Die positiven Meinungen überwiegen

Neumagen-Dhron/Piesport/Minheim · Die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron ist seit Anfang 2012 Geschichte. Wie ist die Stimmung bei den Bürgermeistern und Bürgern, der drei Orte, die in Bernkastel-Kues eine neue Heimat fanden? Der TV hat nachgefragt.

Neumagen-Dhron/Piesport/Minheim. Unglaublich, wie die Zeit vergeht! Es ist schon etwas mehr als drei Jahre her, dass die Orte Neumagen-Dhron, Piesport und Minheim im Zuge der Kommunalreform in die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues wechselten. Die vorangegangenen jahrelangen Diskussionen und Abstimmungen dürften vielen Menschen noch präsent sein.
Zur Erinnerung: Die ehemalige VG Neumagen-Dhron stand früh zur Disposition. Bürgermeisterin Christiane Horsch hatte erkannt, dass ein Erhalt nicht möglich ist. Es ging um eine Frage: ein mit Geld versüßter freiwilliger Wechsel oder eine Zwangsfusion? Den meisten Kommunalpolitikern war schnell klar: Es ist besser das Ziel selbst zu definieren, als auf eine nicht beeinflussbare Entscheidung aus Mainz zu warten.
"Die Wege sind länger"


Auch die Bürger gaben ihr Votum ab. Einheitlich fiel es nicht aus. Die Piesporter waren mit großer Mehrheit für Bernkastel-Kues, in Neumagen-Dhron hielten sich die Befürworter von Bernkastel-Kues und Schweich fast die Waage, fast 60 Prozent der Minheimer wollten zu Wittlich-Land. In Trittenheim gab es keinen Dissens. Mehr als 90 Prozent der Bürger votierten für die VG Schweich, wo der Ort dann auch landete.
Mit der ersten Sekunde das Jahres 2012 war die VG Neumagen-Dhron Geschichte. Wie bewerten Ortsbürgermeister und Bürger (siehe Extra) die Zeit seither. Zum Hintergrund: Werner Mertes (Minheim) war auch schon vor der Fusion im Amt. Michael Thomas (Neumagen-Dhron) und Stefan Schmitt (Piesport) kamen durch die Kommunalwahl im Mai 2014 dorthin
"Wir werden nicht schlecht verwaltet", sagt Michael Thomas. "Die Wege sind eben länger", fügt er an. Natürlich sei das Verhältnis zu den Mitarbeitern in der kleinen Verwaltung enger gewesen. Sein Ort war Sitz der aufgelösten VG und hat am meisten verloren. Einge Geschäftsleute klagten, dass der Verlust der Verwaltung auch ihnen geschadet habe. Thomas: "Die Auflösung der Verwaltung wäre aber so oder so gekommen." Wichtig sei, dass Mitarbeiter des Einwohnermeldeamts freitags im ehemaligen Verwaltungsgebäude Dienst tun. Wer einen Ausweis braucht, muss also nicht bis Bernkastel-Kues fahren. "Das wird angenommen. Wir wollen, dass es so bleibt", sagt Thomas. Aktuell ist noch der Wunschzettel, den die betroffenen Gemeinden dem Land vorlegen durften. Thomas hofft, dass darüber noch der Ausbau der Ortsdurchfahrt Dhron Prioriät bekommt.
Für Stefan Schmitt (Piesport), mit 30 Jahren jüngster Ortsbürgermeister der VG, ist die Situation so "als wäre es immer so gewesen". Natürlich sei in Bernkastel-Kues alles größer und es gebe mehr Ansprechpartner. Probleme sieht er aber nicht. "Die Steuerbescheide kommen. Welche Wappen sie tragen, ist egal", sagt. Profitiert habe Piesport, wie Neumagen-Dhron und Minheim, von der vorgezogenen Förderung des DSL-Anschlusses.
Werner Mertes ist froh, dass Wittlich-Land seinem Ort Minheim die kalte Schulter zeigte. "Was Besseres als der Wechsel nach Bernkastel-Kues konnte uns nicht passieren", sagt der Mann, der auch zu Wittlich-Land wollte. Gerade im Bereich Abwasser seien Projekte umgesetzt worden, die in der ehemaligen VG Neumagen-Dhron niemals möglich gewesen wären.
Alle drei Orte profitieren von der wesentlich geringeren VG-Umlage. Nach Auskunft von Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordnete der VG Bernkastel-Kues, standen den drei Kommunen dadurch in den vergangenen drei Jahren zusammen mehr als 750 000 mehr zur Verfügung. "Neumagen-Dhron und Piesport sind als große Orte aber auch wichtige Zahler", hebt Michael Thomas hervor.
Lob kommt auch aus Bernkastel-Kues. "Es ist so, als wenn wir schon zehn Jahren zusammen wären", sagt Leo Wächter.Extra

 Die VG Bernkastel-Kues ist um die drei Orte Minheim, Piesport und Neumagen-Dhron gewachsen und zeigt das auch auf ihrer Homepage. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die VG Bernkastel-Kues ist um die drei Orte Minheim, Piesport und Neumagen-Dhron gewachsen und zeigt das auch auf ihrer Homepage. TV-Foto: Klaus Kimmling

Maria Fleck (68), Neumagen-Dhron: "Eigentlich ist es schade, dass es die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron nicht mehr gibt. Mir tut das ein bisschen leid. Jetzt müssen wir für manche Dinge nach Bernkastel-Kues, was vor allem für weniger mobile Senioren umständlicher ist. Das Bürgerbüro hier ist ja nur stundenweise geöffnet. Sonst hat sich nicht viel geändert. Was mir auffällt: Viele Leute fahren jetzt mit einem BKS-Autokennzeichen. Und die Gemeindesteuern scheinen mir teurer geworden zu sein; man hat ja gemeint, das wird alles billiger - aber das stimmt wohl nicht." Tim Roth (21), Piesport: "Ich wohne erst seit kurzem hier und stamme aus Dhron. Für die ältere Generation ist das mit der Fusion möglicherweise ein bisschen schwieriger - aber mir ist das eigentlich relativ egal. Sicher, man muss halt vielleicht mal nach Bernkastel-Kues fahren, wenn man etwas in der Verwaltung zu erledigen hat. Das ist dann vielleicht blöd, weil man das vorher im Rathaus in Neumagen-Dhron hätte erledigen können. Aber sonst hat sich doch wenig geändert." Jörg Linden (48), Minheim: "Geändert hat sich nicht viel. Sehr positiv fällt auf, dass jetzt entlang der Bundesstraße und auch an Bächen öfter gemäht wird. Früher wuchs schon mal das Gras über die Fahrbahnränder. Heute ist immer alles sauber - auch die Hecken werden oft zurückgeschnitten. Ich finde, schlechter ist bisher nichts - ich weiß von keinen negativen Seiten. Und ich musste auch noch nicht extra nach Bernkastel-Kues fahren, um etwas im Rathaus zu erledigen. Derzeit wäre das ja schon umständlich, weil die Verwaltung aufs Plateau umgezogen ist." (urs)/TV-Fotos (3): Ursula Schmieder

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