Großlittgen/Himmerod „Die Nation wärmt nicht mehr“

Großlittgen/Himmerod · Eine Studientagung mit hochkarätigen Referenten beschäftigte sich im Kloster Himmerod mit dem Begriff Heimat.

 Krimiautor Jacques Berndorf und Dr. Richard Hüttel auf der Studientagung im Kloster Himmerod.

Krimiautor Jacques Berndorf und Dr. Richard Hüttel auf der Studientagung im Kloster Himmerod.

Foto: Holger Teusch

Heimat, was ist das? Eine eindeutige und allgemeingültige Definition gibt es nicht. Trotzdem geht der Begriff vielen leicht und in letzter Zeit immer öfter über die Lippen. Warum? „Die Nation wärmt nicht mehr“, sagte der religionskritische Philosoph Prof. Dr. Christoph Türcke  bei einer Studientagung im Kloster Himmerod am vergangenen Wochenende. In Europa erlebt man das Phänomen, dass sich die Menschen mehr mit Regionen statt Nationen identifizieren, sagt Dr. Richard Hüttel, der zusammen mit dem Rektor der Abteikirche Himmerod, Dr. Reinhold Bohlen, die Studien­tagung organisierte. Das führe auch dazu, dass nationale Grenzen, wie die deutsch-luxemburgische noch mehr verschwimmen, als durch die europäische Einigung sowieso schon. „Die Luxemburger entdecken die Eifel, und die Eifelaner Luxemburg“, sagt Hüttel. Es wird erkannt, dass es eine gemeinsame Geschichte gibt.
„Heimat ist kein Unwort mehr, das behaftet ist mit Rückständigkeit“, hat Hüttel festgestellt. Ein gutes Beispiel für Weltläufigkeit und zugleich Verbundenheit mit Heimat sei Monsignore Prof. Dr. Andreas Heinz. Der weltweit anerkannte Liturgiehistoriker lebt seit 70 Jahren im kleinen Auw an der Kyll. „Trotzdem ist er weltweit vernetzt.“ In Himmerod referierte Heinz am Beispiel des Dichters und Komponisten Bernhard Lemling aus Sülm (Eifelkreis Bitburg-Prüm) über „Heimat und Musik“.
Hüttel spricht in seinem Resümee der Studientagung allerdings nicht von Heimat in der Einzahl. „Wir haben immer wieder gehört, dass es mehr Heimaten gibt.“ Das spiegelt sich in den Biographien der Tagungsteilnehmer wider. Einige haben Jahrzehnte lang woanders gelebt und sind wieder in die Gegend zurück gekehrt, in der sie aufgewachsen sind. Hüttel erzählt beispielsweise von einer Frau, die 31 Jahre in Kalifornien gelebt hat, nun aber wieder in Wittlich wohnt. Ein großer Teil lebt zwar in der Eifel, viele, wie Hüttel selbst, sind aber nicht in der Region aufgewachsen.
Das trifft auch auf Michael Preute, alias Jacques Berndorf zu. Der Autor der Eifel-Krimis, der 1983 nach Berndorf bei Hillesheim (Vulkaneifelkreis) zog, nachdem er unter anderem als Krisenberichterstatter in Vietnam, Libanon und Südafrika gearbeitet hatte, sagt: „Ich liebe die Eifel und ich liebe die Eifeler.“ Aber es war keine Liebe auf den ersten Blick. „Eher auf den zweiten, den dritten Blick.“
Als Erfinder der Regionalkrimis sieht sich Berndorf trotz des Erfolgs seiner Eifel-Krimis (Auflage rund 5 Millionen Stück) aber nicht. „Das ist Blödsinn! Jeder Krimi ist regional“, sagt er. Doch diejenigen, die in der Eifel leben, bekommen durch seine präzisen Beschreibungen der Orte einen neuen Stolz auf ihre Heimat. Literatur ist zu einem Identifikator für Heimat geworden.

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