Die Huldigung für die Grundherren

Selten ist eine lebendigere Schilderung aus der Feudalzeit zu finden: Das Landeshauptarchiv Koblenz archiviert ein Schriftstück, das anschaulich einen Tag im Leben der Osann-Monzeler vor 368 Jahren beschreibt. Erst die Monzeler und dann die Osanner huldigten ihrem Grundherrn.

Osann-Monzel. (ger) Es war ein besonderer Tag am 8. Juli 1642. Die Grafen von Manderscheid-Blankenheim zu Gerolstein, Karl und dessen Sohn und Nachfolger Ferdinand Ludwig, waren gekommen, um von der Bevölkerung den sogenannten Huldigungseid abzunehmen. Osann und Monzel waren damals zwei voneinander unabhängige Dörfer, die aber beide den Manderscheider Grafen gehörten.

Die Manderscheider wiederum waren eines der mächtigsten Herrschergeschlechter im Rheinland mit vielen Besitzungen. Bei der Übernahme der Grafschaft durch einen neuen Herrn im Rahmen der Erbfolge und der Anerkennung der damit verbundenen Rechte musste die Bevölkerung ihrem Herrn huldigen. Dazu besuchten die Grafen persönlich die Dörfer und nahmen das Treue-Versprechen ab. Dies vollzog sich in Monzel wie auch in Osann am sogenannten "Spillhaus", den für Gemeindezwecke dienenden Gebäuden, deren Standorte heute nicht mehr bekannt sind. Die Huldigung der Monzeler erfolgte morgens um 10 Uhr.

Die gesamte Gemeindebevölkerung versammelte sich und versprach ihren Herren die Treue. Die Eidesformel lautete: "Wir Zentner (Ortsvorsteher) und gemeine Untertanen zu Montzel geloben und schwören zu Gott und seinen Heiligen, den Hochwohlgeborenen Grafen Herrn Carll und Johann Arnold, Grafen zu Manderscheid/Blankenheim und Gerolstein (...) als unseren rechtmäßigen Grundherrn, getreu und hold zu sein und all das zu tun, was getreuen Untertanen ihrem Herrn zu leisten obliegt, so wahr dass Gott helfe und sein heiliges Evangelium." Abschließend reichten die Grafen den Monzeler Bewohnern die Hand zur Besiegelung des Ganzen.

Am Nachmittag gegen 14 Uhr begaben sich die Grafen, teils per Pferd, teils mit der Kutsche, nach Osann ins Spillhaus, um auch dort "die schuldige Huldigung nach altem Gebrauch und Herkommen zu empfangen." Auch in Osann hatte sich die Bevölkerung mit ihrem Bürgermeister versammelt.

Die Osanner aber legten nicht sofort den Eid ab. Sie zogen sich erst zur Beratung zurück, nachdem die Grafen die Osanner zuvor an "ihre Schuldigkeit" erinnert hatten. Gemeint sind die zu leistenden Abgaben. Die Beratung war jedoch schnell beendet.

"Alsbald wiederkommend", zeigten die Osanner an, die Huldigung zu leisten. "Nach dieser Erklärung ist (...) der Eid vorgelegt, welcher mit ausgestreckten Fingern und klaren Worten ausgesprochen."

Anschließend reichten die Grafen jedem Osanner Bürger zur Bekräftigung die Hand.

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