Die Mundart hat weiter Konjunktur

Wittlich · Der Mundartabend des Wittlicher CDU-Stadtverbandes hat große Tradition. Zum 28. Mal wurde "Bei oos en Wedlich" im Jugendheim St. Bernhard wieder bei Viez, Wein und Schmalzbroten "Platt gereed".

Wittlich. "Suu said iha mool rosch und schload uus Wedlia Leedabeeschelschi uf!" Moderator Reinhold Westhöfer, den Posten hat er 2001 von Albert Klein übernommen, musste sich lautstark über Mikrofon Gehör verschaffen, um auf das Liederbüchlein hinzuweisen und "extra Lait" und "ganz besonders Lait" zu begrüßen. Das Jugendheim St. Bernard war mit 120"Lait" bis auf den letzten Platz besetzt. Und egal, wen man an diesem Abend fragte: Alle gehören sie zu einer eingefleischten Fangemeinde, die sich "allemool" einig war: "Weddlia Platt stiervt nie aus".
Dafür sorgten beim Start und nach jedem der neun Vorträge die "Rummelbacher Bibpailen" von der Schääl Saidt. "Seit 1994 sind wir nicht nur bei den Mundartabenden und der Wittlicher Fasenacht unterwegs, um die Leut zu erfreuen und unsere Wittlicher Mundart zu bewahren", sagt ihr Leiter Peter Dümler.
Dazuwischen gab es dann Beiträge mit aktuellem Bezug. Franz Josef Mertes etwa blickte auf die Fahrt der Wittlicher Winzer nebst Besuch in Ost-Berlin zurück. Das war lange vor dem Mauerfall. Damals führte ein neu gewachsener "Schnorres", also Schnurrbart, der auf dem Passbild fehlte, zu Problemen.
Martin Poth schilderte seine Probleme mit seinem musikalischen Papa, als er "wie mein Opa" in die Feuerwehr wollte und dafür das Klavierspielen vergaß. "En Boadedoach (Badetag), wie ed freher wor" kramte Karl-Heinz Kaspari aus seinen Erinnerungen hervor. Vor allem die "Lain, mat da grußer Däck, dat keenen de Modtter naakisch gesehen hot" (die Leine mit der großen Decke), hat es ihm angetan.
Adi Kaspari, seit 30 Jahren die Kultfigur der Säubrenner als der "Stecher Mates" bei der Kirmes, informierte über dessen Lebenslauf. Die Schwierigkeiten beim "Sundesschloof vom Vatter" beleuchtete Gabi Krämer.
"Wesst ihr nooch, wie et freher woar, wie mir alle gorden noch so Pänzja worn?", fragte Karl-Heinz Kranz, besser als der "Eierkranz" bekannt. Wie immer waren auch diesmal "Auswärtige" mit dabei. Katharina Pawelke aus Dreis las aus ihrem kürzlich erschienen Mundart-Buch "Vatta, käf da n Esel" von der "Schnodderbix" und von "Äppes", Maria Metz aus Krames von ihren Erlebnissen als frische Oma.
Albert Klein, der Wittlicher "Sprachforscher" in Sachen Platt, rundete den Abend mit Anekdoten ab. Dabei ging es unter anderem um eine Sau mit zwölf Ferkeln aber nur elf Zitzen.
Extra

Beim Mundartabend verrieten die Akteure ihre Lieblingsausdrücke: "Dunnerkail" wiederholt Adi Kaspari recht häufig. Sein Bruder Karl-Heinz liebt da eher "Häämelmaissi", um das "besonders liebe Mädchen" zu bezeichnen. "Oh ma ju Kätt" kommt bei Franz-Josef Mertes häufig vor, wenn er "sich wieder mal wundert". Bei Katharina Pawelke ist es "wahnschaafen" (risikobereit), wenn sie Dreiser Platt redet. Gabi Krämer steht oft vor der "Scheierpoardt", dem Scheunentor, wenn sie von Problemen spricht. Maria Metz aus Krames hatte als Kind oft "ke ruden Sippes", keinen Pfennig im Geldbeutel, während Martin Poth die "Wibeulen fänken well"(die Fabelweiber fangen will). "Mia Pänzja" kommt Karl-Heinz Kranz oft über die Lippen, wenn er von früher erzählt, als er noch klein war. Albert Klein sucht gern nach seinem "Boxeniderisch", dem Inhalt seiner rechten Hosentasche. ks

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