Die Krankheit annehmen

WITTLICH. (noj) Es gibt viele Menschen, die an verschiedenen Formen von Asthma leiden. Eine Selbsthilfegruppe gab es im Kreis Bernkastel-Wittlich bisher nicht. Jetzt wurde erstmals eine Gruppe gegründet, die sich aktiv mit der Krankheit auseinandersetzen will.

Das Interesse war groß. Mehr als 30 Betroffene fanden sich in der Cafeteria des St. Elisabeth-Krankenhauses in Wittlich ein, um Mitglied in der neuen Selbsthilfegruppe zu werden. Der ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Thomas Zimmer, begrüßte die Anwesenden und ermutigte sie in der Gruppe mitzuarbeiten: "Sie arbeiten selbst mit, indem sie sich informieren." Dr. Albrecht Gebauer, Internist und Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde im Krankenhaus, freute sich über das zahlreiche Erscheinen der Interessierten. Er ermunterte die Anwesenden sich einzubringen und sich zu engagieren. "Selbsthilfegruppe heißt, dass die Betroffenen ihre Krankheit annehmen und sich eigeninitiativ damit beschäftigen." Der Arzt könne dabei nur begleiten und Rat geben. Besonders interessant war die Rede von Dr. Helmut Berck, dem Bundesvorsitzenden der Patientenliga. Berck ist selbst Betroffener und konnte aus seiner Sicht den Anwesenden Mut machen. "Die Krankheit eignet sich extrem gut für das Eigenengagement des Patienten", berichtete er aus Erfahrung. Bei Asthma handele es sich um eine Volkskrankheit. Man müsse jedoch vielfach mühselig versuchen, die Betroffenen zu ihrem Glück zu zwingen, erklärte er. Oft müssten die Leute von ihrem Zustand erst sehr stark betroffen sein, damit sie auf den Gedanken kommen, selbst etwas dagegen zu tun. Er nannte als Beispiel die große Gruppe der Raucher, die oft auch unter einer Form des Asthmas leiden. Berck betonte, dass die Patientenliga mit drei Beinen auf dem Boden der Schulmedizin stehe. Diese sei heute in der Lage, mittelschweres Asthma so zu behandeln, dass man es kaum merke. Es sei aber wichtig, einen guten Arzt zu finden. Er appellierte an alle Betroffenen, sich Basiswissen anzueignen. "Sie müssen die Medikamente kennen!" Wissen müsse man als Asthmatiker oder Allergiker, beispielsweise auch, wo man am besten Urlaub mache oder was man sich körperlich zumuten könne. Er empfahl Physiotherapie, bei der das Atmen gelernt werde: "Sie werden Teile der Lunge merken, die Sie nicht gekannt haben", meinte Berck. Auch Lungensport legte er den Betroffenen ans Herz. Zum Schluss ging Berck noch auf die Vorraussetzungen für eine Selbsthilfegruppe ein. Es brauche "Macher", Leute die die Dinge in die Hand nehmen und jemanden, der den Kontakt zu den Ärzten halte. Außerdem braucht die Gruppe einen Raum für regelmäßige Treffen und ein Programm. Für die Finanzierung empfahl er den Beitritt zur Patientenliga. Die 25 Euro pro Jahr seien gut angelegtes Geld und gingen mit zehn Euro wieder an den Ortsverband zurück. Außerdem müsse man Spender suchen.

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