Die Mosel ist kein Schwimmbad

Ab sofort soll es wieder richtig heiß werden. Doch Vorsicht beim Abkühlen in der Mosel. Das Baden dort kann lebensgefährlich sein.

 Nicht zur Nachahmung empfohlen: Ein Bad an der Einmündung des Kautenbachs in die Mosel in Traben-Trarbach ist nicht ganz ungefährlich. Zumal für Kinder, die nicht schwimmen können. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Nicht zur Nachahmung empfohlen: Ein Bad an der Einmündung des Kautenbachs in die Mosel in Traben-Trarbach ist nicht ganz ungefährlich. Zumal für Kinder, die nicht schwimmen können. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Cochem-Zell. Das Baden in der Mosel wird immer beliebter. Viele, vermutet Dieter Franzen von der DLRG Cochem, gehen an heißen Tagen sogar lieber zur Abkühlung in die Mosel als ins Freibad. Doch das ist nicht ungefährlich: Neben hygienischen Bedenken weist die Wasserschutzpolizei auf starke Strömungen und gefährlichen Schiffsverkehr hin.

Generell herrscht an der Mosel zwar kein Badeverbot, doch gelten alle Fließgewässer offiziell nicht als öffentliche Badegewässer. "In die Mosel läuft das Wasser der Kläranlagen. Damit gelangen Keime ins Wasser", sagt Peter Loch vom Landesamt für Umwelt und Wasserwirtschaft. Auch wenn die Kläranlagen immer moderner werden und sich die Wasserqualität der Mosel deswegen seit den 70er Jahren stetig bessert, ist die Mosel kein keimfreies Gewässer. Grenzwerte für Keimbelastung werden nicht immer eingehalten. Formal hat die Mosel an den jeweils untersuchten Stellen also nicht immer Badequalität. Dennoch: "Wer gesund ist und das Wasser nicht literweise trinkt, dem passiert beim Baden vermutlich nichts", meint Loch.

Das Wasser der Mosel wird in Güteklasse zwei eingestuft. Das entspricht einer mäßigen Verunreinigung mit noch gutem Sauerstoffgehalt. Die Klassifizierungen reichen von Güteklasse eins (unbelastet) bis vier (übermäßig verschmutzt). Grundlage für die Einteilung ist unter anderem die Untersuchung der Kleinlebewesen am Gewässergrund. Viermal täglich misst etwa die Station "Koblenz/Mosel" der Bundesanstalt für Gewässerkunde das Moselwasser. Auf ihrer Internetseite www.bafg.de sind die Kenngrößen elektrische Leitfähigkeit, pH-Wert, Trübung und der Gehalt an Sauerstoff, Chlorid und Nitrat abzulesen.

Doch Baden ist nicht nur aus hygienischen Gründen bedenklich: Strömungen, Sogwirkungen, sperriges Treibgut oder rasende Sportboote können für Badende lebensgefährlich sein. "Die Mosel ist kein Schwimmbad", warnt Stefan Ernst, stellvertretender technischer Leiter der DRK-Wasserwacht. "Es gibt heftige Unterwasserströmungen, wo auch gute Schwimmer keine Chance mehr haben. In der Mosel schwimmen ist wie Laufen auf der Autobahn." Entlang der Fahrrinne hat die Mosel eine Tiefe von drei Metern. Die tiefste Stelle ist, laut Ernst, bei Enkirch mit 28 Metern.

Dieter Franzen von der DLRG beobachtet sehr skeptisch, dass immer mehr Familien mit Kindern in der Mosel baden. "Kinder, die nicht schwimmen können und mit Schwimmflügeln in der Mosel planschen - das ist unverantwortlich." Auch warnt er vor Luftmatratzen und Schlauchbooten. Schnell treibe man damit ab und gerate in die Fahrrinne.

Der letzte tödliche Badeunfall an der Mosel hat sich vor rund zwei Jahren in Lehmen (Kreis Mayen-Koblenz) an der Schleuse ereignet, sagt Heinz Lamberty, Dienststellenleiter der Wasserschutzpolizei. An den Schleusen und im Hafenbereich ist das Baden streng verboten, ebenso wie das Springen von Brücken. Generell passiere auf der Mosel wenig, so Lamberty. Das bestätigen auch Wasserwacht und DLRG.

Trotz der Warnungen baden an heißen Tagen immer mehr Menschen in der Mosel. Das beobachtet zumindest Dieter Franzen. Die Schwimmbadbetreiber sehen dennoch kaum Konkurrenz: "Bei gutem Wetter ist das Bad voll", sagen Catalin Potap (Ellenzer Freibad) und Bernd Schuwerack (Moselbad Cochem). Dieter Glöckner (Dianabad Bad Bertrich) glaubt allerdings, dass bei den hohen Spritpreisen die Leute zumindest keine Lust mehr haben, zum Freibad mit dem Auto zu kommen: "Wenn die Eifelmaare oder die Mosel näher sind, dann gehen die Leute eben dort baden. Das spüren wir in Bad Bertrich schon."

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