Die Signale setzen, dann übers Konzept nachdenken

Das Papier zum Stadtentwicklungskonzept ist kein Stadtentwicklungskonzept. Es soll als "Modul" funktionieren, das ständig erweitert werden kann und jetzt erst einmal genau da weiterhelfen soll, wo Investoren aktiv werden wollen. Das erfuhren die Mitglieder des Wirtschafts- und Marketingausschusses und die Bürger, die sich über den neuen Leitfaden informieren wollten.

Wittlich. (sos) Nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept steht drauf, aber drin ist ein solches noch lange nicht in dem Papier, über das der Ausschuss jetzt vorzuberaten hatte. Zu diesem Schluss kam beispielsweise Heinz Zender (SPD): "Wie brauchen schnellstmöglich eine Marschrichtung, wie wir die Stadt in den nächsten zehn Jahren entwickeln wollen. Das wäre der erste Schritt gewesen." Auch Ute Hahn (Grüne) krisisierte den "Blick auf eine kleine Zelle".

"Wir haben Investoren, die scharren mit den Hufen, die wollen von uns ein Signal haben. Da können wir nicht sagen: ,Hört mal, da brauchen wir noch ein Konzept'. Da ist Investitionsdruck", sagte Leo Kappes, Stadtverwaltung. Er warnte "eine historische Chance" zu versäumen. Er bezog sich auf den im Leitfaden hervorgehobenen Bereich Neustraße/Altneugasse. Dazu hieß es, dort beabsichtigten Privatinvestoren bis zu 1400 Quadratmeter neu zu überbauen, zu sanieren und eine Tiefgarage mit 25 Plätzen zu bauen. Der Leitfaden informiert, die Stadt könne als Fördermaßnahme Abbruchkosten übernehmen. "Momentan konzentrieren wir uns auf Objekte, wo konkrete Investoren vorhanden sind", erläuterte ergänzend Rainer Wener, Stadtverwaltung, dazu, warum das Papier zum Stadtentwicklungskonzept derzeit diesen punktuellen Schwerpunkt setzt.

"Das ist ein Leitfaden, der je nach Notwendigkeit aktualisiert werden kann. Das ist keine statische Sache", stellt auch Albert Klein, erster Beigeordneter, der die Sitzung leitete, klar: "Hier tut sich was, das sollte unterstützt werden. Wir brauchen jetzt keine Vorratsbeschlüsse." Er verwies darauf, dass der Leitfaden modulartig funktionieren solle und jederzeit erweitert werden könne. Dass er bislang den Bereich Marktplatz, Neustraße, Burgstraße, Oberstraße umfasse, sei eine rein vorläufige Abgrenzung: "Es ist klar, das gilt nicht abschließend für die nächsten 100 Jahre".

Stadtplaner Thomas Eldagsen sagte zum geplanten Vorgehen: "Wir wollen keine sehr umfangreichen Planwerke fördern, sondern mit Leuten zusammenarbeiten, die konkret was machen wollen. Denn wir müssen für uns sagen: Da fangen wir mal an."

Meinung

Alles andere als Samariter

Wer kein Konzept hat, ist folglich konzeptionslos. Und genau das ist das Kennzeichen der Wittlicher Stadtentwicklung. Wie die aufgeschreckten Hasen müssen sich die Kommunalpolitiker im Stadtrat seit Jahren von einer Ad-hoc- zur nächsten Ad-hoc-Entscheidung scheuchen lassen. Dass durch die Summe dieser Einzelentscheidungen kein stimmiges Gesamtbild entstehen kann, versteht sich von selbst. Die möglichen Investoren wird es freuen: Sie können nahezu beliebig schalten und walten. Reglementierungen werden meist erst gar nicht diskutiert, um nur ja keinen Projektentwickler zu erzürnen. Warum? Investoren sind alles andere als barmherzig Samariter. Ihnen geht es darum, ein Geschäft zu machen und Geld zu verdienen. Dafür sind sie naturgemäß durchaus bereit, sich mit ihrem Vorhaben in ein Gesamtkonzept einzufügen. h.jansen@volksfreund.de

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