Aus dem Archiv, März 2019 Die Hochmoselbrücke, drei Ampeln und ein Nadelöhr

Hochscheid · Wenn der nächste Bauabschnitt der B 50 neu im Herbst geöffnet wird, werden die Fahrstrecken zwischen Eifel und Hunsrück deutlich kürzer. Dafür tauchen andere Probleme auf.

 Die Kreuzung bei Hochscheid hat schon jetzt ihre Tücken. Die Auffahrt  aus dem Ort dürfte schwieriger werden, wenn dort künftig mehr Verkehr fließt.

Die Kreuzung bei Hochscheid hat schon jetzt ihre Tücken. Die Auffahrt  aus dem Ort dürfte schwieriger werden, wenn dort künftig mehr Verkehr fließt.

Foto: Ilse Rosenschild

Im Herbst dieses Jahres soll der B 50 neu-Bauabschnitt von Platten nach Longkamp eröffnet werden. Die einen freuen sich auf die Fertigstellung der 483 Millionen Euro teuren Brücke inklusive 25 Kilometern Bundesstraße, können sie doch die Fahrt durch das Moseltal sparen. Andere sind weniger begeistert. Zu Letzteren gehört Erhard Wolf: Er befürchtet auf der Hunsrückhöhenstraße rund um Hochscheid „chaotische Zustände“, zumindest zu gewissen Zeiten.

Das Problem Schon heute sei es schwierig, aus dem 260-Einwohner-Dorf auf die Hunsrückhöhenstraße, die dort teilweise mit der B 50 auf gleicher Strecke verläuft, aufzufahren, aber wenn die Hochmoselbrücke fertig sei, verschärfe sich das Problem. Denn im Hunsrück – zwischen Longkamp und dem Flughafen Hahn – ist die Bundesstraße immer noch zweispurig, während der Rest der Strecke zwischen der A 1 bei Wittlich und der A 61 bei Rheinböllen dann vierspurig autobahnähnlich ausgebaut ist.

Die Konsequenz: Es entsteht ein Nadelöhr (der TV berichtete mehrfach). Am nahegelegenen Hinzerather Kreisel, der neben Wederath, Hinzerath auch die B 327 Richtung Morbach und die B 50 Richtung Longkamp und Flughafen Hahn anbindet, staut es sich schon jetzt häufig. Und nach Öffnung der Brücke werde der Verkehr deutlich zunehmen, ist Wolf überzeugt. Problematisch werde die Situation nicht nur für die Einwohner von Hochscheid, sondern auch für ortsansässige Unternehmen wie das Sägewerk Karl Decker GmbH, die Spedition Ro-Trans und ein Autohaus im Ort. Alle seien schließlich auf eine gute Verkehrsanbindung angewiesen.

Die Vorgeschichte Was Wolf ärgert: Vor zehn Jahren war mit dem Bau des Hochmoselübergangs begonnen worden. Im Jahr 2014 wurden die Pläne für den Lückenschluss in Hochscheid vorgestellt. Und auf dem Zwischenstück zwischen Longkamp und dem Flughafen Hahn sei inzwischen „nicht viel passiert“. Das Planfeststellungsverfahren für einen Teilabschnitt – dem, auf dem Hochscheid liegt – soll in der ersten Hälfte des Jahres eingeleitet werden. Die anderen Abschnitte sind später dran – im Übrigen auch der dritte, an dem der Kleinicher Gemeinderat wegen eines wertvollen Weißtannenbestandes den Verlauf der Trasse nochmals prüfen lassen wollte (der TV berichtete am 6. März).

Doch auch der Termin für die Planfeststellung des zweiten Abschnittes habe sich schon mehrfach verschoben, sagt Wolf. Im besten Fall, wenn es keine Einwände oder gar Klagen gibt, bestehe in einem Jahr Baurecht. Und dann gehe es verhältnismäßig rasch weiter, weil der federführende Landesbetrieb Mobilität (LBM) rund um Hochscheid keine Grundstücksverhandlungen führen müsse. Denn die Hochscheider haben selbst ein Flurbereinigungsverfahren angestrengt. In etwa ein, zwei Jahren dürfte es abgeschlossen sein. Und dann gehen die benötigten Grundstücke auf die Straßenbaubehörde über.

 Geplanter_Lueckenschluss_der_B50_neu

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Foto: TV/Scheidweiler, Jonas

