Die Kohlmeise hat erneut den Schnabel vorn

Bernkastel/Wittlich · Sie gilt als Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion: Mehr als 74 000 Naturliebhaber haben sich bundesweit Anfang Januar zur "Stunde der Wintervögel" wieder in ihre Gärten gesetzt und Vögel gezählt. Mittlerweile hat der Naturschutzbund die Ergebnisse ausgewertet: Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurden 2078 Vögel gesichtet.

Bernkastel/Wittlich. Was der Zensus für die Menschen ist, ist die "Stunde der Wintervögel" für die gefiederten Freunde: Seit vier Jahren ruft der Naturschutzbund (Nabu) Deutschland dazu auf, sich im Rahmen der Aktion eine Stunde lang in Gärten und Parks auf die Lauer zu legen, Vögel zu zählen und die Beobachtungen schließlich per Online-Formular oder Post zu melden. "Es geht uns darum, möglichst viele Daten über ganz Deutschland und über viele Jahre hinweg zu sammeln, um zum Beispiel Veränderungen in der Populationsstruktur feststellen zu können", erklärt Cosima Lindemann vom Nabu Rheinland-Pfalz Sinn und Zweck der "Stunde der Wintervögel", die sich mittlerweile zu Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion entwickelt hat.
Inzwischen stehen die endgültigen Ergebnisse fest: Mehr als 74 000 Beobachter griffen zwischen dem 4. und 6. Januar in ganz Deutschland zum Fernglas und zählten insgesamt mehr als 1,9 Millionen Vögel (siehe Extra). Allerdings ist dies ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum vergangenen Jahr, als fast 93 000 Bürger mitmachten und mehr als 2,7 Millionen Vögel meldeten. Auch im Landkreis Bernkastel-Wittlich gingen die Teilnehmerzahlen zurück: Waren es 2013 noch 127 Naturliebhaber, die 5292 Tiere sichteten, zog es Anfang Januar lediglich 59 Vogelfreunde in die Gärten, die 2078 Vögel meldeten.
Für Lindemann sind die rückgängigen Zahlen allerdings kein Grund zur Beunruhigung: "Zum einen war letztes Jahr einfach extrem gut", sagt sie, "im Vergleich zu den Vorjahren sind die jetzigen Teilnehmerzahlen im Schnitt." Allerdings habe auch der vor allem bis Anfang Januar kaum zu spürende Winter eine Rolle gespielt: "Dadurch, dass wir ein so mildes Klima hatten, waren viele Vögel nicht in den Gärten an den Futterhäuschen, weil sie noch an anderen Stellen was finden konnten", erklärt Lindemann, "Menschen, die keine Vögel beobachten, machen dann natürlich auch keine Meldung." Und noch etwas hatte der milde Winter zur Folge: Die Zahl der gesichteten Zugvögel ging dieses Mal deutlich zurück.
Wenig Probleme mit den milden Temperaturen hatten im Kreis dagegen die Kohlmeisen: Sie wurden in den Gärten zwischen Manderscheid und Malborn - wie schon im vergangenen Jahr - am häufigsten gesichtet: 315 Zählungen meldeten die Vogelbeobachter, dicht gefolgt vom Haussperling, der 313-mal gesichtet wurde. Mit deutlichem Abstand folgen Blaumeise und Feldsperling (siehe Grafik). Damit liegt der Kreis zwar nicht ganz, aber doch fast im deutschlandweiten Trend: Bundesweit setzte sich der Haussperling vor der Kohlmeise, dem Feldsperling und der Blaumeise durch.
Doch auch weniger bekannte Arten flatterten den ehrenamtlichen Vogelbeobachtern im Landkreis vors Fernglas: So wurde beispielsweise drei Mal ein Kernbeißer, zwei Mal ein Wintergoldhähnchen und einmal gar eine Schwanzmeise entdeckt - Irrtum vermutlich nicht ganz ausgeschlossen. Aber das - so Cosima Lindemann vom Nabu - sei nicht weiter tragisch: "Die Masse macht\'s", betont die Expertin, "Fehler passieren immer, auch Experten, aber über die Masse mittelt sich das wieder raus."
Details zur "Stunde der Wintervögel" gibt es im Internet unter www.nabu.de. Wer künftig mitmachen möchte, muss nicht bis zum kommenden Winter warten: Vom 9. bis 11. Mai ruft der Nabu zur Teilnahme an der "Stunde der Gartenvögel" auf.Extra

Deutschlandweit wurden in 51 870 Gärten 1 958 087 Vögel gezählt. 74 535 Vogelfreunde machten mit. Das sind die zehn am häufigsten beobachteten Arten: 1. Haussperling (276 751 Exemplare), 2. Kohlmeise (271 507), 3. Feldsperling (189 650), 4. Blaumeise (189 444), 5. Amsel (154 199), 6. Grünfink (111 766), 7. Buchfink (84 281), 8. Elster (79 441), 9. Rabenkrähe (57 510), 10. Rotkehlchen (43 989). neb

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