Die Ideen kommen beim Melken: Landwirt aus Manderscheid gewinnt als Bauchredner einen Preis

Manderscheid · Der Manderscheider Jürgen Krämer hat als Bauchredner einen Wettbewerb in Westfalen gewonnen. Was das mit seinem Beruf als Landwirt zu tun hat, warum man mit seiner Handpuppe Horst Pferde stehlen kann und wie das alles mit seiner Schwiegermutter zusammenhängt, hat der 31-Jährige dem TV erzählt.

 Jürgen Krämer und Horst, seine Handpuppe, bei ihrem Auftritt auf dem Agrarslam in Bocholt, den die beiden Eifeler mit ihrem Vortrag gewonnen haben. Foto: Westfalen-Initative

Jürgen Krämer und Horst, seine Handpuppe, bei ihrem Auftritt auf dem Agrarslam in Bocholt, den die beiden Eifeler mit ihrem Vortrag gewonnen haben. Foto: Westfalen-Initative

Foto: (m_wil )

Manderscheid. Jürgen Krämer und sein Freund Horst sind Typen zum Pferdestehlen. Immer einen lustigen Spruch auf den Lippen; beziehungsweise in Bauch oder Hals. Denn Horst ist eine Handpuppe, mit der Jürgen Krämer als Bauchredner auftritt. Und das durchaus erfolgreich.
"Angefangen hat alles vor ein paar Jahren in Manderscheid bei der Kappensitzung", erzählt der Landwirt. Damals allerdings noch nicht mit Horst, sondern mit Scrat, dem Rattenhörnchen aus dem Animationsfilm Ice Age. Die Puppe hatte der 31-Jährige auf der Kirmes gewonnen und kurz vor dem Auftritt mit Frau Katharina zur Handpuppe umgearbeitet.Anfragen aus der ganzen Region


Der Auftritt auf der Kappensitzung war so erfolgreich, dass bald Anfragen aus den umliegenden Dörfern kamen, erst für weitere Kappensitzungen, dann auch für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern. Mittlerweile hat Jürgen Krämer Auftritte in der ganzen Region. Und in Westfalen. In Bocholt ist Krämer, der "begeisterter Landwirt" ist, beim zweiten Agrarslam (siehe Extra) aufgetreten - und hat mit Puppe Horst gewonnen. Thema seines Vortrags: das Besamen von Kühen.
Und wie kommt ein Bauer zum Bauchreden? "Man muss schon ziemlich bekloppt sein", sagt Krämer und grinst. Eine Teilschuld hat auch seine Schwiegermutter. Die schenkte ihm einst ein Buch, in dem der aus dem Fernsehen bekannte Bauchredner Sascha Grammel ("Hetz mich nicht") seine Technik erklärt. Jürgen Krämer las das Buch ("gleich zwei Mal") und übte das Bauchreden "während des Traktorfahrens und beim Kühemelken".
Im Laufe der Zeit wurde Scrat durch die Puppe Horst ersetzt, die Jürgen Krämer in Osnabrück nach seinen Vorgaben hat anfertigen lassen. Die Reden für seine Auftritte schreibt der Manderscheider spontan: "Das Grundgerüst ist fast immer das Gleiche, der Mittelteil ist dann auf die jeweilige Veranstaltung zugeschnitten", erzählt er. Die besten Ideen hat er "beim Melken und unter Druck".
Im Stall ist Jürgen Krämer mit seinen 200 Kühen allein, Horst ist nicht dabei, "damit der Geruch nicht an der Puppe hängen bleibt". In Bocholt haben Jürgen Krämer und Horst, der bei Auftritten gerne "seine eigenen Lieder singt, romantisch ist und das Mitgefühl der Zuschauer braucht", als Team wieder zusammengehalten. Und als Siegerpokal ein rotes Pferd, das Wahrzeichen Westfalens, gewonnen. "Zusammen können wir eben Pferde stehlen", sagt Krämer und lacht.Extra

Jürgen Krämer ist Bauchredner. So nennt man Menschen, die sprechen können, ohne ihre Lippen zu bewegen. Die Töne kommen bei Bauchrednern allerdings nicht wirklich aus dem Bauch, sondern aus dem Hals. Genauer gesagt aus dem Kehlkopf. Wie beim normalen Sprechen formen Bauchredner aus diesen Tönen in Mund und Rachenraum Buchstaben und Wörter. Spricht ihre Puppe - die meisten Bauchredner haben eine -, halten Bauchredner ihre Lippen still. Sie sprechen dann durch einen nur ganz leicht geöffneten Mund. Dass sie hinter ihren bewegungslosen Lippen Worte bilden, bleibt für die meisten Zuschauer unbemerkt. will/redExtra

Ideenreiche, engagierte und sprachgewandte Akteure stellen beim Agrarslam in maximal zwölf Minuten ihr Thema dem Publikum vor. Das Ganze erfolgt in einem Wettbewerbsformat, dem sogenannten Slam, bei dem das Publikum über die beste Präsentation entscheidet. "Wir halten Milchkühe und Feriengäste." In diesem Satz hatte Jürgen Krämer beim zweiten Agrarslam im Großen Hörsaal der Westfälischen Hochschule Bocholt erklärt, womit auf seinem Hof das Geld verdient wird. Seiner Handpuppe Horst erläuterte er das Unwissen der Städter über das Landleben und klärte Horst über die Feinheiten der künstlichen Besamung bei Kühen auf. Veranstalter des Agrarslams ist die Stiftung Westfalen-Initiative. Der Slam ist eine Werbe- und Marketingmaßnahme für die Landwirtschaft. red/will

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