Die Kirche soll zur "Stimme der Armen" werden

Die evangelischen Gemeinden an der Mosel haben sich im vergangenen Jahr besonders dem Thema Armut gewidmet.

Simmern-Trarbach. (red) Für die Schwachen eintreten und eine Stimme der Armen sein, das ist zukünftig eine der Aufgaben für die evangelischen Gemeinden im Hunsrück und an der Mosel.

Davon ist Pfarrerin Frauke Flöth-Paulus überzeugt. "Die evangelische Kirche muss in der sozialpolitischen Diskussion erkennbar sein und mit lauter Stimme sprechen", so die Diakoniepfarrerin des Evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach. Und sie betont: "Die Kirche muss Mahner für die Benachteiligten und Abgehängten werden und bleiben, denn das ist ihr Auftrag." Armut, das war das Schwerpunktthema des Jahres 2009 für den Kirchenkreis. "Uns ging es darum, das Bewusstsein dafür zu stärken und zu sehen, wo wir als Kirche tätig werden können", so die Diakoniepfarrerin.

Zu diesem Zweck hatten die Diakonieausschüsse im Kirchenkreis eine Umfrage unter den Kirchengemeinden initiiert, die interessante und wichtige Ergebnisse hervorbrachte, wie Frauke Flöth-Paulus betont.

So habe sich gezeigt, dass Armut im Hunsrück und an der Mittelmosel oft eine Frauenfrage ist. "Alleinerziehende Mütter und Seniorinnen sind besonders betroffen", sagt die Diakoniepfarrerin. Doch diese Personengruppen würden nur selten auch Hilfe suchen. "Wer arm ist, möchte nicht als arm erkannt werden, sondern den Schein wahren, solange es irgendwie geht", erläutert Frauke Flöth-Paulus. Vorherrschend sei oft die Angst, dass andere etwas merken: "Jüngeren fällt es dabei noch leichter, über ihre Situation zu reden, als den Älteren."

Dies hat Folgen für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. "Die Schwestern der Armut heißen Scham, Ausgrenzung und Rückzug aus dem Gemeinschaftsleben", macht Frauke Flöth-Paulus deutlich. Und sie betont: "Hier kann auch Kirche tätig werden. Warum bei einem Gemeindefest die Preise nicht so gestalten, dass alle daran teilnehmen können?", fragt die Pfarrerin. Die Kirchengemeinden müssten das Thema Armut auch wahrnehmen. "Es ist nötig, dass in den Presbyterien, in den Gruppen und Kreisen wahrgenommen wird, dass es Menschen gibt, die sich nur noch wenig leisten können", macht Frauke Flöth-Paulus deutlich.

Ebenso ist für die Diakoniepfarrerin wichtig, dass immer wieder auch auf die zahlreichen Angebote von Kirche und Diakonie, aber auch von kommunaler Seite hingewiesen wird. "Es gibt schon Hilfen, sie müssen aber bekannt sein", macht Frauke Flöth-Paulus deutlich. Mit den Betroffenen darüber ins Gespräch kommen, sei daher sehr wichtig.

Armut wird auch weiterhin ein Thema für die evangelische Kirche sein, ist die Diakoniepfarrerin überzeugt. Im kommenden Juni soll es eine Tagung in Simmern geben, bei der es um die verschiedenen Aspekte von Armut in der Gesellschaft gehen soll. Auch das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd will Veranstaltungen anbieten. "Das Jahresthema Armut war ein erster Schritt. Dem müssen nun weitere folgen", macht Frauke Flöth-Paulus deutlich.

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