Die Maschine kann nicht alles

Sie sind inzwischen auch an der Mosel ein vertrautes Bild. Seit wenigen Tagen rollen wieder die großen Trauben-Vollernter durch die Weinberge. Kaum eine andere technische Errungenschaft hat in den vergangenen 25 Jahren den Zeitaufwand im Weinberg so immens verringert.

Vor allem in den großen Weinanbaugebieten Rheinhessen und Pfalz ist die Weinlese ohne Maschine heute undenkbar. Der Zeitgewinn beim Einsatz des Vollernters ist enorm: In den flachen Lagen rechnet man bei der Handlese mit 200 bis 300 Arbeitsstunden pro Hektar inklusive Transport. Der Vollernter braucht für einen Hektar rund zwei bis vier Stunden. Er kann also eine Erntemannschaft von 30 bis 40 Personen ersetzen.

Die Maschine fährt dort, wo die Weinberge flach beziehungsweise nur leicht hängig sind. An der Mosel ist das weniger als die Hälfte der Gesamtfläche. Zwar gibt es inzwischen auch einen Steillagen-Vollernter. Dieser hat sich aber noch nicht großflächig durchgesetzt.

An der Mosel werden also die meisten Trauben nach wie vor von Hand gelesen. Für den Winzer bedeutet das viel Organisationsaufwand. Die fleißigen Helfer müssen im Gegensatz zur Maschine auch verköstigt werden. Außerdem muss der Winzer starke Nerven haben, wenn die Lesemannschaft bereitsteht, und es anfängt zu regnen.

Aber die Handlese hat einen entscheidenden Vorteil: Die Maschine kann nämlich nicht gute von schlechten Trauben unterscheiden. Qualitätsbewusste Winzer ernten die Trauben selektiv - zuerst die angefaulten Trauben, um die guten weiter reifen zu lassen. Mein Vorschlag: Warum nicht mit dem Satz "Von Hand gelesen" beim Kunden werben? no/jöl

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