Die Qual der Wahl

BERNKASTEL-KUES. Zu viele mit Naturkork versehene Weine weisen unangenehmen Korkgeschmack auf. Das ruft Alternativen auf den Plan. Über deren Gebrauch gibt es bisher keine Klagen.

Glasverschluss, Kunststoffstopfen, Schraubverschluss, Kronkorken - oder doch der Naturkorken? Diese Frage treibt die Winzer um. Die Frage spaltet die Winzer nicht, aber es besteht hoher Informationsbedarf zu den Alternativen zum herkömmlichen Naturprodukt. Der Naturkork ist ins Gerede gekommen. Nur so ist die Diskussion über Alternativen überhaupt ins Rollen gekommen. Etwa fünf bis zehn Prozent der Weine seien durch Korkgeschmack negativ beeinflusst. Bei der letztjährigen Prämierung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft seien 6,5 Prozent der angestellten Weine wegen Korkgeschmack moniert worden. Diese Zahlen legte Ernst Josef Kees, Vorsitzender der Vereinigung Ehemaliger Bernkasteler Weinbauschüler, bei einer Fortbildungsveranstaltung für Winzer auf den Tisch. Mehr als 250 Winzerinnen und Winzer füllten die Mosellandhalle in Bernkastel-Kues bis auf den letzten Platz. Sie lauschten vier Stunden lang den Ausführungen der Hersteller von alternativen Flaschenverschlüssen und den Erfahrungen renommierter Winzer, die einen Teil ihrer Weine bereits mit anderen Verschlüssen ausstatten. Natürlich führt eine solche Veranstaltung nicht zu einem einheitlichen Meinungsbild. Auf dem Podium saßen Winzer, von denen jeder bereits positive Erfahrungen mit einem der alternativen Verschlüsse gemacht hat. Die einen verwenden Schraubverschluss oder Kronkorken für die Alltagsweine, andere statten höherwertige Weine mit einem Glasverschluss aus. Auch der Kunststoffstopfen, der mit dem Korkenzieher entfernt wird, hat seine Freunde. Er ist aber nur für die Weine geeignet, die nicht allzu lange gelagert werden. Höchste Zustimmung für die Alternative aus Glas

Interessant für die Leute im Saal: Sie hatten die Möglichkeit Weine zu probieren, die mit den Verschlüssen ausgestattet sind. Besonders spannend: Einige kamen sowohl mit Naturkork als auch mit einem anderen Verschluss auf den Tisch. Die Abstimmungen im Saal, welcher Wein besser sei, gingen meist Unentschieden aus. Wie es das Schicksal wollte, waren jedoch einzelne Flaschen des zuletzt ausgeschenkten und mit Naturkork versehenen Rieslings stark vom Korkgeschmack geprägt. Die Winzer müssen auch das Ländergefälle beachten. Der Markt in den USA, in England und in Skandinavien verlange nach dem hochwertigen Schraubverschluss, berichtete Oliver Haag (Weingut Fritz Haag). "Der deutsche Markt ist da problematischer", sagte er. Deshalb fahre sein Betrieb bei den Weinen bis zum Kabinett mittlerweile zweigleisig. Winzer Martin Kerpen will in Zukunft gerade bei den höherwertigen Weinen mit alternativen Verschlüssen arbeiten. Er setzt dabei auf den Glasverschluss. Der Glasverschluss, das war aus den Gesprächen herauszuhören, erfuhr an diesem Abend die höchste Zustimmung. Sein Manko: Die Kosten (pro Flasche, Verschluss und Kapsel) sind derzeit noch etwa 20 Cent höher als bei der Variante mit dem Naturkorken. Es gibt aber auch Betriebe, in denen erst einmal keine der Alternativen zum Zuge kommen wird. Und es gibt eine Hoffnung: Wenn die Nachfrage nach Naturkorken etwas nachlässt, wird vielleicht ihre Qualität wieder besser.

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