Die Narren übernehmen das Kommando, und die Obrigkeit taucht ab in die Unterwelt

Die Obrigkeit hat kapituliert, Möhnen, Prinzenpaare und das närrische Volk haben das Kommando übernommen. In den Rathäusern von Neumagen-Dhron, Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach ging es beim gestrigen Weiberdonnerstag hoch her.

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach/Neumagen-Dhron. (cb/sim) Bei der Rathauserstürmung in Neumagen-Dhron stand natürlich die anstehende Fusion im Mittelpunkt. "Wir sind die Hellsten an der Mousel und fusionieren mit aller Macht. Mit Bernkastel und Schweich haben wir Dusel", sangen die Dhroner Möhnen, als sie Bürgermeisterin Christiane Horsch entmachteten. Horsch bekam ein besonderes Geschenk: einen großen Stift. Mit dem soll sie am 16. März bei der Unterzeichnung der Fusionsvereinbarung Aufsehen erregen.

Über die Zukunft der Bürgermeisterin sorgen sich die Möhnen nicht. "Wir wüssten noch, wo für Sie ist eine Stelle frei - ein Ministerposten in Berlin es sei. So haben wir sicher bald auch die Horsch in der großen Weltpolitik", reimten sie.

Die Bernkasteler Möhnen haben etwas ganz anderes im Auge. Sie überlegen, ob im nächsten Jahr eine Rutschbahn vom Rathaus auf den Marktplatz führt. Auf der wollen sie dann nach der Erstürmung das Gebäude verlassen. Damit könnte den Wittlicher Möhnen, die per Leiter ins Rathaus klettern, ein bisschen die Schau gestohlen werden.

Die Wehlener Möhnen erfreuten bei der Erstürmung der VG-Verwaltung Bernkastel-Kues wieder mit vielen Liedern. Bürgermeister Ulf Hangert antwortete zum elften Mal mit der obligatorischen Rede. Die Welt sei verrückt und nur von Gier geprägt. "In Ordnung ist allein die Möhnenwelt", verkündete er.

Leichtes Spiel hatten Prinz Thomas I., Prinzessin Iris I. und das Kinderprinzenpaar Thassilo I. und Eva I. sammt närrischem Gefolge, als sie um 11.11 Uhr den Sitzungssaal im Traben-Trarbacher Rathaus in Beschlag nahmen. Und das, obwohl zwei dunkle Gestalten — VG-Chef Ulrich K. Weisgerber und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus — , die sich als Bosse der Traben-Trarbacher Unterwelt outeten, ihre ganze Autorität in die Waagschale warfen.

Närrin Gabi Birlenbach machte sofort klar, wer nun das Kommando im Rathaus führt. "Ihr habt im Kopf nur Faxen und lasst die Schuldenberge wachsen", rief sie in die Amtsstuben. Mit einem dreifach donnernden Helau quittieren die Narren die Aufforderung an die Obrigkeit: "Ulli rück' den Schlüssel raus und verschwind aus diesem Haus." Der ließ sich nicht lumpen und füllte mit Sekt die leeren Humpen. Dass die Stadt hoch hinaus will, wollten er und die Stadtbürgermeisterin gerne bestätigen. "Ukw" kündigte als "Boss der Unterwelt" an, dass in Kürze ein Spielcasino eröffnet werde, um der Stadt eine nie versiegende Einnahmequelle zu bescheren. Und auch ein "Etablissement" könne die Traben-Trarbacher Unterwelt gut gebrauchen — natürlich aus rein finanziellen Erwägungen. Karl-Heinz Heinrich griff daraufhin besonders engagiert in die Tasten seines Akkordeons, und alle stimmten ein: "Oh, wie ist das schön."

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