Die "Mosella" braucht Standsicherheit

Das erste "Weinfest der Mittelmosel" im Jahr 1949 war auch die Geburtsstunde der ersten Stadtweinkönigin, in Bernkastel-Kues als "Mosella" bekannt. Doris Paulus (geborene Blau) kann viel erzählen.

Bernkastel-Kues. Sie nahmen gern das Zepter in die Hand und grüßten die Gäste froh am Moselstrand: Die Stadtweinköniginnen von 1949 und 1959 werden mit der aktuellen "Mosella" am Empfang auf dem Marktplatz den Weinfestgästen zuprosten. Die Kueserin Doris Paulus (geb. Blau) und die Bernkastelerin Marlies Kaspari (geb. Hettgen) feiern Jubiläum. Die damals 19-jährige Doris Paulus war beim ersten Weinfest 1949 die erste "Mosella", die damals 24-jährige Marlies stand zehn Jahre später, 1959, auf dem Mosellawagen.

Im TV-Gespräch verraten sie Anekdoten aus ihrer Amtszeit. "Weinkönigin sein und für den Moselwein zu werben ist eine wundervolle Aufgabe", bestätigen die beiden und auch die aktuelle "Mosella", Catharina II.. "Der Marktplatz war beim Empfang vor 60 Jahren so voll wie heute", erzählt Doris Paulus. Die Menschen hätten nach dem Krieg ein ungeheures Bedürfnis danach gehabt, fröhlich zu sein. Der heute 79-Jährigen hat die Aufgabe so viel Spaß gemacht, dass sie insgesamt dreimal (1949/50 und 1954) mit dem güldenen Stadtpokal ihren Untertanen zuprostete.

Das Kleid aus zartgrünem Georgette-Stoff nähte ihre Mutter. Den ersten Festwagen der Stadtweinkönigin entwarf und baute der Künstler Jupp Hamm. Früher wie heute musste die "Mosella" hoch hinaus: die Holzreling auf dem Wagen gab beim Umzug Halt. Die Mosella ließ sich den Wein aus dem Pokal munden. "Aber in der Kurve beim Café Michel die Pferde plötzlich mit einem Ruck anzogen, goss ich mir den vollen Pokal übers dünne Kleid", verrät Paulus.

Umso lieber erinnert sie sich an den Blumenstrauß, den ein Fan aus Schweden an die "Mosella" in Bernkastel-Kues schickte. Trug die erste "Mosella" noch einen Trauben- und Blätterkranz, so zierte ab 1954 eine Krone das Haupt der Weinköniginnen.

Im Spitzenweinjahr 1959 wagte Marlies Hettgen den "Mosella-Sprung" aufs Treppchen. "Meine Mutter hatte mehr Angst als ich, dass ich beim traditionellen Trinkspruch steckenbleibe", gibt sie zu. Sie machte ihre Sache gut und lud all ihre Nixen auf die Weinstraße ein. Erst am frühen Morgen kam die junge Frau unter den gestrengen Blicken ihrer Mutter nach Hause. "Mit einem ordentlichen Schwips", lacht sie.

"Lampenfieber gehört bei der ersten Ansprache einfach dazu", bestätigt Catharina Roß, die aktuelle "Mosella". "Als ich die riesige Menschenmenge beim ersten Auftritt auf dem Markplatz sah, hab ich erst mal einen großen Schluck aus dem Weinpokal genommen." Gute Kenntnisse zum Thema Wein werden vorausgesetzt - und unverheiratet müssen die "Mosella"-Kandidatinnen sein.

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