Die Sache mit den Schweineohren

Zur Berichterstattung über die Abschussprämie für Wildschweine meint dieser Leser:

Sicherlich ist die Schwarzwildvermehrung kein weltbewegendes Problem, jedoch spüren Land- und Forstwirte spätestens nach verheerenden Wildschäden und dem Ausbruch der Schweinepest die existenziell bedrohlichen Folgen und erwarten eine Lösung. Seit Jahren hat eine einflussreiche Clique von Jagdpächtern nichts unterlassen, um mit Mitteln wie freiwilliger Abschussbegrenzung bei den Fortpflanzungsträgern- den Bachen-, gepaart mit massiver Fütterung, den Schwarzwildbestand auf nie gekannte Höhen ansteigen zu lassen, einzig und allein, um ihr Hobby interessanter zu gestalten. Maisanbau oder Klimaveränderung als Grund für den Anstieg der Schwarzwildbestände sind Erklärungsversuche der Jäger, um ihr Unterfangen zu kaschieren. Man muss nicht Veterinärmedizin studieren, um zu wissen, dass Schalenwildbestände über den Abschuss der Muttertiere zur rechten Zeit reguliert werden können. Laut Jagdgesetz haben die Jäger die Höhe der Bestände zu verantworten. Sollten sie das Problem nicht lösen können oder nicht wollen, bleiben nur zwei Folgen. Im ersten Fall verliert die Jagd ihre ethische Berechtigung. Im zweiten Fall sieht das Gesetz Zwangsmaßnahmen vor, die die Verwaltung durchsetzt. So geschehen in Euskirchen und richterlich bestätigt. Doch was geschieht im Landkreis Bernkastel-Wittlich? Damit Jäger gesetzeskonformes Verhalten praktizieren, werden sie vom Staat mit Steuergeld belohnt. Im Straßenverkehr würde dies bedeuten, dass ein Autofahrer für das Halten an der roten Ampel belohnt wird. Solches Vorgehen einer Behörde und der politischen Instanzen zehrt am ordnungspolitischen Grundverständnis des Bürgers. Abgesehen davon, dass die 60 000 Euro an anderer Stelle, etwa Schulen, dringend gebraucht werden, drängt sich der Gedanke auf, dass wegen des großen politischen Einflusses der Jägerschaft auf wirksames, aber unopportunes Durchgreifen verzichtet wird.

Reimund Köhl, Gondenbrett

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