Die kleine Kneipe hat doch noch Freunde

Horath · Während vielerorts Gaststätten und Geschäfte schließen, hat in Horath "Die Scheier" neu eröffnet. In jahrelanger Arbeit haben Bernd und Petra Anton ein unbewohntes Bauernhaus umgebaut. Wirt wollten sie ursprünglich nicht sein, nun stehen sie aber doch hinter der Theke in ihrer kleinen Kneipe.

 Bernd Anton in seinem Element als nebenberuflicher „Scheier“-Gastwirt, für den im Krankheitsfall Ehefrau Petra einspringt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bernd Anton in seinem Element als nebenberuflicher „Scheier“-Gastwirt, für den im Krankheitsfall Ehefrau Petra einspringt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Horath. Bis vor zwei Jahren hätte sich Bernd Anton wohl kaum vorstellen können, einmal Wirt zu werden. Als selbstständiger Versicherungskaufmann ist der Mann aus Mülheim an der Mosel ausgelastet und er hatte auch keinerlei Ambitionen in Richtung Gastronomie. Doch es sollte anders kommen.
Er kaufte mit seiner Ehefrau Petra in Horath ein altes Haus, das sie umbauen und als Appartement vermieten wollten. Wenig später begannen Handwerker damit, das Haus von Grund auf zu sanieren, was ständig Neugierige anlockte. Sie wollten wissen, was aus dem so viele Jahre unbewohnten Haus werden sollte.
Die Idee ließ ihn nicht mehr los


Natürlich hatten die Horather auch selbst einige Ideen, was sie sich in dem Gebäude vorstellen könnten. Irgendwann kam dabei auch die Rede darauf, dass ein Gebäude, so mitten im Dorf gelegen, doch optimal für eine Gaststätte wäre. Denn das fehlt seit Jahren in dem kleinen Ort, wo kürzlich zudem auch noch der Dorfladen geschlossen hat.
Wer den Vorschlag gemacht hatte, weiß Anton nicht mehr. Doch die Idee ging ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf. "Die Leute wollten wieder einen Ort haben, wo sie sich treffen und austauschen können", sagt Anton - und er konnte sich auf einmal vorstellen, dass sein Haus dieser Ort werden könnte. Als sich dann eine Mieterin für die Wohnung und die in der ehemaligen Scheune geplante Gaststätte fand, waren die Würfel gefallen.
Pech für die Eigentümer war nur, dass die Mieterin aus gesundheitlichen Gründen dann doch nicht loslegen konnte. Anton sprang daher kurzfristig selbst ein. "Das ist ganz locker und es macht Spaß. Sonst könnte ich das nicht machen", erzählt er.
Für den Sommer, wenn auch die kleine Terrasse öffnet, will er eine Aushilfe einstellen. Denn Ehefrau Petra, Arzthelferin mit Ganztagsjob, vertritt ihn nur notfalls und Sohn Bastian hilft nur vorübergehend bis zu Beginn des Sommersemesters.
Wie viel sie in ihr 26 Quadratmeter großes Lokal "Die Scheier" mit etwa 30 Sitzplätzen investiert haben, wollen sie nicht verraten. Doch die bisherige Resonanz bestärkt sie. Nicht nur alle Vereine seien regelmäßig zu Gast, sondern auch Wanderer oder Kartenspieler. Auch vom Alter sei alles vertreten, Jugendliche ebenso wie ältere Herrschaften.
Einer der Gäste ist Alfred Martini, der in der Nähe wohnt und froh ist, ab und an einfach mal ausgehen zu können: "Es hat etwas gefehlt im Dorf."
Ortsbürgermeister Egon Adams schätzt den neuen Treffpunkt. Für die Bürger sei es ein Kommunikationsraum und das lange Jahre leerstehende Gebäude habe nun eine Zukunft. Besonders beliebt ist die Scheier bei den Vereinen. "Wir gehen nach den Proben immer dorthin - und auch öfters zwischendurch", sagt Musikvereinsvorsitzender Heribert Alt. Er ist überzeugt, dass im Ort alle auf so ein Lokal gewartet haben.
Friedhelm Schmitt, zweiter Vorsitzender des Sportvereins, ist ebenfalls überzeugt, dass die kleine Kneipe genau das ist, was im Ort gefehlt hat. Nach dem Training könnten die Fußballer sich zwar zwar auch im Sportlerheim treffen, aber das muss dann erstmal extra geheizt werden.
Das Lokal mitten im Dorf ist für ihn ein Stück Lebensqualität: "Das ist für das ganze Dorf optimal."
"Die Scheier" ist außer montags täglich ab 17 Uhr geöffnet, samstags ab 15 Uhr und sonntags ab 11 Uhr mit dreistündiger Nachmittagspause während des Winters.

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