Die positive Kraft der Bilder

Wittlich · Sie sind geordnet und trotzdem verspielt. Sie sind bunt, haben ihren Ursprung aber in der Krise. Die Bilder von Monika Wächter erzählen viel über ihre Schöpferin. Eine Perfektionistin, die durch das Malen lebensbejahender Bilder aus der Depression fand und heute mit 62 Jahren albern wie ein Kind sein kann.

Wittlich. Mitten in einer tiefen Phase der Depression fand Monika Wächter zu ihrer eigenen Richtung in der Malerei. Es scheint paradox: Sie malte schon seit Jahrzehnten, aber ausgerechnet in der Lebenskrise wandte sie sich bunten, leuchtenden, kräftigen Farben zu. Seit dieser Zeit, vor zehn Jahren, transportieren ihre Bilder Fröhlichkeit. Die Konstruktionen aus Farben und Formen mit exakter Linienführung erinnern an Hundertwasser, sind ebenso bunt, aber gezirkelter. Ihre abstrakten Kompositionen tragen Anklänge an realistische Dinge wie Sonnen, Bäume, Gesichter, Häuser, Landschaften, Vögel. Sie strahlen die Lebensfreude aus, die Monika Wächter aus dem Malen schöpft.
"Ich war noch nie unglücklich, während ich gemalt habe", sagt sie. Die Malerin und Kunsterzieherin erzählt von dem Rauschzustand, in dem sie die Zeit, Essen und Trinken vergisst. Magische Momente. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich es nicht bin, die malt, sondern mich etwas Geheimnisvolles leitet." Mit ihren Bildern will sie Freude in die Welt tragen und erklärt warum: "Ich bewundere Maler, die unsere Welt mit ihren Schrecken darstellen. Ich finde aber, die schönen Dinge werden zu wenig dargestellt."
Monika Wächter malt täglich einige Stunden. Sie liebt die Surrealisten: Ernst Fuchs, Dalí, Leonor Fini. Wahrscheinlich, weil sie ganz anders malen als sie selbst.
Ungewöhnlich sind ihre Formate. Sie sind so klein, dass sie in großen Mengen in eine Schublade passen. Monika Wächter liebt die Miniaturen, mit denen sie Streichholzschachteln und Lesezeichen zu kleinen Kunstwerken macht oder daraus Broschen und Kettenanhänger bastelt.
Ihr Lebensgefährte, der Maler Wilfried Bach, den sie im künstlerischen Austausch als wichtigen Partner schätzt, hat sie jüngst dazu gedrängt, sich an größere Formate zu wagen. Entstanden ist ein riesiges Bild, und ihre Euphorie ist gewachsen, in dieser Richtung weiterzuarbeiten.
Mit 62 Jahren besitzt Monika Wächter die Überzeugung, etwas Besonderes zu können. Früher sah das anders aus. "Ich war zu bescheiden, um das zu erreichen, was sich Künstler wünschen: Anerkennung." Sie sah sich als Hausfrau und Mutter. Bis sie 1989 begann, sich im Selbststudium wieder intensiv dem Malen und Zeichnen zu widmen und ihre Bilder auszustellen. Seitdem geht sie in der Malerei auf. Ihr Weg führte sie über das genaue, realistische Zeichnen, das klassische Aquarell, die Öl- und Acrylmalerei bis zur eigenen Formensprache.
"Ich werde mit dem Alter immer kreativer. Manchmal denke ich, ich platze vor Ideen", sprudelt es aus ihr hervor. So geschieht es nicht selten, dass sie zehn Bilder am Tag malt.
Von der Zukunft erhofft sie sich, dass ihre Fantasie nicht abreißt und dass das Augenlicht mitspielt. Dann weiß sie sicher: "Ich werde bis zum letzten Atemzug malen."Extra

Monika Wächter wurde 1949 in Görlitz geboren und wuchs in Mainz auf. Von 1968 bis 1972 studierte sie Kunst- und Werkerziehung. 1971 bis 1975 arbeitete sie in Hamburg als Kunstlehrerin, zog dann nach Bullay, wo sie 30 Jahre lang lebte. 1997 bis 2002 studierte sie Psychologie. Nach einer Familienphase trat sie 2002 in Cochem wieder in den Schuldienst ein. Seit 2004 unterrichtet sie am Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich, wo sie heute auch lebt. Monika Wächter ist im Vorstand des Wittlicher Kunstvereins, engagiert sich seit 2002 als ehrenamtliche Hospizhelferin im Kreis Cochem-Zell und ist seit 2000 psychologische Beraterin im Hospizverein. Noch bis zum 31. Januar sind Wächters Bilder in der Schmuckwerkstatt Schrot in der Himmeroder Straße in Wittlich zu sehen. sys

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