"Die Krise ist da, aber keiner will's zugeben"

Die Krise am Automobilmarkt macht auch vor den Händlern im Kreis Bernkastel-Wittlich nicht Halt. Die Zahl der verkauften Autos ist in den vergangenen Wochen spürbar zurückgegangen. Doch die Mehrzahl der Händler setzt auf die Treue ihrer Kunden und will abwarten. Bisher sind keine Entlassungen geplant.

Wittlich. "Bei den Autoreparaturen macht sich die Krise nicht bemerkbar, im Verkauf dagegen schon", sagt Helmut Simon vom Autohaus Raiffeisen in Wittlich. Problematisch sei vor allem der Verkauf von Neuwagen. Wer heute ein Auto über mehrere Jahre finanzieren will, frage sich oft, ob sein Job so sicher ist, dass er die Raten auch in den kommenden Jahren noch zahlen kann. "Bei den Kunden herrscht große Unsicherheit." Der Vorlauf, dass heißt Autos, die jetzt bestellt und Anfang kommenden Jahres ausgeliefert werden, sei um etwa ein Drittel zurückgegangen, schätzt Simon. Der Renault- und Dacia-Händler steht mit dieser Einschätzung nicht alleine da.

Auch Hiltrud Kappes vom gleichnamigen Autohaus in Bernkastel-Kues spricht von einem Drittel weniger Autoverkäufen. Sie will zunächst den Jahresanfang 2009 abwarten - doch wenn sich die Situation dann nicht bessert, muss die Geschäftsfrau möglicherweise Mitarbeiter entlassen. Abwarten heißt die Devise zurzeit auch im Wittlicher Autohaus Bohr. "Das Jahr ist bisher gut gelaufen", erklärt Fritz Bohr, allerdings fehle es jetzt an Neubestellungen. Ein Stellenabbau ist jedoch nicht geplant.

"Wir haben einen treuen Kundenstamm und ein breit gefächertes Angebot, doch die Angst in der Branche ist groß", sagt Helmut Jäcker, Geschäftsführer im Autohaus Heister in Wittlich. Dennoch verspricht sich der Ford- und Opel-Händler einen guten Start in das neue Jahr. Jäcker sieht den Grund für die fehlende Kaufbereitschaft vor allem in der Berichterstattung durch die Medien. "Die Medien schüren Angst bei den Leuten. Eine dreimonatige Nachrichtensperre zu diesem Thema würde dazu führen, dass die Investitionsbereitschaft wieder da ist."

Die Kaufzurückhaltung der Kunden spürt auch Marc Herschbach, Geschäftsführer im Autohaus Eifel-Mosel. Dank eines großen Kundenstamms und einer intensiven Kundenbindung sei sein Haus noch recht gut aufgestellt, allerdings habe er von Kollegen schon viele negative Äußerungen gehört. Die Medien verunsicherten die Leute, sagt er, und vermittelten den Eindruck, die Händler könnten über die Angebote hinaus riesige Rabatte geben, doch das sei unmöglich.

Autokauf lohnt sich gerade jetzt



"Keiner traut sich, die Wahrheit zu sagen", meint ein Wittlicher Autohändler der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit dem TV. "Die Krise ist da, jedoch will keiner zugeben, wie schlecht es ihm geht." Viele Händler hätten schon erste Konsequenzen gezogen. In seinem Haus, hofft er, bleibe man von Entlassungen verschont.

Auch Autohändler Helmut Simon will die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter unbedingt sichern. Und nennt gleich mehrere gute Gründe, warum sich gerade jetzt ein Autokauf lohnt: "Es gibt zurzeit sehr günstige Angebote, dazu kommen akzeptable Zinssätze und ein wirklich günstiges Preisleistungsverhältnis dank verschiedener Sondermodelle sowie tolle Schnäppchen durch Kurzzulassungen."

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