Die Krönung des Mosel-Honigs

Bernkastel-Kues · Sieben Imker machen den Anfang: Ihr Bienenprodukt darf sich Mosel-Honig nennen. Der soll in Hotels und Cafés unverzichtbar werden und auch das Angebot der Winzer ergänzen. Derzeit ist aber zu wenig Honig auf dem Markt.

 Auf den ersten Blick erklennbar: Zertifizierter Honig darf die Moselkrone tragen. Foto: privat

Auf den ersten Blick erklennbar: Zertifizierter Honig darf die Moselkrone tragen. Foto: privat

Bernkastel-Kues. Zwei Produkte stehen bisher unter dem Schirm des Projekts "Dachmarke Mosel": der Wein und der Weinbergspfirsich. Sie bekommen nun Verstärkung. Der Mosel-Honig wird das dritte regionale Dachmarkenprodukt und darf mit der goldenen Krone, dem Emblem der Dachmarke, beworben werden.
Sieben Imker beziehungsweise ihre Produkte werden morgen, Dienstag, zertifiziert. Eines der zu erfüllenden Kriterien: Die Bienenvölker müssen ihre Produktionsstätte in einem der etwa 170 Weinbau treibenden Orte an Mosel, Saar und Ruwer haben. Zweite wichtige Voraussetzung: Durch Laboranalysen muss die Qualität des Honigs bestätigt werden.
2000 Winzer angeschrieben


Dass Wein und der für die Region typische Pfirsich zu Dachmarkenprodukten erhoben worden sind, verwundert nicht. So wie sie sich in der Kulturlandschaft darstellen und entwickeln, sind sie noch zu kopieren.
Aber Honig? Klaus Reitz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR) in Bernkastel-Kues klärt auf: "Der Wein ist natürlich die zentrale Säule. Aber wir haben nicht nur ihn als Spezialprodukt im Blick". Der Mosel-Honig erweitere das Angebot an regionalen Produkten.
Er soll zum Sortiment von Winzern zählen, in Vinotheken und Geschäften angeboten werden und den Frühstückstisch in Hotels und Cafés bereichern. "Wir haben unter anderem mehr als 2000 Winzer angeschrieben und ihnen mitgeteilt, dass es ein neues regionaltypisches Produkt gibt", erläutert Reitz.
Die Initiative für das Projekt ging von zwei Imkern aus. "Sie haben gefragt, ob sie ihr Produkt mit der goldenen Moselkrone bewerben können", berichtet Reiz, "wir haben aber abgelehnt, denn es handelt sich um ein geschütztes Emblem." Aber zumindest eine Idee war geboren.
"Ein Arbeitskreis wurde gegründet", sagt Reitz schmunzelnd. Der arbeitete sogar erfolgreich. Zwölf Imker haben sich gemeldet. Die Erzeugnisse von sieben von ihnen haben alle Proben bestanden, bei den anderen reichte nach zwei eher schlechten Jahren die Menge nicht mehr für eine Zertifizierung aus, die drei Jahre Bestand hat. Sie und möglichst viele andere sollen aber noch folgen.
Einer der zwei Interessenten, die beim DLR nachfragten, ist Rudi Hoffmann aus dem Bernkastel-Kueser Stadtteil Andel. Sein Honig wird bereits in einem Café in der Stadt angeboten. Hoffmann wollte das Emblem verwenden, um darstellen zu können, dass es sich um ein regionales Produkt handelt.
Zweiter Aspekt: "Nicht alle Imker behandeln Bienen artgerecht. Bei dem Projekt steht man unter einer gewissen Kontrolle und muss Nachweise führen", erläutert Hoffmann. Dieser Herausforderung stelle er sich gerne.
Auch Joachim Clemens aus Traben-Trarbach kann nun mit Mosel-Honig aufwarten. Für den Absatz braucht er die Zertifizierung nicht. "Ich habe zu wenig Honig", sagt er und wiederholt damit, was auch schon Rudi Hoffmann gesagt hat. Für die Identität einer Region sei ein solches Produkt aber von Bedeutung.
Der Vorsitzende des Imkerverbandes Traben-Trarbach ist Herr über bis zu 18 Bienenvölker. In der Hauptproduktionsphase im Frühsommer bestehe jedes von ihnen aus bis zu 60 000 Bienen, erzählt er. Jedes Volk produziere 20 bis 25 Kilogramm Honig pro Jahr, rechnet der Hobbyimker vor. So viel kommt also gar nicht zusammen. Ein 400-Gramm-Glas bringt Clemens 4,20 Euro beim Verkauf an der Haustür.
Ohne Bienen kein Obst


Etwas kommt bei allem zu kurz: Honig ist quasi nur ein Nebenprodukt. In erster Linie sind die Bienen zur Bestäubung von Gewächsen dar. "Fast 40 Prozent der Nutzpflanzen profitieren davon. Das ist eine große volkswirtschaftliche Leistung", sagt Klaus Reitz. Rudi Hoffmann drückt es so aus: "Ohne Bienen keine Birnen. Wir würden verhungern."
Klaus Reitz, bisher nur Honig-esser, hat mehr Appetit bekommen und erwägt, sich auch ein paar Bienenvölker zuzulegen. Und was kann er sich als nächstes Dachmarkenprojekt vorstellen? "Warum kein Moselbrot", antwortet er.
Folgende Imker werden zertifiziert: Axel Braband (Kesten), Rudi Hoffmann (Andel), Joachim Clemens (Traben-Trarbach), Jörg Buchkremer (Enkirch), Robert Weis (Zell), Boris Kretz (Bullay), Rainer Serwazi (Mesenich, Untermosel).
Extra

Honig Glaubt man den Nachschlagewerken und anderen Quellen, dann sind die Deutschen Weltmeister im Honigkonsum. Die Zahlen schwanken allerdings: Jeder von uns konsumiert danach durchschnittlich zwischen einem und 1,4 Kilogramm pro Jahr. Nur 25 Prozent des Honigs stammen aus eigener Produktion, circa 75 Prozent müssen importiert werden. Viel davon kommt nach Angaben von Klaus Reitz aus China. In Rheinland-Pfalz gibt es knapp 4200 Imker. Die Zahl der Bienenvölker beläuft sich auf etwa 28 000. cbExtra

 Nach dem langen Winter macht Imker Rudi Hoffmann die Frühjahrskontolle bei seinen Bienenvölkern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Nach dem langen Winter macht Imker Rudi Hoffmann die Frühjahrskontolle bei seinen Bienenvölkern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Dachmarke Mosel 2006 ging die Regionalinitiative Mosel an den Start. Ihr Ziel: Gemeinsam die Entwicklung der Region vorantreiben und die Kulturlandschaft erhalten. Die Säulen sind Wein, Tourismus und Kultur. Unter der Dachmarke Mosel sollen sich viele Akteure wiederfinden: Gastronomen und Hoteliers, Touristiker und Kulturträger, Handwerker und Winzer, regionale Industrie-, Weinwirtschafts- und Handelsbetriebe, aber auch jeder Bürger, der nicht in eine dieser Kategorien fällt. Gefördert und belebt werden soll das beliebte Wir-Gefühl. cb

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