Die Kunst der Improvisation

GROßLITTGEN. Schwungübungen, Englisch und Hortplätze: Damit sich auch das bauliche Konzept dem modernen pädagogischen anpasst, sah der Gemeinderat Handlungsbedarf in seiner Kindertagesstätte. Für über 400 000 Euro wird sie derzeit umgebaut.

Umbauzeiten sind stets auch unruhige Zeiten, in denen die Improvisationskunst großgeschrieben wird. Irgendwie scheint das jedoch Erwachsene stärker zu belasten als Kinder. In der Kindertagesstätte Großlittgen jedenfalls spielen 46 Mädchen und Jungs genauso gelassen wie immer. Sie packen Blätter und Stifte aus, decken in aller Ruhe den Frühstückstisch und basteln an ihren Hasenohren für die Osterzeit - alles eben im ersten Stockwerk statt ebenerdig. In einem separaten Eckchen türmen Maceo, Ole und Nico ihre Holzklötze hoch konzentriert zu einer gigantischen Kanone, als ob sie von den Geräuschen der Bauarbeiten nichts mitbekommen. Tun sie offenbar auch nicht - in ihrer Welt sind sie gerade ganz und gar Piraten auf hoher See. Zusätzliche Hortplätze sollen entstehen

In der anderen Welt, der so genannten Realität, kümmern sich Erwachsene darum, dass auch die nächste Generation Kinder wieder Platz zum Spielen und Lernen hat. Und dazu muss umgebaut werden: Das Ziel sind zusätzliche Hortplätze und Plätze für Kinder unter drei Jahren. "Nur so sichern wir uns auch für die Zukunft die Betriebserlaubnis für unsere 30 Jahre alte Einrichtung", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Hubo. Gearbeitet wird in zwei Bauabschnitten. Witterungsbedingt liegt man zur Zeit vier bis sechs Wochen neben dem Plan, aber irgendwann muss ja das ersehnte Tauwetter einsetzen. "Dachdecker und Zimmerleute stehen in den Startlöchern", erläutert Hubo. Die meisten Gewerke sind vergeben. Das einzige, was noch offen steht, sind die Schreiner- und Spielplatzarbeiten für den zweiten Bauabschnitt. Abbruch-, Maurer- und Betonarbeiten sind schon erledigt, die Fenster abgemessen und bestellt. Alles wartet auf besseres Wetter, denn dann wird zügig der Dachstuhl abgeschlagen. Laut Plan werden Umbau und Sanierung noch im Sommer abgeschlossen. Dann liegen im Parterre zwei Gruppenräume sowie ein Multifunktionsraum, der auch für Projekte genutzt werden kann. Im ersten Stockwerk, wo die Kinder seit dem vergangenen Sommer "wohnen", entstehen Kreativ- und Computerräume. Auch der Sanitärbereich wird schöner und moderner. "Wenn alles fertig ist, erfüllen wir den Anspruch einer modernen Kindertagesstätte, die den von der Landesregierung geforderten Bildungsauftrag erfüllen kann", sagt sich Kita-Leiter Alois Debald. Schon jetzt kooperieren seine fünf Mitarbeiterinnen mit den Grundschullehrern, um eine optimale Vorbereitung auf das schulische Leben zu gewährleisten. Englisch steht auf dem Plan, Schwungübungen und eine gezielte logisch-mathematische Förderung. Und wer Lust hat, kann hier schon vor dem ersten Schuljahr lesen lernen.

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