Die Heimat des Urpferdchens

Manderscheid · Ein kleines, feines Museum in einem Haus mit viel Geschichte: Das Maarmuseum Manderscheid wurde 1998 eingerichtet, 1999 öffnete es seine Tore für die Besucher und bietet seitdem umfassende Informationen über die Naturgeschichte der Region. Die Besucherzahlen sind allerdings leicht rückläufig.

 In den 20er Jahren erbaut und 40 Jahre später beinahe abgerissen: das Maarmuseum in Manderscheid. Heute besuchen im Schnitt 15 000 pro Jahr Touristen das Haus. TV-Foto: Hans-Peter Linz

In den 20er Jahren erbaut und 40 Jahre später beinahe abgerissen: das Maarmuseum in Manderscheid. Heute besuchen im Schnitt 15 000 pro Jahr Touristen das Haus. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Beinahe wäre das denkmalgeschützte Gebäude, in dem heute das Maarmuseum in Manderscheid untergebracht ist, verschwunden. "Das Gebäude sollte in den 60er Jahren einmal abgerissen werden, zugunsten eines Busparkplatzes," erzählt Martin Koziol. Er kam vor 15 Jahren von Ludwigshafen nach Manderscheid, um die Leitung des Museums zu übernehmen. Dass das Gebäude verschwinden sollte, ist kaum mehr vorstellbar, denn es ist in einem seltenen Stil, der neuen Sachlichkeit, zwischen 1927 und 1929 gebaut worden. "Die Nazis haben den Baustil verboten," weiß Koziol zu berichten, der eine Manderscheiderin geheiratet hat und nun stolz auf seinen Sohn Noah ist: "Ein echter Eifeler."

Heute sei das Haus ideal für ein Museum, denn seine Architektur mit vielen Rundungen habe einen hohen Wiedererkennungswert. Dort, wo audiovisuelle Schauen über die geologische und biologische Geschichte der Vulkaneifel berichten, gab es in den vergangenen Jahrzehnten die unterschiedlichsten Aktivitäten.

Ursprünglich als Turn- und Festhalle gebaut, war es zeitweise Theater, Notkirche und Lager der Stadtverwaltung. 1996 bis 1999 wurde es umfangreich renoviert, bevor das Maarmuseum dort einzog. "Wir sind in einem Verein organisiert, der Zuschüsse von Stadt, Verbandsgemeinde und Land erhält", erklärt Koziol. Die Haushaltsführung und Abrechnung übernehme die Verbandsgemeinde. "Auf deren professionelle Unterstützung sind wir angewiesen", sagt der Geologe mit Doktortitel.

Was gibt es im Museum zu sehen? In mehreren audiovisuellen Schauen wird die Entwicklung von Vulkanen dargestellt. Ein großes Diorama zeigt die Naturwelt, so wie sie sich vor Tausenden von Jahren in der Eifel dargestellt haben soll, mit exotischen Tieren, Palmen und einer Rekonstruktion des Urpferdchens. Dessen Überreste sind in einem separaten Raum zu sehen. "Das ist der eigentliche Schatz unseres Museums", sagt Koziol, denn solche Funde seien extrem selten. Die Ausstellung hat eine Fläche von 250 Quadratmetern, aber die Schau alleine ist nicht alles. ",Sammeln, bewahren, präsentieren, erforschen\' sind die Leitlinien unseres Vereins", sagt Koziol. Und so werden im nicht-öffentlichen Bereich des Museums Gesteinsproben gesammelt und katalogisiert.Studenten aus Basel zu Besuch


Auch die Forschung kommt nicht zu kurz. "Im Moment haben wir Studenten von der Universität Basel zu Besuch, die auch hier übernachten," sagt Koziol. Das Team bohre im Hinkelsmaar, um Klimaforschung zu betreiben. Außerdem biete das Museum Führungen an. "Bis zu 150 Exkursionen machen unsere sieben Geoführer im Jahr, die freiberuflich arbeiten," erzählt der Museumschef. Sechs ehrenamtliche Mitarbeiter schieben an der Museumskasse ihren Dienst. "Ohne Ehrenamtliche würde es nicht gehen - insgesamt beschäftigen wir hier 15 Leute."

Wie die Besucherzahlen sich entwickelt haben? "Auch wir bekommen die Rezession zu spüren. In diesem Jahr ist auch noch der Tagestourismus im März und April ausgefallen. In den vergangenen Jahren kamen im Schnitt etwa 15 000 Besucher pro Jahr ins Museum. Vor zehn Jahren waren es 19 000. Deshalb wollen wir unser Angebot in einem touristischen Netzwerk noch besser auf das Publikum abstimmen." Dazu soll zum Beispiel die Zusammenarbeit mit benachbarten Tourist-Informationen intensiviert werden. Schließlich habe die Region sehr viel zu bieten, was manche noch nicht wahrnehmen. Als Werbung wünscht sich Koziol ein Schild mit weißer Schrift auf braunem Grund an der Autobahn, das auf das Museum mit seinem einzigartigen Urpferdchen-Fund hinweist: "Diese Schilder sind mittlerweile eine Marke geworden. Das würde uns sehr helfen."
Extra

Seit Gründung des Vereins zahlen sowohl das Land Rheinland-Pfalz (Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz (LfN) am Naturhistorischen Museum Mainz) als auch die Verbandsgemeinde (VG) Manderscheid einen Zuschuss zu den Personalkosten der Museumsbeschäftigten. Der Jahresetat betrug im Jahr 2011 130 000 Euro. Die VG gewährt einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 30 677,51 Euro und das Land 25 564,59 Euro. Die Stadt Manderscheid stellt dem Verein für den Museumsbetrieb das Gebäude zur Verfügung und kümmert sich um die Pflege der Außenanlagen. Ansonsten finanziert sich das Museum über Eintritte, Einnahmen aus Führungen, Exkursionen, den Museumsshop und über Spenden. hpl

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