Die Pestwurz, ein Kraut gegen Schmerzen

Bitburg/Prüm/Daun/Wittlich · Bitburg/Prüm/Daun/Wittlich (avi) "Oh, Opa, da wächst aber viel Rhabarber", sagt der Enkel und zeigt auf eine riesige Fläche grüner Pflanzen mit breiten Blättern und saftigen Stängeln im feuchten Bachtal. "Da kann die Oma aber viel Marmelade machen", schlussfolgert der Dreikäsehoch.

 Und so sieht sie aus: die Pestwurz. TV-Foto: Alois Mayer

Und so sieht sie aus: die Pestwurz. TV-Foto: Alois Mayer

Foto: (e_bit )

Aber da war wohl der Wunsch Vater des Gedankens.
Auch wenn die Blätter denen des Rhabarbers ähneln, der Enkel hat die Pestwurz entdeckt. Jetzt blüht sie wieder, massenhaft und in ihrer herben Schönheit betrachtenswert. Ganze Bachauen heben sich mit ihr in saftigem Grün hervor. Bizarr ragen die kolbenartigen Blüten in den Himmel. Allerdings zunächst nur die Blüten, es dauert ein bisschen, bis später dann die riesigen Blätter erscheinen - bis zu einem halben Meter hoch.
"Die breiten Blättern haben wir in unserer Kindheit oft als Kopfbedeckung genutzt, um bei der Heuernte die heiße Sonne abzuwehren", erinnert sich eine ältere Frau. "Außerdem weiß ich, dass wir mehr als einmal unsere Butter in Pestwurzblätter eingewickelt haben, wenn wir sie nach Daun zum Verkauf brachten."
Funde aus der Bronzezeit belegen, dass die Blätter der Pflanze damals auch als Klopapier genutzt wurden. Zudem sollen die Pflanzen auch bei Stichen von Stechmücken und Bremsen sowie anderen kleinen Verletzungen helfen. Früher wurde sich dann mit den Blättern der Pestwurz eingerieben.
Aber warum der Name Pestwurz? Im Mittelalter war es fester Volksglaube, wenn man sich mit dem Saft des zerriebenen Wurzelstocks einreibe, könne man die Pest vertreiben. Und ja: Die Pestwurz besitzt ätherische Öle, Bitterstoffe und Gerbstoffe, die einen starken und unangenehmen Geruch verbreiten. Und die Pest wurde seinerzeit als "Person" (Pestmutter, der schwarze Tod) angesehen, die diesen Duft nicht aushalte. In einem alten Heilpflanzenbuch aus dem 18. Jahrhundert ist zu lesen: "Die lange Erfahrung bezeuget, dass diese Wurzel wider die Pest gar nutzlich gebraucht werde, daher man sie auch Pestilenz-Wurtzel nennet".
Wesentlich wahrscheinlicher ist jedoch, dass deren früherer Einsatz gegen die Pest auf einem Missverständnis beruht. Ihr wissenschaftlicher Name lautet nämlich: Petasites' vom griechischen Petasos', was soviel wie hutförmig bedeutet. Die Ableitung davon zu Pest ist relativ leicht, wenn auch falsch.
Heute gibt es keine Pest mehr. Dennoch wurde die wasserliebende Korbblütlerpflanze nicht vergessen, denn sie hat tatsächlich Inhaltsstoffe, die helfen. Die Pestwurz gilt als Heilpflanze, die Schmerzen und Krämpfe lindert und wird unter anderem zur Migränevorbeugung sowie gegen Asthma und Heuschnupfen empfohlen.

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