Die Milch macht’s? Geht doch!

Wittlich · Glyphosat? Dumpingpreise für Milch? Erfolgreiche Landwirtschaft ist abseits aktueller Reizthemen und Debatten über Lebensmittelskandale möglich. Das zeigt der Demeterhof Breit bei Wittlich. Er setzt auf Bioanbau plus Direktvermarktung und investiert jetzt in einen Laden.

Die Milch macht’s? Geht doch!
Foto: (m_wil )
 Eugenie Brandsma kümmert sich um die Käserei, ihr Mann Paul um den Ackerbau und die Tiere und Hannah aufm Kampe um den Gemüseanbau: Die drei haben für den neuen Hofladen eine GbR gegründet. TV-Fotos (2): Sonja Sünnen

Eugenie Brandsma kümmert sich um die Käserei, ihr Mann Paul um den Ackerbau und die Tiere und Hannah aufm Kampe um den Gemüseanbau: Die drei haben für den neuen Hofladen eine GbR gegründet. TV-Fotos (2): Sonja Sünnen

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Wittlich. "Wenn viele Leute mit dem Fahrrad kämen, das wäre schon gut," sagt Paul Brandsma. Er stellt sich gerade vor, was in zwei Wochen auf dem Demeterhof Breit los sein könnte. Er ist Wittlichs Biobauer und bewirtschaftet seit 1990 mit seiner Frau Eugenie den Bauernhof nach Demeterrichtlinien, der zudem einem Verein gehört, der damit ökologisches Denken und Handeln fördern will. Und man betreibt den einzigen Biohofladen der Region um Wittlich. Das hat auch wirtschaftlich geklappt. Das macht die aktuelle Investition einer halben Million Euro in den neuen Laden möglich.
Zum Hof gehören mittlerweile 70 Hektar, darauf leben 21 Milchkühe, 18 Schweine, 18 Ochsen, 400 Hühner.
Angefangen hat alles mit Milch. Seit 1992 ist man unabhängig von der Molkerei und verarbeitet sie selbst: Kunden zapfen das Bioprodukt direkt am Hof, Eugenie Brandsma macht zudem 200 Kilo Käse die Woche daraus. "Bei uns bleibt nach Abzug der Kosten zwischen 50 und 60 Cent am Liter Milch", sagt Paul Brandsma, der weiß, welche Existenzängste aktuell die konventionell arbeitenden Milchbauern haben und sagt: "Man muss sich halt fragen: ,Für wen mache ich das eigentlich?' Wenn man nicht für lokale Käufer, sondern den Weltmarkt produziert und dann die Russen, die Chinesen den Markt zu machen? Man ist so abhängig, wenn das auf einmal kippt."
Seine Produkte wurden erst im Hausflur verkauft, dann wurde 1995 im Schweinestall der erste Hofladen gebaut. Jetzt stand eine Rundumrenovierung oder eben etwas Neues an. Es wurde ein 250 Quadratmeter-Neubau mit Laden, Kaffee-Ecke, Küche, Lager.
Am Samstag, 11. Juni, soll Eröffnung sein. Am liebsten mit vielen Kunden, die per Rad kommen. Wenn es nicht gerade so regnet wie aktuell. "Es ist für die Futter ernte ein schwieriges Jahr", sagt Paul Brandsma mit Blick aufs Wetter. Aber er hat einen Teil des Heus drin. Er wirtschaftet so, dass er kein Futter zukaufen muss. Und ohne Stoffe wie Glyphosat. "Die ökologische Landwirtschaft nutzt auch Innovationen, neue Maschinen, umweltschonende Techniken", sagt der Biobauer. Der Hof ist als Kreislaufbetrieb konzipiert. Gemüse baut Hannah aufm Kampe an. Das ist neben Eiern, Käse, Fleisch ein Hauptsegment des Angebots aus rund 300 Produkten. Ein Drittel des Umsatzes kommt von eigenen, ein Drittel von regionalen Produzenten, die ökologisch anbauen, der Rest von anderen Naturkostanbietern. Dass man an fünf Kitas Bioprodukte vom Hof verkauft, darauf ist man besonders stolz.
Für den Laden bekomme man Landesfördermittel für Direktvermarktung in der Landwirtschaft, außerdem hat man zur Finanzierung Hofladenaktien verkauft. 66 Kunden haben sich beteiligt, 200 Anteile zu 500 Euro wurden ausgegeben, maximal acht je Person.
Jetzt hofft man auf treue Kunden im "einzigen Biohofladen weit und breit", wie Michaela Rosen vom Verein sagt. Sie sitzt am großen Tisch aus heimischer Eiche, gebaut von regionalen Handwerkern wie auch das Gebäude. Dass man auf Hackschnitzelheizung, Solaranlage und Wärmerückgewinnung der Kühlanlage setzt ist selbstverständlich.
Ob man nie am ökologischen Weg gezweifelt hat? Keine Frage für Paul Brandsma: "Jedes Jahr gab es genug Erfolge, um zu sagen, ,Wir machen weiter.' Die Überzeugung, die Einstellung muss stimmen. Dann kann man das auf dem Acker umsetzen."

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