Geschichte Manderscheids spektakuläre Burgenanlage

Manderscheid · Die Manderscheider Burgen sind bis heute steinerne Zeugen der Geschichte der Eifel, die etwa beim Burgenfest immer wieder mit Leben gefüllt werden. Auf dieser Seite stellen wir die Ober- und die Niederburg vor, die Wahrzeichen der Stadt Manderscheid sind, und die manchen Besucher in die Zeit von Rittern, Mägden und Erzbischöfen eintauchen lassen.

Foto: TV/Bernd Heller/Portaflug

Besitzer der Burg ist die Stadt Manderscheid, verwaltet wird sie vom Burgenverein, der für den Betrieb und die Pflege verantwortlich ist.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass es zwei Burgen sind, die Manderscheid zu bieten hat. Darin spiegelt sich der mittelalterliche Interessenskonflikt zwischen dem Kurfürstentum Trier und dem Herzogtum Luxemburg wider.

Die Oberburg ist die ältere der beiden Burgen. Ihr Turm stammt aus dem Jahr 1166. Sie ist von den Herzögen von Luxemburg als „Grenzburg“ erbaut worden, geriet aber Mitte des 12. Jahrhunderts in den Besitz der Erzbischöfe von Trier. Sie wurde von Bischof Hillin abgetragen und anschließend von ihm wiederaufgebaut und befestigt. Ende des 13. Jahrhunderts ist sie eine der sieben Trierischen Landesburgen und Sitz eines Amtes und eines Amtmannes.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Oberburg wieder in Mittleidenschaft gezogen, aber aus der Chronik des Klosters Himmerod geht hervor, dass sie 1658 noch bewohnbar war. Niedergebrannt wurde sie 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg und 1794 haben die französischen Revolutionstruppen die Burg geplündert.

Damit war die Zeit des kurtrierischen Besitzes beendet. Der Manderscheider Pfarrer Zeininger kaufte 1805 die Burg von den Franzosen und rettete sie so vor dem Zerfall. Für 500 Taler wurde die Burg 1870 von der Gräfin Paula von Brühl gekauft. 1921 ging sie dann für 1800 Mark in den Besitz der Stadt Manderscheid über.

Die letzte Bewohnerin der Oberburg bis 1870 war das „Burggretchen“. Mit ihrem Mann war sie auf die Burg gezogen. Er starb aber schon im Alter von 40 Jahren. Sie galt als Kinderschreck, denn wenn Kinder aus dem Dorf in den alten Mauern spielten, wurden sie von ihr mit dem Besen in der Hand verjagt. Altersbeschwerden zwangen sie, die Burg zu verlassen und ins Dorf zu ziehen. Neun Jahre lebte sie dort bei Verwandten, bevor sie starb.

Die Niederburg ist die jüngere und war früher auch die kleinere der beiden Burgen. Nachdem die Oberburg an Kurtrier gegangen ist, wird die Niederburg der Stammsitz der Manderscheider, die als Vögte von den Herzögen von Luxemburg eingesetzt worden sind. Der erste „Herr“ der Niederburg war Theoderich 1201. Unter Dietrich I. 1391 und seinem Sohn wird die Burg erweitert. 1488 spaltet sich die Familie und die Niederburg fällt an die Manderscheid-Schleidener Linie. 1628 wird die Burg als Familiensitz aufgegeben. 1689 wird sie, wie die Oberburg auch, niedergebrannt durch französische Truppen. Nach 1794 wird sie von den französischen Machthabern zum Abbruch versteigert.

Der Eifelverein ist ab 1899 Besitzer der Burg. Renovierung und Kauf hatten 7500 Mark gekostet. Kaiser Wilhelm hat 1000 Mark dazu beigesteuert und 4470 Mark kamen von der Provinzialverwaltung. 2018 wurde die Niederburg an die Stadt Manderscheid verkauft.

