Die heilige Familie aus dem Hunsrück

Schnitzkunst mit heimatlichem Bezug ist bei der Krippe von Anton Bach zu erkennen. Er leitete bei der Bildhauerfirma von Johann Mettler die Werkstatt. Bis zu seinem Tod im Jahre 1952 schnitzte Bach Krippenfiguren von hoher Ausdruckskraft. Die Krippe im Hunsrückhaus ist geprägt von ihrer Entstehungszeit, dem Zweiten Weltkrieg.

 Die heilige Familie aus dem Hunsrück: Die Szene wirkt, als ob sie sich in unserer Heimat abspielt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die heilige Familie aus dem Hunsrück: Die Szene wirkt, als ob sie sich in unserer Heimat abspielt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Erbeskopf. (doth) Sie steht in der Krippenausstellung im Hunsrückhaus an der Stirnseite ganz hinten links in der Ecke. Auf den ersten Blick ist die Krippe von Anton Bach (1876-1952) nicht spektakulär. Doch Heimatforscher Elmar Ittenbach findet: "Gerade bei diesem Kunstwerk lohnt sich die intensive Betrachtung."

Die Krippe gehört Erika Decker. Die heute 74-Jährige erbte sie vor 30 Jahren von ihren Schwestern Anna, Maria und Angelika. Holzschnitzer Bach bezahlte damit in harten Kriegsjahren die Lieferung von Milch, Eiern und Butter vom Bauernhof der Schwestern.

"Bach stammt aus der Umgebung von München", berichtet Heimatforscher Ittenbach, der die wesentlichen Lebensstationen des Künstlers nachzeichnen kann.

Bachs Vater war Papierblumenfabrikant. Als Bildhauer kam der spätere Krippenschnitzer um 1900 erst nach Trier und arbeitete ab 1926 in der Holzschnitzerei der Morbacher Firma Mettler.

Dieses Unternehmen lieferte bis in die 60er Jahre hinein die "Möblierung" von Kirchen - von Kirchenbänken über die Kanzel bis zum Altar.

In der ausgestellten Krippe sieht Ittenbach die Handschrift Bachs: "Es ist eine Ruinenkrippe, die deutlich die Auswirkungen des Krieges zeigt." Die Rückwand ist eine zerstörte Mauer, das Dach nur notdürftig mit Stroh eingedeckt.

Entscheidend sind jedoch die Figuren. "Die Gesichter haben eine hohe Ausdruckskraft und wirken sehr lebendig", sagt der ehemalige Religionslehrer. Es sind keine fromm überzeichneten Gesichter, sondern vielmehr echte Menschen der Hunsrückheimat. Einzigartig ist die Hirtin mit ihrem blauen Milchkrug dargestellt. "Da könnten die Gesichtszüge der drei Schwestern mit eingeflossen sein", glaubt Ittenbach.

Der Hirte blickt staunend und abwartend. Josef ist kein alter Mann und Maria ein schlichtes junges Mädchen. Nur das Jesuskind ist mit goldenen Strahlen als "heilig" dargestellt. Die Ausstellung im Hunsrückhaus ist noch bis zum 9. Januar zu sehen.

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