Die Opfer sind nur knapp entkommen

Ein 26-Jähriger aus Trier steht wegen sexueller Nötigung und versuchter Vergewaltigung vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn an, zwei junge Frauen in deren Wohnungen überfallen und zwei weitere auf der Straße am Arm gepackt und belästigt zu haben.

Trier. (jp) Die von Staatsanwältin Frauke Straten verlesene Anklage ist der in Schrift gefasste Alptraum vieler Frauen, die am Ende einer Party-Nacht alleine mit dem Bus nach Hause fahren.

An Bushaltestellen in der Innenstadt hat sich der Täter im Januar und Februar seine beiden Opfer ausgesucht, ist dann mit ihnen eingestiegen. Immer am frühen Morgen, immer auf Linien aus der City heraus in die Höhenstadtteile. Er folgte ihnen auf dem Nachhauseweg und wartete, bis sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatten. Dann schlug er zu und drang mit Gewalt in ihre Wohnungen ein.

Der Prozess vor der dritten Großen Strafkammer des Landgerichts soll klären, ob der angeklagte 26-Jährige dieser Täter ist. Die Verhandlung begann gestern. Insgesamt sind sechs Tage dafür angesetzt, der letzte am 11. Oktober.

Der Angeklagte will zu diesen Vorwürfen nichts sagen, lässt er über seinen Pflichtverteidiger Edgar Haubrich mitteilen. Das kommt unerwartet: In der Vernehmung durch die Polizei hatte er laut Mitteilung des Landgerichts die Aussagen der Opfer, deren präzise Personenbeschreibungen zu seiner Verhaftung im Februar geführt haben, als "zutreffend" bezeichnet. Dabei habe er auch gesagt: "Ich weiß nicht, ob mein Vorgehen sexuell motiviert war."

Richter spricht mit Angeklagtem über Lebenslauf



Die Anklage lässt am sexuellen Hintergrund allerdings keine Zweifel. Eine der jungen Frauen, in deren Wohnung er im Februar mit Gewalt eingedrungen sei, habe er hochgehoben, ins Schlafzimmer getragen und auf ihr Bett geworfen. Durch einen Tritt in die Genitalien des Angreifers sei es ihr gelungen, in ihr Badezimmer zu fliehen und von dort aus zu Nachbarn zu entkommen.

Eine zweite junge Frau habe er nach dem Eindringen in ihre Wohnung mit den Worten "Hab dich nicht so" gegen die Wand gedrückt. Sie habe sich mit aller Kraft gewehrt und sei schließlich aus ihrer Wohnung geflohen. Zwei weitere Frauen habe er auf der Straße belästigt und festgehalten, bis von den Schreien alarmierte Passanten oder Autofahrer zu Hilfe kamen.

Der 26-Jährige verfolgt die Verlesung der Anklage ohne erkennbare Regung. Die Konfrontation mit den Opfern der Überfälle steht ihm noch bevor, die Aussagen der Frauen sind für den ersten Prozesstag noch nicht vorgesehen.

Stattdessen spricht der vorsitzende Richter Armin Hard ausführlich mit ihm über seinen bisherigen Lebenslauf. "Damit wir Sie etwas besser kennenlernen", so Hard. Der Angeklagte antwortet immer ruhig und sehr einsilbig. Ein offenbar gutes Elternhaus, kein Schulabschluss, Zivildienst, danach eine Reihe von Aushilfsjobs. Keine Vorstrafen.

Der Prozess wird heute mit vielen Zeugenaussagen fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort