals noch spartanisch. "Wir hatten in den ersten zehn Jahren noch nicht mal ein eigenes Telefon", erzählt Gutjahr. Doch zu gern erinnert sie sich an die Mädchen in Kittelschürzen und daran, wie die Kinder über die Felder liefen. Schmunzeln muss die 63-Jährige vor allem über einen Spaziergang, bei dem ein Mädchen über die Weidenkätzchen am Wegesrand sagte: "Gell Bärbel, wenn wir dann im Kindergarten sind, machen die Miau!"
Einst kinderreichstes Dorf


Doch nicht immer waren die Zeiten leicht. Seit Plein 1970 das kinderreichste Dorf in Rheinland-Pfalz war, habe es Anfang der 80er Jahre nur noch sehr wenige Kinder gegeben. Sowohl das Berufsbild als auch die Kindergartenlandschaft habe sich sehr verändert, werden heute die Kinder doch auch ganztägig betreut - und auch solche unter zwei Jahren. "Außerdem hat der Kindergarten heute eine ganz andere Akzeptanz als damals."
Über ihre Einstellung berichtet Ortsbürgermeister Johannes Gerhards: "Eine junge Düsseldorferin hatte sich für das Inserat interessiert, unter dem man sich für die Einstellung zur Kindergartenleiterin in Plein bewerben konnte. Dem damaligen Bürgermeister gefiel die Bewerbung der jungen Barbara aus Düsseldorf, nein, nicht nur die Bewerbung, auch die Bewerberin selbst kam gut an, denn aus nicht genannten Quellen, aber doch überlieferten Zitaten soll der Bürgermeister damals gesagt haben: ,Die ass net nummen nur schlau, die as och schien\'."
Unter ihrer Leitung sei der Kindergarten gewachsen. Gerhards: "Bärbel (wie sie uns in Plein bekannt ist) Gutjahr hat in den 42 Jahren, mit einer kurzen Unterbrechung, stets sehr engagiert zur positiven Weiterentwicklung des Kindergartens in allen Facetten beigetragen, die Ortsgemeinde Plein ist ihr für die vielen Jahre guter Zusammenarbeit zu Dank verpflichtet."
Gutjahr selbst schätzt, dass sie 380 Kinder im Laufe ihrer Arbeitszeit betreut hat. Viele seien traurig, dass sie geht. "Aber ich habe ihnen gesagt, sie können doch bei mir klingeln!" Sie geht also mit einem guten Gefühl in den Ruhestand. Denn sie weiß: "Es war eine gute Zeit."
Verabschiedet wird die Kita-Leiterin am Freitag, 16. Dezember, bei einer Feierstunde ab 17 Uhr in der Unkensteinhalle in Plein. uq

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