Jährlich finden das Burgenfest im August, die „lebendige Burg“, die Burgenweihnacht statt. Die Oberburg kann ganzjährig besucht werden, die Niederburg von April bis Oktober.

In diesem Jahr sind auf der Burg geplant: im Mai ein interaktives Theaterstück, ein Gezeitenmarkt und ein Sommernachtsfest im Juni, das Burgenfest im August, der Tag des offenen Denkmals im September, die lebendige Burg im Oktober und die Burgenweihnacht Ende November.

Die Flaggen: Die vier Fahnen, die von der Straße aus gut zu sehen sind, zeigen die Wappen der Ur- Manderscheider, sowie die der späteren Familienzweige Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Schleiden, Manderscheid-Kail.

Die Turnierwiese: Wahrscheinlich haben hier schon zu Zeiten der Grafen von Manderscheid Turniere stattgefunden. Belegt ist das aber noch nicht. Heute wird sie für Feiern genutzt. Beim Burgenfest, zu dem jährlich 20.0000 Besucher kommen, ist sie Ort der Ritterspiele und Turniere. In den 50er Jahren war die Turnierwiese der Sportplatz der Stadt.

Der Turm der Oberburg: Er stammt aus dem Jahr 1166. Mitte des 12. Jahrhunderts fiel die Oberburg in den Besitz des kurtrierischen Bischofs Hillin. Ab diesem Zeitpunkt gehörte sie nicht mehr den Manderscheidern. Die letzte Bewohnerin verließ die Oberburg 1870.

Der Turm der Niederburg: Ursprünglich war die Niederburg kleiner als die Oberburg. Erst nach und nach wurde sie von verschiedenen Herrschern erweitert. Die Bergfriede der Burgen waren keine Wohntürme, sondern waren Rückzugsorte bei Belagerungen. 18 Meter ist der Turm der Niederburg hoch. Die Eingänge waren höher als die heutigen. Belagert wurde die Niederburg mehrmals, unter anderem von Bischof Balduin. Er konnte sie aber nicht einnehmen.

Das Eingangstor: Das heutige Eingangstor war schon früher der Eingang zur Burg. Später kam der zweite Eingang an der Turnierwiese dazu. Auf der Niederburg lebte neben der Herrschaft ein Burggraf, der Verwalter der Burg war, Wachpersonal sowie Diener und Mägde. Auf der Oberburg lebten im Jahr 1294 insgesamt sechs Türmer, zwei Wächter, ein Pförtner, ein Verwalter und ein Eselwart.

Die Kapelle: Die Kapelle wurde 1433 erstmals erwähnt. Hier wurden wöchentlich eine von der Herrschaft gestiftete Messe gelesen. Die Glocke aus der Burgkapelle aus dem Jahr 1650 ist heute im Heimatmuseum ausgestellt. Man kann auf der Burg heiraten, aber nicht in der rund 25 Quadratmeter großen Kapelle, sondern in einem der Burgkeller. Durchschnittlich heiraten zwei Paare pro Jahr auf der Burg. Die Burgherren waren weitestgehend katholisch.

Der Palas: Der Palas war der größte Raum der Burg, ein repräsentativer Saalbau. Hier fanden Empfänge und Feiern statt.

Die Lieser fließt S-förmig um die Burgen. Dabei hat die Oberburg zu Kurtrier gehört und die Niederburg und die Grafschaft Manderscheid mit Niedermanderscheid, Pantenburg, Eckfeld, Laufeld, Wallscheid und Schladt zu Luxemburg. Die Manderscheider wurden von den Echternachern als Vögte eingesetzt und konnten so in deren Namen eine Gerichtsbarkeit ausüben und Steuern eintreiben.

Die Mühle: Auf dem Bild zu sehen ist eine der beiden Mühlen der Burg. Sie hat eine Durchfahrt und in der Zeit der Grafen wurden dort Zölle erhoben. Eine weitere Mühle stand im damaligen Außenbereich der Burg. Heute wird die Burg mit der Durchfahrt privat bewohnt.

(chb)
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