Die Heimat der Leidenschaft

WITTLICH. Es ist nicht so einfach, das größtenteils sitzende Publikum im Saal zum Singen und Tanzen zu animieren. "Havanna Open", der "Buena Vista Female Club", schaffte es trotzdem irgendwann: Mit karibischen Rhythmen und einem deutschen Text.

Die Zeilen waren so heiß, wie der sich seit Wochen nach Sonne dürstende Deutsche das Wetter auf der Zuckerinsel vorstellt: "Deine Liebe ist so zuckersüß - wie ein Apfel aus dem Paradies - deine Lippen sind so kirschenrot - deine Küsse sind wie Honigbrot". Das jeweils letzte Wort mehrmals wiederholt, und schon entstand im Hotel Lindenhof ein ansehnlicher Background-Chor aus zumindest einhundert der anwesenden zweihundert Kehlen. Männer ergänzen die Frauenband

Trotz der karibischen Klänge, die eigentlich auf direktem Weg in die Hüften und Lenden gehen - und gehen sollen -, wollte sich ein Teil des Publikums nicht zum Mitmachen bewegen lassen. Es befanden sich halt kaum Landsleute der Damen von Buena Vista Female Club im Saal. Wie gut, dass diverse Tanzlehrer und -therapeuten die Szenerie auflockerten. Eine der üblicherweise vier Musikerinnen der kubanischen Frauenband war erkrankt, weshalb zwei Herren in die Bresche springen mussten. Der eine, Ehemann von Band-Gründerin und Musik-Dozentin Amparo Cesar Torres, am Keyboard, gab den Rhythmus mit den in der Karibik unverzichtbaren Maracas vor, der andere trommelte auf den Kongas. An den Bongos stand Amparos Tochter Majela Serrano Cesar, am Kontrabass Deysi Cana Oliva. Die Zuhörer wurden ins Reich von Salsa, Rumba, Son, Cha-Cha-Cha und Bolero entführt. Schwitzen und schwingen

Wer ihn noch nicht kannte, dem erklärte Amparo kurzerhand den Trick mit dem Mambo: linker Arm und rechtes Bein, rechter Arm und linkes Bein bewegen sich gegen-gleich. Mit dieser simplen Anleitung wagten es auch jene, die nie einen lateinamerikanischen Tanzkurs besucht hatten, ihre Gliedmaßen zu schwingen. Am Ende schwofte und schwitzten dann doch viele genüsslich im großen Saal des Hotels Lindenhof.

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