Die Kraft der Steine

WITTLICH-NEUERBURG. Edelsteintherapeutin und Therapeutin für Prana-Energie: So lauten Janka Schmulder-Kunkels Berufsbezeichnungen. Für die Frau aus dem Bergischen nichts Extravagantes, sondern etwas ganz Normales.

Meridian- und Akupunkturstäbe, Generatorenkristalle und Perytsonnen: Mit Hilfe dieser Edelsteine versucht eine junge Frau aus Neuerburg, Menschen zu heilen. Mancher mag die Steine als schöne Schmuckstücke betrachten, mancher als willkommene Geldanlage, ein stetig wachsender Kreis von Anhängern schwört jedoch auf deren Kraft in Sachen Gesundheit.Helfen sollen ausgesuchte Edelsteine nicht nur bei physischen, sondern auch bei seelischen und zahlreichen anderen Gebrechen. Steinheilkundler gehen - wie sämtliche so genannte "alternative" Heilungsmethoden - von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Sie betrachten den Mensch als kompliziertes System, bei dem alle Rädchen ineinandergreifen.So denkt auch Janka Schmulder-Kunkel. Der Vater war Ungar, bereits die Mutter hellsichtig und irgendwie mit Zigeunern verwandt. Schmulder-Kunkel ist seit zwei Jahren im Heilgewerbe und gibt ihr Wissen in gut besuchten Kursen in der Volkshochschule weiter. Die Kurse sind wahlweise über sechs Wochen, sechs Monate oder ein ganzes Jahr buchbar."Was dem einen gut tut, gibt dem anderen nichts"

"Ich arbeite sehr direkt und experimentell mit den Teilnehmern", berichtet sie. So wie kein Mensch dem anderen gleiche, so gleiche auch kein Stein dem anderen. Was dem Einen gut tue, gebe dem Zweiten nichts und wirke bei einem Dritten sogar hinderlich. Zentral ist das Tagebuch, das die Teilnehmer führen müssen, um ihre Erfahrungen mit einem bestimmten Stein beim nächsten Treffen vor sich zu haben. Bücher empfindet sie zwar als anregend und interessant, gearbeitet wird in den Kursen dennoch mit dem Gespür jedes Einzelnen. "Sich wieder auf das eigene Gefühl verlassen lernen, darin liegt auch in Bezug auf die Steine ein wesentliches Lernziel."An den Wochenenden geht Schmulder-Kunkel mit ihren Kursteilnehmern raus in die Natur: Hier ernten sie Pflanzen, um Essenzen herzustellen. Auch Hildegard von Bingen und Edward Bach (Namensgeber für die Bachblüten) haben so gearbeitet bei der Herstellung ihrer Produkte, die sich wie die Edelsteintherapie einer wachsenden Beliebtheit erfreuen.In Schmulder-Kunkels Reich im ersten Stockwerk liegen in Regalen die Edelsteine, mit denen sie ihre Klienten behandelt: Rosenquarze, Bergkristalle, Turmaline in unterschiedlichsten Formen. Tropfenförmige Meridianstäbe, Akupunkturstäbe, die an einem Ende spitz, am anderen abgerundet sind. Jede Form dient einem bestimmten Zweck: Mal werden Akupunkturpunkte angeregt, mal Energien in die Chakren (Energiezentren, indisch) gegeben, mal die Meridiane (Energiebahnen, chinesisch) massiert.Die Steine kommen aus dem Allgäu

"Schwarze Turmaline schützen und schirmen ab, weshalb sie gerne gegen Wasseradern eingesetzt werden." Faszinierend seien auch die kreisrunden Perytsonnen. Auf dem Körper des Behandelten aufgelegt, hätten auch die unsensibelsten Klienten deren große Kraft gespürt, berichtet die 38-Jährige. Männer kommen selten und dann meist von den Frauen geschickt; Frauen erlebt Schmulder-Kunkel als offenere und kommunikativere Wesen.Wie bei der klassischen Homöopathie seien Erstverschlimmerungen im Krankheitsbild möglich. Aber: Nur, wer sich seine Leidensgeschichte vor Augen führe, wer sich konfrontiere mit seiner Krankheit, seinem Kindheitstrauma, seiner Depression, habe eine Chance auf Heilung. Die Seele zeige einem schon, wie weit sie gehen wolle - und könne, so Schmulder-Kunkel zuversichtlich. "Was hochkommt, darf hochkommen."Ihr erster Lehrer war Kanadier und hatte noch beim legendären Hopi-Indianer Sun Bear gelernt, einem der Verfasser des Buches "Das Medizinrad".Ihre Steine bezieht sie meist von einer Lehrerin aus dem Allgäu, mit der sie in ständigem Kontakt steht. Manchmal geht sie auch selbst Bergkristalle suchen. Ihr Rezept auch hier: Erspüren, wo sie stecken, und dann behutsam freilegen.Schmulder-Kunkel ist übrigens weit davon entfernt, die Bodenhaftung zu verlieren. Die Tochter und die Hunde wollen ernährt, das Haus renoviert, Träume wie der von einer eigenen Harfe erfüllt werden. Deshalb trägt sie neben der therapeutischen, der Verkaufs- und der Lehrtätigkeit Tag für Tag den TV aus.

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