Die pfiffigen Lenz-Geschwister

ENKIRCH. Jahr für Jahr beteiligen sich viele Jungen und Mädchen an den Wettbewerben "Jugend experimentiert" und "Jugend forscht". Mitzumachen und womöglich auch sehr gut abzuschneiden, ist allein schon bemerkenswert. Ungewöhnlich und geradezu verblüffend sind aber die Leistungen der Geschwister Miriam und Benjamin Lenz aus Enkirch. Sie haben zum wiederholten Mal den ersten Preis gewonnen.

Miriam Lenz ist so, wie man sich ein aufgewecktes, elfjähriges Mädchen vorstellt: pfiffig-fröhlich, ein bisschen verschmitzt und meistens guter Laune. Sie genießt offenkundig noch ihr Kindsein mit seinen vielen Freiheiten und der angenehmen Unbekümmertheit. Doch ihr Hobby will nicht so recht in dieses Schema passen. Miriam Lenz forscht nämlich leidenschaftlich gerne. So gerne, dass sie nun zum vierten Mal beim Wettbewerb "Schüler experimentieren" erfolgreich abgeschnitten hat. Zwei zweite Plätze und zwei erste Plätze hat sie bereits eingeheimst. Ihr Fachgebiet ist dabei nicht etwa die "mädchengerechtere" Biologie, sondern die Physik. Bei ihrer ersten Teilnahme vor vier Jahren stellte sie sich die Frage: In welcher Tasse bleibt der Kaffee am längsten heiß? In der dicken, in der dünnen, in der langen oder in der kurzen? Unzählige Messungen folgten, und akribisch genau notiere sie die Ergebnisse. Diesmal machte sie Versuche zur Zentrifugalkraft. Anlass dafür war ein Erlebnis mit ihren Brüdern. Sie schob auf einem Spielplatz ein Karussell an, und die Geschwister purzelten hin. "Das hättest du doch wissen müssen", meckerten sie. Nun wollte sie es also genau wissen: Wie ist das mit dem Karussell? Welche Kräfte wirken da? Als Versuchsanordnung diente ihr ein alter Plattenspieler, an den sie einen 12-Volt-Motor anschloss. Was passiert eigentlich, wenn man einen Legostein auf den Teller legt und die Scheibe anfängt zu rotieren? Wann fliegt der Stein runter? Wie weit fliegt er? Welche Bahn beschreibt der Stein? Viele Monate hat Miriam Lenz an dieser Aufgabe gesessen, und heraus kam eine Facharbeit, 15 DIN-A4-Seiten stark, in der sie den Sinn des Versuchs, die Durchführung, die Ergebnisse und die Folgerungen daraus exakt beschreibt. Da ist zum Beispiel zu lesen, dass neben der Zentrifugalkraft noch die Zentripetal- und die Corioliskraft wirken. Während wir uns mit Miriam unterhalten, hört Bruder Benjamin aufmerksam zu. Auch er ist ein "Querdenker" und geht den Dingen auf den Grund. Bereits zum siebten Mal ist er im Wettbewerb "Jugend experimentiert" dabei; sechs Mal hat er den ersten, einmal den zweiten Platz gemacht. Sein Thema diesmal: Hat die Grätzelzelle (so benannt nach ihrem Erfinder) eine Chance im Wettbewerb mit anderen Solarzellen? Der Schreiber dieser Zeilen versteht leider zu wenig von polykristallinen Silicium-Solarzellen und beschränkt sich daher auf die Feststellung, dass Benjamin nicht nur die Vorteile der Grätzelzelle aufzeigen konnte, sondern gleichzeitig sogar ein neues Verfahren entwickelte. Dabei wird die Farbstoffzelle auf dünne Folie aufgedruckt, und es entsteht mit einfachsten Mitteln eine "Folien-Farbstoffzelle". In früheren Arbeiten bastelte Benjamin eine Solarbewässerungsanlage und zwei Solaröfen, RA I und RA II, ferner einen Kühlschrank namens "Sunfridge" zur Lagerung von Insulinfläschchen. Sein erstes "Forschungsprojekt" war hingegen mehr spielerischer Natur: Er bastelte Fallschirmmännchen und ließ sie von der Empore der Kirche zu Boden fliegen. Benjamin wollte feststellen, mit welchem Material und welcher Seillänge die Fallschirme am längsten in der Luft bleiben. Als ideal stellte sich übrigens die Plastikfolie des "Gelben Sacks" heraus. Vier Kinder hat die Pfarrersfamilie Lenz. Neben Benjamin und Miriam sind da noch der 13-jährige Jonathan und Elias (fünf). "Jonathan ist eher der verspielte Typ", sagt Mutter Edeltraud. Einmal hat er auch schon bei "Jugend experimentiert" mitgemacht und einen automatischen Hühnerstallöffner gebaut - ohne "höheren Sinn", einfach aus Spaß an der Freud. Edeltraud Lenz freut sich natürlich über den Forschertrieb ihrer Kinder, die nebenbei noch mit Geige und Klavier musizieren. "Wir üben überhaupt keinen Druck aus", sagt sie. "Würden sie, statt zu forschen, lieber Fußball spielen oder tanzen, würden wir das auch unterstützen. Wichtig für Kinder ist, dass sie nicht nur lustlos daheim rumhängen."

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