Wein Die Renaissance des Moselweins

Bernkastel-Kues/Trier · Das Weinbaugebiet hat sich gesund geschrumpft und einen Imagewandel vollzogen. Der Riesling bleibt das Aushängeschild.

 Riesling und Steillage: Sie sind die unverzichtbaren Imageträger des Moselweins.

Riesling und Steillage: Sie sind die unverzichtbaren Imageträger des Moselweins.

Foto: TV/Winfried Simon

An der Mosel wachsen die besten und teuersten Rieslingweine der Welt, hier gibt es berühmte Weinlagen, die jedem Kenner geläufig sind, aber hier werden auch in der Ebene Weine erzeugt, die in den Regalen der Supermärkte stehen und in direkter Konkurrenz zu den billiger erzeugten Weinen aus Rheinhessen, der Pfalz , aus Italien oder Spanien stehen.

Aber: Die Mosel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewandelt - zum Positiven hin.

Das Anbaugebiet hat sich regelrecht gesund geschrumpft. Ein entscheidender Auslöser waren die Jahre 1982 bis 1985. 1982 wurden auf einer Rebfläche von rund 11500 Hektar an der Mosel 2,3 Millionen Hektoliter Weinmost geerntet. Ein Jahr später waren es 1,8 Millionen Hektoliter. Die Keller liefen über, die Erzeugerpreise rutschten ins Bodenlose. Und es wurde noch schlimmer: 1985 stürzte der aus Österreich importierte Glykolskandal die gesamte deutsche Weinwirtschaft in eine schwere Krise.

Über 30 Jahre später beträgt die Erntemenge an Mosel, Saar und Ruwer im Schnitt deutlich unter einer Million Hektoliter. 2016 waren es nur knapp 700 000 Hektoliter und 2017 ernteten die Winzer gar nur 533 000 Hektoliter. In diesem Jahr dürfte die Erntemenge deutlich höher liegen. Darauf freuen sich vor allem die selbstvermarktenden Winzer, denn sie haben kaum Absatzsorgen. Moselwein hat wieder ein gutes Image, Moselwein ist „in“, wie der Blick in die vielen Gourmet- und Weinzeitschriften zeigt.

Weniger Menge, besserer Wein – das gilt immer noch. Die Hektarerträge sind deutlich geschrumpft, weil die Winzer mehr auf Qualität setzen. Das fängt beim Rebschnitt an und hört bei der Ernte auf, wenn viele Winzer die Trauben ganz selektiv lesen.

Die Mosel mit Saar und Ruwer ist mit aktuell 8760 Hektar ein kleines Weinbaugebiet. Ende der 80er Jahre betrug die Rebfläche noch 12000 Hektar. Ein weiterer starker Rückgang der Rebfläche ist in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.

Das ist auch im Sinne der Tourismuswirtschaft an der Mosel, denn das Landschaftsbild mit gepflegten Weinbergen in steilen Hängen ist das große Plus dieser Region. Wer an die Mosel kommt, will Weinberge sehen und keine verbuschten Brachflächen.

Die Genesung der Mosel hat noch einen weiteren Grund: Die Jahre, als die Winzer auf neue Züchtungen wie Bacchus, Ortega oder Optima setzten, sind vorbei. Diese einstigen Modesorten versprachen große Erträge und hohe Mostgewichte, sprich Spät- und Auslesen. Diese Sorten spielen an der Mosel kaum noch eine Rolle. Der Riesling behauptet sich. Alles andere wäre auch verhängnisvoll für die Mosel.

Seit 1988 darf auch Rotwein an der Mosel angebaut werden. Zwei Sorten haben sich durchgesetzt: Der Dornfelder, der hohe Erträge bringt und der edlere Spätburgunder. 9,4 Prozent der Rebfläche des Weinbaugebietes sind inzwischen mit roten Sorten bestockt, der Spätburgunder führt mit 4,6 Prozent, gefolgt vom Dornfelder mit 3,3 Prozent.

Der Riesling bleibt mit 61 Prozent der Rebfläche die wichtigste Rebsorte. Und das muss so bleiben. Der Weinautor Stuart Pigott scheibt: „Riesling ist der Wein, der rockt, die flüssige Essenz des Steins.“ Die Top-Weingüter erzeugen Spitzen-Rieslinge, die so bekannt und teuer sind, wie die ganz großen Bordeaux-Gewächse. Keine Rebsorte ist so vielschichtig, so interessant. Und für Mosel, Saar und Ruwer gilt: Die Steillagen-Rieslinge sind einzigartig, sie gibt es nirgendwo anders auf der ganzen Welt. Sie lassen sich nicht imitieren.

In den vergangenen Jahren hat ein Begriff die Runde gemacht, der wie kein anderer ausdrückt, was den Riesling ausmacht: Terroir. Terroir hat etwas mit Ursprünglichkeit, Unverwechselbarkeit, Wein- und Lagenkultur, Boden und Klima zu tun - ein Begriff, der den unverwechselbaren Charakter eines Weines beschreibt. Weine, die auf unterschiedlichen Böden gewachsen sind und Weine, die die Handschrift des Winzers erkennen lassen.

Der Riesling spielt – nicht nur an der Mosel - eine bedeutende Rolle in der Gastronomie. Weil er so facettenreich ist und daher mit den unterschiedlichsten Speisen kombiniert werden kann. Es gibt trockene, feinherbe und edelsüße Rieslinge, leichte und alkoholreiche, frische und reife Gewächse.

Und dem typischsten und interessanten alle Moselweine, dem Riesling kommt zugute, dass sich immer mehr Restaurants auf die regionaltypischen Spezialitäten besinnen.

 In solchen Spitzenlagen, wie hier in Zeltingen-Rachtig, wächst der klassische Mosel-Riesling.

In solchen Spitzenlagen, wie hier in Zeltingen-Rachtig, wächst der klassische Mosel-Riesling.

Foto: TV/Winfried Simon

 Ob Dippekuchen (überbackener Kartoffelauflauf), gebackene Moselfische, Tresterfleisch (in Wein und Tresterschnaps eingelegter Braten) oder Gräwes (Kasseler oder Eisbein mit Kartoffeln und Sauerkraut) - einen passenden Wein findet man immer.

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