Die Schublade bleibt zu

KRÖV. Im Jahr 2000 haben sich fünf Musiker aus Kröv zur Band Orange Pearl zusammen gefunden. Mit eigener Musik und eigenen Ideen stemmen sie sich selbstbewusst und innovativ gegen den Trend vieler Bands, bekannte Songs lediglich nachzuspielen.

 Haben sich in der Musikszene einen Namen gemacht: Die Gruppe "Orange Pearl" überzeugt mit Eigenkompositionen.Foto: Lena Mager

Haben sich in der Musikszene einen Namen gemacht: Die Gruppe "Orange Pearl" überzeugt mit Eigenkompositionen.Foto: Lena Mager

Wenn Peter Tesch, Markus Mohr und Martin Gachot in die Saiten greifen, wummert es ganz schön in dem alten Gewölbe unter den Kröver Gassen. Zwischen den drei Gitarristen traktiert Martin Lebenstedt an seiner Schlagzeuginsel nicht minder enthusiastisch die Snare Drums, und wenn dann Götz Burger mit Synthesizer und der eigenen sonoren Rock-Stimme in perfektem Englisch einfällt, dann erlebt der Magen endlich, was Grönemeyer meinte, als er schrieb: Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist. Gemäuer und Zwerchfell beben, und der Zuhörer kann einfach nicht anders als mitgehen bei dem fordernden Rhythmus, den eindringlichen Refrains und quirlig barocken Arrangements, die die fünf Jungs von der Mosel da professionell in den Raum katapultieren. Neue Ideen statt Einheitsbrei

Das feuchte düstere Viereck des Probenkellers ist voll gepackt mit technischer Ausrüstung und Instrumenten. "Nicht gerade die beste Umgebung zum Proben", grinst Lebenstedt, dessen Familie Gewölbe nebst Haus darüber gehören. Geprobt wird regelmäßig, sofern der Job der einzelnen Mitglieder es zulässt. Ein Motorradunfall hat die Band um ein paar Monate in ihrer Planung zurückgeworfen, aber jetzt sind sie wieder da - jetzt im Herbst stehen erneut Konzerte an. "Von Anfang an war klar", so Götz Burger, der Sprecher und Songschreiber der Truppe, "dass Orange Pearl auf keinen Fall covern würde. Kein Wiederkäuen bekannter Ideen. Wir wollten es uns nicht wie andere in einer Schublade bequem machen." Dafür steckten einfach zu viele eigene Ideen und Musikneugierde in der Köpfen der fünf Freunde, von denen Lebenstedt, Tesch, Burger und Gachot bereits Band-Erfahrungen bei Wambach - the Band und den Sparrows sammelten. Eine künstlerische Entscheidung, für die sie bislang nicht nur belohnt, sondern auch abgestraft wurden von Veranstaltern, die sich allein vom Mainstream ein gutes Geschäft erhoffen. Mit einer Coverband, die zum xten Mal Abba oder die Stones herunterspulen, kann man offensichtlich nichts falsch machen beim Publikum. Gut möglich, dass man damit aber auch die Intelligenz des Publikums beleidigt, das sehr wohl neue Ideen als Erholung vom harmlosen Einheitsbrei zu schätzen weiß. Da mag man den Konzertveranstaltern und auch Radiosendern ein wenig mehr Mut und auch Regionalpatriotismus wünschen. Die Vielfalt, die mit Anklängen an Bekanntes kokettiert, sich dann aber doch nicht fassen lässt und zu etwas gänzlich Neuem wird, das ist es, was Orange Pearl auszeichnet. Von klaren Rock-Arrangements bis hin zu ruhigen Balladen verfügt die Band über ein erstaunliches stilistisches Spektrum. Diese vielen musikalischen Einzelinteressen unter einen Hut zu bringen spricht von ungewöhnlichem gegenseitigem Vertrauen: eine wesentliche Voraussetzung für einen künstlerischen Prozess. Orange Pearl beweist, dass dies auch an der Mosel möglich ist. ( www.orangepearl.de). Die nächsten Konzerte von Orange Pearl: 1. November Jazzhouse Wittlich, 15. November FB Reil, 6. Dezember Tom's Musikkeller, Enkirch.

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