"Die Mutter hat an uns geglaubt"

Die Firma Clemens Maschinenfabrik in Wittlich ist nicht nur seit Jahrzehnten ein wichtiger Arbeitgeber und hat seit Gründung rund 500 junge Menschen ausgebildet. Sie trägt auch den Namen der Stadt in alle Welt, jedenfalls dorthin, wo Wein angebaut wird. Denn die Arbeit im Weinbau, besonders im Steilhang, hat Firmengründer Bernhard Clemens mit der Entwicklung neuer Techniken begleitet.

 86 Jahre und noch rüstig ist Bernhard Clemens. TV-Foto: Sonja Sünnen

86 Jahre und noch rüstig ist Bernhard Clemens. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. (sos) Vor 60 Jahren kehrte ein junger Mann aus Zemmer aus dem Krieg zurück. Und vor 60 Jahren fand er eine Anstellung in der Firma Werner, die seinen Bruder Matthias als Gesellen beschäftigte. So einen Bürokraten brauche er auch noch, habe sein Chef gemeint. Richtiger "Riecher" für den Wirtschaftsstandort

Der "Bürokrat" merkte, dass er Verkaufstalent hat und wurde so sein eigener Chef mit dem Bruder als Landmaschinenmeister: Die Mutter nahm eine Hypothek auf ihr Häuschen, um ihren Söhnen 1952 die Firmengründung zu ermöglichen. "Sie hat an uns geglaubt. Und als wir den leichten Sitzpflug gemeinsam mit einem Trittenheimer Winzer entwickelt hatten, wurden wir bekannt", sagt Bernhard Clemens, "Wir haben gespürt, was die Leute brauchen, um nicht mehr mit der Hacke im Steilhang arbeiten zu müssen, und wir haben immer etwas Neues angeboten." Sein 1952 gestorbener Vater konnte den Erfolg leider nicht mehr erleben. Auch nicht den Umzug vor 40 Jahren nach Wittlich. "Im Industriegebiet gab es von den heutigen Großbetrieben nur Franklin Electric. Ideal Standard war am bauen. Ansonsten haben da die Lüxemer Bauern gewirkt. Damals haben wir fünf Jahre gebraucht, um einen Bauplatz zu bekommen. Die wollten ja nur die ganz Großen haben", erinnert sich Bernhard Clemens, den sein "Riecher" für den Wirtschaftsstandort Wittlich mit seiner verkehrsgünstigen Lage nicht enttäuscht hat. Seine Firma, die seine Söhne Bernd und Thomas übernommen haben, wobei letzterer die Firmenniederlassung in den USA mit Erfolg leitet, hat sich weltweit im Weinbau einen Namen gemacht, insbesondere bei der Mechanisierung des Steilhangs. "Der Erhalt der Steillagen in den Flusstälern ist so eine Art Hobby von mir. Und ich bin Unternehmer. Ich habe immer etwas unternommen", sagt Bernhard Clemens. So gründete er auch 1994 den Wirtschaftskreis Wittlicher Tal: "Damit man sich kennen lernt. Das ist wichtig, denn das Gespräch miteinander hat mehr Gewicht als E-Mail oder Fax." Überhaupt setzt der Träger des Bundesverdienstkreuzes auf die Begegnung auch als Basis für Erfolg: "Nur wenn man sich in die Augen sieht, kann man Vertrauen gewinnen. Man muss sich ja aufeinander verlassen können.""Größte aller Künste ist die des Zusammenlebens"

Ansonsten rät er jungen Menschen: "Mut zu beginnen und dann vorsichtig agieren. Ja, und immer liquide bleiben, denn mit den Banken zurecht zu kommen, das ist wichtig." Auch zuhause braucht man Rückhalt. Im Februar ist Bernhard Clemens 50 Jahre mit seiner Anni verheiratet. Ihr Motto zur Goldenen Hochzeit: "Die größte aller Künste ist die des Zusammenlebens." Und für die Gesundheit empfiehlt der 86-Jährige: "Jeden Tag drei Gläser Riesling. So halte ich das."

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