Die Lieser aus dem Dornröschenschlaf wecken

Wittlich · Von einem der vielen Ansätze für Wittlichs Zukunft ist Otto Schaeffer begeistert: Die Idee, die Lieser im Stadtbild wieder erlebbar zu machen (der TV berichtete). Er hat dazu drei Seiten voller Anregungen aufgeschrieben. Immerhin kennt er den Fluss "schon immer" und schaut von seinem Haus in der Römerstraße aufs Wasser.

Wittlich. "Die Lieser muss aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden. Verwilderte Natur: Ja! Aber in Grenzen, so dass der Flusslauf wieder sichtbar wird!" Das ist die Überzeugung von Otto Schaeffer. Sein Geburts- und heutiges Wohnhaus steht in der Römerstraße am Fluss, auf den er täglich schaut. Darauf ist er stolz und darauf, dass seine Familie "seit 1733" in der Säubrennerstadt lebt. Stadt Geschichte(n)

Ob das was damit zu tun hat, dass die Lieser ihm eine sogenannte Herzensangelegenheit ist? Jedenfalls weiß er noch, dass am Fluss selbst das französische Militär, das längst abgezogen ist, mit angepackt hat. "Alle zwei Jahre befahl der jeweilige Kommandant Soldaten, die über die Stränge geschlagen hatten, an einem Niedrigwassertag, das Bachbett von allem Unrat zu säubern. Natürlich unter Aufsicht von Unteroffizieren und Feldwebeln, wobei manchmal auch eine Flasche Schnaps den Besitzer wechselte." Heute, wo man technisches Gerät habe und nicht mehr auf Handarbeit setzen müsse, passiere dagegen nichts. Generell kritisiert er das Erscheinungsbild des Flusses, dort, wo er noch sichtbar ist. "Stadtbesucher gehen zu den Brücken und vermuten dort einen Fluss. Fehlanzeige! Man sieht ein paar Sandbänke mit Unrat, Flaschen, Papier, Plastiktüten und für die Enten und Ratten Essensreste wie Brot." Schaeffers Lösungsvorschlag: "Sandbänke entfernen, da dort bei Niedrigwasser Unrat und Schwemmgut strandet, verbuschte und zugewachsene Uferteile an den Spazierwegen freischneiden." Dazu könnten Bänke aufgestellt werden. Das Mühlenrad am Anwesen Thewalt informativ zu beschildern ist eine andere seiner Ideen. "Schön wäre es, das Meilens-Gässchen oberhalb der Brücke Trierer Tor an den Rand der Lieser zu verlegen", findet Otto Schaeffer, der sich zudem die Staustufen zurückwünscht, die es vor der Renaturierung gab. Generell ist er sicher: "Auch ein Flusslauf gehört zu einem sonst attraktiven Stadtbild von Wittlich." Immerhin gebe es am Wasserlauf einiges zu beobachten: "Fischbestand ist momentan zwar bei dem Niedrigwasserstand kaum mehr vorhanden. Ein Plus für die Lieser aber sind die 30 bis 40 Flugenten, zwei Graureiherpärchen sowie einiger Eisvögel." Er bedauert: "Bloß kann keiner, ob Besucher der Stadt, Tourist oder Wanderer, ersehen, dass auch ein lebendiger Fluss durch die Stadt fließt."Marianne Schmidt, Wittlich: An der Lieserseite entlang der Römerstraße standen früher viele Walnussbäume. Sie sind abgestorben. Der letzte wurde vor zwei, drei Jahren entfernt. Dort kann man ein Stück lang den Fluss noch sehen. Einige Meter weiter wachsen seit Jahren Gestrüpp und Hecken, und man hat keinen Blick mehr auf die Lieser. Man könnte doch alles freischneiden und alle zehn Meter wieder einen Baum setzen. Das wäre schon mal ein Beitrag. Martin Luckas, Berlin: Ich erblickte 1951 in Wittlich das Licht der Welt, und einen Fluss beziehungsweise Bach in den folgenden Jahren. Durch die Stadt teilweise sichtbar geleitet. Dies vermittelte Lebendigkeit, in Gleichklang mit der Natur sein - direkt vor einem. Dann wurde der Fluss regelrecht vergewaltigt - von Städteplanern, Architekten, und man glaubt es kaum auch Politiker gaben ihr ganzes Fachwissen zum Besten. Zur Zeit kann ich dies nur aus der Ferne kommentieren. Eines Tages hoffe ich, an meinem Lebensabend, wieder in meiner Stadt mit meiner Lieser zu leben. Ihr Bett sichtbar über einen überschaubaren Weg - offen durch die Stadt. Mensch und Wasser - eine Notwendigkeit - mehr denn je in der heutigen Zeit. Ingmar Franz, Wittlich: Von der Lieser ist im Bereich der Innenstadt fast nichts zu merken. Zugang findet man im Wesentlichen nur auf dem Stadtpark beziehungsweise der dem Vitelliusbad zugewandten Seite. Hier könnte man die Aufenthaltsmöglichkeiten unter anderem durch Sitzgelegenheiten erweitern. Auch sollte man eine zumindest teilweise Freilegung des Mühlenteichs, etwa im Bereich des Pariser Platzes, in Erwägung ziehen. Ein sich drehendes Mühlrad könnte an die alte Stadtmühle erinnern und zudem noch Strom liefern. Peter Daus, Wittlich: Leider wurde der Einlauf an der Lieser für den Mühlenteich in Höhe der Himmeroder Straße zugemauert. Inwieweit sich der Mühlengraben noch im Besitz der Stadt befindet, entzieht sich meiner Kenntnis. Unter Bürgermeister Matthias Josef Mehs gab es ein Modell, den Mühlenteich mit kleinen Stegen im Bereich der Trierer Strasse zu überkreuzen. Leider hat man in Wittlich keinen Sinn für Historie. Es wäre begrüßenswert, wenn man auch an eine Neugestaltung des Vorplatzes der St.-Markus-Kirche denken würde.

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