Interview: Vera Höfner, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Thalfang Mehr aus dem Erbeskopf machen

Thalfang · Neue Rathaus-Chefin will die Infrastruktur stärken, um das Leben in Thalfang attraktiver zu machen.

 Vera Höfner will auch die Infrastruktur ausbauen und erhalten.

Vera Höfner will auch die Infrastruktur ausbauen und erhalten.

Foto: Ilse Rosenschild

Dieser Herbst hat im Leben der 50-jährigen Bankbetriebswirtin Vera Höfner (CDU) aus Thalfang im Hunsrück einiges verändert. Sie wurde mit großer Mehrheit zur Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Thalfang gewählt und dazu ist sie auch noch Großmutter geworden. Im Interview mit TV-Redakteur Christian Moeris spricht die frisch gebackene Bürgermeisterin über ihre ersten Tage im Amt und erklärt, warum sie auch ihr Privatleben schätzt.

Sehr geehrte Frau Höfner, sind Sie nun erleichtert und glücklich darüber, dass Sie aus der ehrenamtlichen Tätigkeit und dem Amt der Ersten Beigeordneten nun in das Amt der Bürgermeisterin gewählt wurden?

Vera Höfner: „Zunächst mal bin ich glücklich, weil ich vor kurzem Oma geworden bin. Meine Tochter, sowie  mein erstes Enkelkind sind gesund und munter. Das Glück ist auch im Privaten zu finden. Aber natürlich bin ich auch froh darüber, dass ich mein Hobby nun endlich zum Beruf machen kann.“  

Mit 62 Prozent der Stimmen haben Sie sich bei der Stichwahl am  20. September gegen Mitbewerber Burkhard Graul (SPD) durchgesetzt.  Hat Sie dieser klare Sieg überrascht?

Höfner: „Für mich bedeutet dieses klare Ergebnis einen sehr großen Zuspruch. Im Hinblick auf das zurückliegende Jahr ist es eine Bestätigung. Meine Arbeit, die ich als Erste Beigeordnete geleistet habe, wurde gesehen und geschätzt“

Was steht  nun zuerst an?

Höfner: „Das Bürgermeisteramt war eine lange Zeit vakant. Da muss viel aufgearbeitet werden. Aufgabengebiete in der Verwaltung wurden neu zugeschnitten, den aktuellen Herausforderungen angepasst und zukunftsfähig ausgerichtet.“  

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Politik?

Höfner: „Wir müssen trotz der anstehenden Fusion mittel- und langfristige Ziele ansteuern. Wie können wir die VG Thalfang ausrichten, um zukunftsfähig zu bleiben? Mein Ziel ist es,  die VG nur vorübergehend zu verwalten, sondern nachhaltig zu gestalten. Wir werden die Herausforderungen angehen.“  

Welche Aufgaben müssen bewältigt werden?

Höfner: „Unsere Hauptaufgabe ist es, die Daseinsvorsorge sicherzustellen. Als kleine Verbandsgemeinde müssen wir die gleichen Ausgaben stemmen wie große Kommunen. Wir haben ein Einnahmedefizit, es fehlen uns Gewerbesteuereinahmen. Folglich ist eine verantwortungsvolle Ausgabenpolitik notwendig, ebenso das Nutzen von Synergien und Fördermöglichkeiten“.

Im Nationalpark spielt Tourismus eine große Rolle?

Höfner: „Den Tourismus entwickeln wir kontinuierlich weiter. Ein Ziel ist es, den Erbeskopf als  Wintersportzentrum, auch als Naherholungsgebiet in der Ganzjahresnutzung zu fördern. Die Sommerrodelbahn, der Trailpark und Hochseilgarten sind bereits beliebte und gut frequentierte Attraktionen.  Ein großer Leistungsträger, das Familienhotel Hochwald geht voraussichtlich im März wieder an den Start. Die Übernachtungszahlen werden wieder steigen. Wünschenswert ist es deshalb, weitere Investoren in unsere schöne Hunsrücklandschaft in der VG Thalfang  am Erbeskopf zu etablieren.“  

Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung auf dem Land aus?

„Wir sind ärztlich aktuell gut versorgt. Wir haben zwei Gemeinschaftspraxen und eine Einzelpraxis. In unserer VG Thalfang arbeiten sechs Ärzte, davon ein Facharzt. Zwei Physiotherapiepraxen sind tätig.  Die pflegerische Versorgung wird durch ein Altenheim und zwei Betreute Wohnen gewährleistet. Ebenso haben wir eine Hebamme vor Ort. Unsere Infrastruktur wird allen Generationen gerecht. Dies gilt es zu bewahren und auszubauen!“  

Aber wie können Sie die Verbandsgemeinde bei dieser Finanzlage und einer der höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen im Land von knapp 4000 Euro pro Einwohner entwickeln und gestalten?

Höfner: „Die finanzielle Lage ist angespannt, wir müssen daher die vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen.  Die VG Thalfang hat viel zu bieten und ist ein schöner Ort zum Leben und Arbeiten. Die Freizeit-  und Erholungseinrichtungen sind schnell erreichbar.  In unserem  Hallenbad lernen Kinder aus nah und fern schwimmen. Die Kurse sind über Monate hinweg ausgebucht. Das Schulschwimmen nutzen Klassen aus der VG, aber auch aus anderen Nachbarkommunen. Damit leisten wir einen wichtigen, gesellschaftlichen Beitrag .“  

Des Geldes wegen, um Verwaltungskosten zu sparen, möchte das Land die kleine Verbandsgemeinde mit einem  Nachbarn fusionieren. Wie steht es um die geplante Fusion?

Höfner: „Die Gespräche zur Kommunalreform verlaufen sehr zäh. Wir haben mehrmals die Landesregierung um Wiederaufnahme der Gespräche gebeten. Bisher liegt uns kein konkreter neuer Terminvorschlag vom Innenministerium vor.

Wir können unseren Schuldenberg nicht aus eigener Kraft abbauen. Die Nachbarkommunen benötigen eine nachhaltige, nicht nur finanzielle Perspektive, um mit uns neue Strukturen bilden zu können.  Deshalb muss sich das Land mit den Nachbarkommunen einigen und mit uns an einen Tisch setzen und die Verhandlungen wieder aufnehmen. Gemeinsam mit dem Landrat möchten wir  nochmal auf das Land zugehen und gemeinsam mit den anderen Bürgermeistern und der Bürgermeisterin Horsch einen neuen Gesprächstermin vereinbaren.“

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