Die Liebe kennt keine Sprachbarriere

Morbach/Thalfang · "Bonjour, Goededag, Dzien dobry, Buenos dias, Buon giorno, Hello oder Guten Tag" - diese und noch viele weitere Begrüßungen in zahlreichen Sprachen kann man rund um Morbach und Thalfang hören. Denn hier leben 47 unterschiedliche Nationalitäten. Einige von den "Internationals" erzählen, was sie nach Deutschland gebracht hat, und dabei handeln alle Geschichten von der Liebe, die sie hier festhält.

Morbach/Thalfang. In Binghamton/New York wurde David Dombrowski (53) geboren. Er lebt seit über 30 Jahren in Morbach. Der Amerikaner war bei der Airforce am Hahn stationiert und hat im Munitionslager Wenigerath gearbeitet. Vor 30 Jahren lernte er Ehefrau Ina kennen. Sie heirateten 1985 und bekamen zwei Kinder. "Als Augenoptikermeister arbeite ich halbtags bei meiner Frau im Geschäft und in der anderen Zeit eben im Haushalt. Einer muss ja die Arbeit machen", sagt er lachend.
Die Entscheidung, fern seiner Heimat zu leben, fiel Dombrowksi anfangs nicht leicht: "Ich hatte schon Heimweh, aber als wir eigene Kinder bekamen, änderte sich das." Mit seinen Eltern und fünf Geschwistern habe er stets einen guten Kontakt gehalten. "Einmal im Jahr fliege ich nach Amerika zu meiner Familie." Zwar sei sein Herz immer irgendwie in der Heimat, aber die Liebe doch das schönste Argument zu bleiben.
Einen langen "Um"-Weg nach Deutschland machte Karla Carillo de Krämer: Die 39-Jährige stammt aus Guadalajara in Mexiko: "Im Sommer 1999 war ich mit meiner Schwester in Europa als Rucksacktouristin unterwegs. Im Zug nach Rom lernte ich Mario kennen. Gemeinsam ging die Reise weiter, dann verloren wir uns aus den Augen und trafen uns zufällig wieder. Da entdeckte ich, dass er schöne Augen hatte, und wir verliebten uns." Zwei Jahre später heiratete sie ihren Mario und kam mit ihm zurück, erst nach Bernkastel-Kues dann nach Morbach-Hinzerath. Für Karla, die in Mexiko Architektur studiert hat und jetzt an der Volkshochschule in Bernkastel-Kues Spanisch unterrichtet, war die Umstellung auf das "kalte Deutschland" zunächst schwer. Sie besuchte in ihrer Heimat eine französische Schule, sprach zudem noch Englisch, aber Deutsch wollte sie nie lernen, weil es so schwierig ist. "Anfangs haben wir uns mit Händen und Füßen verständigt", erzählt sie. Mit ihren Kindern Carmen (8) und Diego (6) redet sie Spanisch, ihr Mann Deutsch.
Kein Wort Deutsch sprach oder verstand Serge Antony aus Arradon/Bretagne, als er 1973 als Soldat nach Deutschland kam. 1976 lernte er seine spätere Frau Margret kennen, und "es funkte sofort", sagt der heute 57-Jährige. Als Sägewerker fand er damals sofort Arbeit bei der Firma Kuntz. "Wir verständigten uns mit Händen und Füßen. Aber es ging immer irgendwie." Der Frührentner Antony hat in Morbach den Boule-Club gegründet und ist unter anderem Vorsitzender des Partnerschaftskomitees mit Pont-sur-Yonne. "Ich wollte immer zurück in meine Heimat, habe es aber nicht geschafft", gesteht er. Seine Mutter ist jedes Jahr zu ihnen zu Besuch gekommen. Und seit die beiden Kinder Sascha und Kevin da waren, sei es unmöglich geworden, wieder ganz nach Frankreich zu gehen. Mittlerweile ist Antony Opa und fühlt sich pudelwohl in Morbach.
Allen Interviewten fehlt jedoch gerade an Weihnachten eines besonders: die gesellige und lustige Zusammenkunft mit der großen Familie. Denn Weihnachten in Deutschland ist anders als in anderen Ländern: "In Frankreich gibt es am ersten Weihnachtstag früh morgens die Geschenke", sagt Serge Antony. Karla Carillo de Krämer: "Das Christkind bringt in Mexiko am 25. Dezember kleine Geschenke, und am 6. Januar wird dann mit großen Paketen gefeiert." Auch David Dombrowksi lernte den Heiligabend mit den heimischen Bräuchen erst kennen: "Santa Claus kommt in den USA erst in der Nacht zum 25. Dezember." Eines jedoch ist allen gleich, egal, welcher Nationalität: An Weihnachten sind ihre ureigenen Familien hier zusammen, und in Gedanken feiern sie mit ihren Lieben trotz der großen Entfernung.Extra

In der Einheitsgemeinde Morbach leben 10 755 Einwohner, 34 Nationalitäten sind hier vertreten. 47 Staatszugehörigkeiten gibt es in der VG Thalfang, die 7902 Einwohner zählt. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind in der VG Thalfang Menschen aus Bulgarien, Luxemburg, den Niederlanden und Polen. Die Niederländer und Polen machen auch den Großteil der Internationalen in der EG Morbach aus, wie Elfie Schreiner von der Gemeindeverwaltung mitteilt. jo

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