Das sagt der LBM Drei Bauabschnitte gibt es zwischen Longkamp und dem Flughafen Hahn: Longkamp (B 50 alt/L 158) bis „Zolleiche“, „Zolleiche“ bis zur Kreisgrenze bei Hirschfeld sowie von der Kreisgrenze bis zum Flughafen Hahn (siehe Info-Grafik). „Alle drei Planungen werden derzeit mit Hochdruck bearbeitet“, beton Birgit Küppers vom LBM Rheinland-Pfalz. Der mittlere Abschnitt sei „planerisch am weitesten“. Für die Teilstrecke solle, wie schon gesagt, in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren beantragt werden. Küppers: „Weitere zeitliche Perspektiven können derzeit nicht seriös genannt werden, da gerade auch beim Baurechtsverfahren Unwägbarkeiten vorhanden seien, die im Vorfeld nicht abgeschätzt werden können.“ Aber wie entwickelt sich in der Zwischenzeit der Verkehr? Die LBM-Sprecherin zitiert Prognosen für 2025, die für den Hochmoselübergang bis zu 25 000 Fahrzuege pro Tag vorsehen. Weil die Verbindungsachse zwischen A 1 und A 61 an Attraktivität gewinne, werde auch der Verkehr zwischen Longkamp und dem Flughafen Hahn zunehmen. In dem Bereich spricht man beim LBM von bis zu 20 000 Fahrzeugen. Deshalb habe man sich die einzelnen Bereiche genauer angeschaut. Das Ergebnis: die Knotenpunkte bei Hochscheid, Hirschfeld und Wahlenau (die beiden letzten gehören bereits zum Rhein-Hunsrück-Kreis) sollen vorübergehend Ampeln erhalten.

Das sagt der Staatssekretär Andy Becht, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium, kennt die Situation. Er spricht in einem Brief, der der Redaktion des Trierischen Volksfreunds vorliegt, davon, dass die Planungen für den Lückenschluss „mit Hochdruck“ vorangehen. Dennoch: Nach Fertigstellung des Hochmoselübergangs sei mit „Leistungsfähigkeitsproblemen“ an den Kreuzungen und Einmündungen bei Hochscheid, Hirschfeld und Wahlenau – also Staus – zu rechnen. Er verweist ebenfalls auf geplante Ampeln.

Und: „Ein Umbau der Knotenpunkte soll erst dann erfolgen, wenn die zu erwartenden Verkehrsmengen dies erforderlich machen.“ Was heißt das? Etwa nach Öffnung des Hochmoselübergangs? Nein, das heißt es nicht. Susanne Keeding, Sprecherin des Verkehrsministeriums, stellt nach TV-Anfrage klar: Die Ampeln werden vorher installiert.

Der Kreisverkehr Der Verkehr staut sich bereits jetzt am Hinzerather Kreisel. Der war 2016 gebaut worden und ist laut Erhard Wolf „deutlich zu klein“. Der Kreisel sei wohl weder auf den aktuellen, noch auf den Verkehr nach der Öffnung des Hochmoselübergangs ausgelegt, sondern vermutlich auf die Menge an Fahrzeugen, die prognostiziert wird für den Kreisel, wenn der Lückenschluss vollzogen ist und dort nur noch Fahrzeuge unterwegs sind, die nicht auf die B 50 wollen. Sprich: nach Hinzerath, Wederath und Morbach. Das kann man beim LBM nicht bestätigen. Im Allgemeinen seien Kreisverkehrsplätze für 20 000 bis 25 000 einfahrende Kraftfahrzeuge am Tag ausreichend leistungsfähig, heißt es in einer Pressemitteilung.

In einer Verkehrszählung im Jahr 2014 wurden rund 12 300 einfahrende Fahrzeuge registriert. Und: „Es bestehen also Reserven für die Zukunft“, heißt es aus der Behörde. Man erstelle zurzeit ein Konzept für das Monitoring des Verkehrs, um die Entwicklung des Fahrzeugaufkommens nach Verkehrsfreigabe des Hochmoselüberganges zu verfolgen.

Das Sägewerk Von den Ampeln verspricht sich Axel Salzsäuler wenig. Der Geschäftsführer der Karl Decker GmbH rechnet künftig mit „erheblichen Verkehrsbehinderungen“. Schon jetzt gebe es „Rückstaus bei der Auffahrt auf die B 50“, teils bis zur „Zolleiche“. Er spricht von täglich rund 500 Fahrzeugbewegungen an seinem Sägewerk, die Hälfte davon Lastwagen. Auch ohne Ampeln habe es bereits Rückstaus bis zur „Zolleiche“ gegeben. Und das werde sich mit Ampeln wohl nicht ändern.

Die Spedition Ro-Trans Ähnlich sieht es Gabriele Roth von der Spedition Ro-Trans, früher Spedition Roth, in Hochscheid. „Da entsteht Chaos“, sagt sie mit Blick auf die Öffnung des nächsten B 50 neu-Bauabschnittes und der Hochmoselbrücke. Sie hat vor allem den Hinzerather Kreisverkehr im Blick: „Der ist doch schon jetzt viel zu klein“, sagt sie. Und der könne künftig die Verkehrsmengen gar nicht mehr aufnehmen.

War die Situation vermeidbar? Bleibt die Frage, ob man das Nadelöhr nicht hätte vermeiden können? Eindeutig beantwortet die LBM-Sprecherin die Frage nicht: „Grundvoraussetzung zum Beginn einer Planung ist die entsprechende Priorisierung der Maßnahme im Bedarfsplan. Erstmals seit Dezember 2016 stehe der Lückenschluss Longkamp-Hahn uneingeschränkt im Bedarfsplan des Bundes.

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