Landwirtschaft Aus Grünland wird Braunland

Wittlich · Die langanhaltende Hitze und Trockenheit macht den Landwirten in und um Wittlich zu schaffen. Sie befürchten Ernteeinbußen, Qualitätsabschläge und hoffen auf Regen.

 Viel gibt‘s nicht mehr zu holen für Kühe. Wegen der Trockenheit wächst auf den Weiden nichts mehr.

Viel gibt‘s nicht mehr zu holen für Kühe. Wegen der Trockenheit wächst auf den Weiden nichts mehr.

Foto: klaus kimmling

Aus den grünen Weiden in und um Wittlich sind vielerorts braune Steppen geworden: Extreme Dürre und Hitze machen den Landwirten in der Region seit mehreren Wochen zu schaffen. Gerade hat die Getreide- und auch die Tabakernte in und um Wittlich begonnen. Doch die Bauern befürchten eine geringere Ernte als im Vorjahr. Landwirt Carlo Bauer aus Wittlich-Neuerburg macht sich Sorgen um seine Tabak- und Kartoffelpflanzen auf den Äckern: „Wenn es nicht in den nächsten 14 Tagen regnet, haben wir Einbußen bei der Erntemenge“, sagt Bauer. Tabak und Kartoffeln benötigten dringend Wasser. „Sonst müssen wir bei den Kartoffeln mit Qualitätseinbußen rechnen.“ Solche extremen Hitze- und Trockenperioden seien in den vergangenen Jahren vermehrt aufgetreten, sagt der Landwirt. „Als andere noch darüber diskutiert haben, ob es den Klimawandel überhaupt gibt, haben wir ihn schon gemerkt.“ Die Landwirte hätten sich allerdings schon fast daran gewöhnt, sagt Bauer, „aber das macht die Sache nicht einfacher.“
Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands, sagt, es habe in Wittlich etwa vier Wochen nicht mehr richtig geregnet. „Bis auf einige örtlich begrenzte Starkregen in umliegenden Ort­schaften.“ Aber das seien ebenfalls absurde Wetterlagen, sagt der Landwirt: „Als es in Plein an einem Tag 18 Liter pro Quadratmeter geregnet hat, ist hier in Wittlich nichts runtergekommen.“ Dennoch, sagt Zelder, sehe es auf den Feldern der Orte, wo es Starkregen gegeben habe, immerhin besser aus als in den Gebieten, wo kein Starkregen runterkam. Mit einer Ausnahme: „Bei Kleinich im Hunsrück hat Starkregen den Mais so plattgemacht, dass es aussieht, als wäre jemand mit einer Dampfwalze drübergefahren.“

Die massive Trockenheit der vergangenen Wochen wirke sich vor allem auf das Grünland, also die Weideflächen, aus. „Die Sonne hat das Grünland mittlerweile verbrannt, und daraus ist jetzt Gelb- und Braunland geworden.“ Große Schäden verursache die massive Trockenheit nicht nur bei Sonderfrüchten wie Tabak und Kartoffeln, sondern auch in der Futter- und Weidewirtschaft, sagt Zelder.
Seine Rinder auf den Weiden hätten nämlich in wenigen Tagen nichts mehr zu fressen, da mangels Regen kein Gras nachwachse, sagt der Bauernchef. „Dann muss ich sie von den Weiden holen und im Stall füttern, weil auf den Wiesen nichts mehr wächst.“ Das bereite den Landwirten zusätzliche Arbeit und koste Geld.

Zelder:„Man muss sich nur mal den Pichterberg hinter Wittlich in Richtung Großlittgen anschauen: Der ist total verdorrt.“ Neben den Weiden sei auch der Futtermais betroffen, der anfange Trockenschäden zu zeigen. Zelder: „Der Mais leidet besonders unter Trockenheit, weil er dann keinen Kolben schiebt. Ohne Maisstärke, wenn man also nur Stängel erntet, fehlt den Schweinen und Rindern im Futter der Energieträger.“ Um die Tiere zu ernähren, müssten die Landwirte dann Futter zukaufen. „Das würde uns an den Geldbeutel gehen. Wir brauchen dringend Regen.“ Der Mais werde normalerweise Mitte September geerntet. Wenn es weiter so trocken und heiß bleibe, müsse die Ernte in diesem Jahr vielleicht aber schon früher starten

Einzig und allein bei der Hauptfeldfrucht, in der Region, dem Weizen, sehe es gar nicht so schlecht aus, meint Zelder – „vorausgesetzt, es kommt jetzt kein Starkregen mehr, der ihn umwirft.“ Die Weizenernte werde nun in den nächsten Tagen beginnen. Mit 4800 Hektar nehme Weizen im Landkreis den Spitzenplatz bei der Anbaufläche ein. Zelder: „Es sieht so aus, als ob wir bei der Getreideernte, die jetzt mit den früh­reifen Sorten wie Wintergerste begonnen hat, mit einem blauen Auge davonkommen. Einige Landwirte sagen aber, dass sie wenig Gerste gedroschen haben.“

Schlecht sehe es für das Futtergetreide Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, aus, sagt Zelder. Da seien deutliche Einbußen zu erwarten. Bei der Getreideernte spiele aber vor der Menge hauptsächlich die Qualität eine Rolle, sagt der Bauernchef. „Der Weizen auf dem Feld sieht gut aus. Deshalb hoffe ich auch, dass die Qualität stimmt.“

Der Deutsche Bauernverband (DBV) erwartet wegen der in weiten Teilen Deutschlands vorherrschenden Trockenheit eine Getreideernte von nur 41 Millionen Tonnen. Die Durchschnittsmenge der vergangenen fünf Jahre beträgt 47,9 Millionen Tonnen.

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