Die Sperrmüllabfuhr kommt ab 2017 auf Abruf

Bernkastel-Kues · Schon seit Jahren beschweren sich viele Anwohner über die Sperrmüllpraxis im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Zwei feste Abholtermine pro Jahr führten zu sogenanntem Mülltourismus. Ortsfremde durchwühlten die Sperrmüllberge auf der Suche nach Brauchbarem. Nun soll der Müll öfter abgefahren werden.

Bernkastel-Kues. "Beschämender Dreck" war der Titel eines Leserbriefs, der vor wenigen Monaten im Trierischen Volksfreund erschienen ist. Darin beklagt sich ein Leser darüber, dass viel Sperrmüll bereits seit Tagen auf den Straßen von Wittlich liegt. Tatsächlich gibt es bislang nur zwei Abholtermine für Sperrmüll im Landkreis pro Jahr. Der letzte war in der Woche vom 9. bis 19. Juli, in der der Müll abtransportiert wurde, aufgefächert nach einzelnen Zonen der Stadt.
Freilich hatten viele Anwohner ihren Müll schon früher rausgestellt. Das lud wiederum Ortsfremde dazu ein, auch Gegenstände, die nicht zum Sperrmüll gehören wie zum Beispiel Altreifen dort abzustellen (der TV berichtete). Die Verschandelung und Vermüllung ganzer Straßenzüge ist eine Facette der Problematik. Die andere ist der sogenannte "Mülltourismus". Damit bezeichnet man die bandenmäßig organisierte Suche nach Brauchbarem und Wiederverwertbarem im Sperrmüll. Enggassige Orte wie etwa Bernkastel, in denen der Sperrmüll zentral ausgestellt wird, sind da besonders verlockend. Das soll sich in Zukunft ändern.
Der Kreistag hat auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Sperrmüllabfuhr umzustellen. Statt zwei Mal im Jahr, soll der Sperrmüll auf Abfrage bis zu zwölf Mal im Jahr abgefahren werden. "Es gab für die Verwaltung Vorteile der alten Regelung, aber auch viel Kritik in der Bevölkerung. Jetzt wird zwölf Mal im Jahr der Sperrmüll im Kreis abgefahren," sagte Landrat Gregor Eibes. Besonders an der Mosel habe der Sperrmülltourismus auch dem Fremdenverkehr sehr geschadet. Anwohner hätten bis zu 28 Fahrzeuge gesehen, die gezielt einen Sperrmüllhaufen angesteuert hätten, 23 davon mit osteuropäischen Kennzeichen.
Dem Beschluss folgte einem Antrag der FWG-Fraktion. Die Realisierung wird bis 2017 dauern, denn zur Änderung des Systems müssen auch neue Verträge mit den damit beauftragten Entsorgungsfirmen verhandelt werden. Zudem, so die Beschlussvorlage, ist für die neue Regelung der Abholung mehr Verwaltungsaufwand nötig. Dabei sei von einem Personalmehraufwand von einer Vollzeitkraft auszugehen (66 000 Euro Kosten jährlich). Die Vorlage sieht bislang keine Erhöhung der Gebühren vor. Allerdings könnten zusätzliche Abholaufträge gegen Zahlung einer Leistungsgebühr erteilt werden.
Die Verbandsgemeinde Manderscheid teilte auf TV-Nachfrage mit, dass es auch in der Eifel zu Fällen von Mülltourismus gekommen sei. Es sei aber selten vorgekommen, dass städtische Arbeiter Restmüll hätten entsorgen müssen.
Karsten Mathar vom Stadtmarketing Wittlich begrüßt die Entscheidung auch in Hinblick auf das Stadtbild: "Das ist eine sinnvolle Angelegenheit, insbesondere um den Mülltourismus zu vermeiden." Wolfgang Port, Stadtbürgermeister von Bernkastel-Kues, begrüßt die Entscheidung des Kreistags. "Manche Touristen mussten sich morgens regelrechte Müllhalden anschauen, das war ein heilloses Durcheinander. Insofern sollten wir den Versuch wagen, den Sperrmüll auf Abruf einzusammeln", sagt er. "Nach jeder Sperrmüllsammlung waren zwei bis drei Leute einige Tage damit beschäftigt, die Reste einzusammeln. Das war ein Heidenaufwand. Wir als Kommunen können dadurch Arbeitszeit einsparen, insofern ist die Schaffung einer Planstelle für die Verwaltung der Termine auch gerechtfertigt."

Meinung

Gute Investition
Kritik an diesem System ist durchaus verständlich. Manch einer ist mit dem Modell, wie es seit Jahren praktiziert wird, zufrieden. Außerdem verursacht der Sperrmüll auf Abruf auch zusätzliche Kosten, denn die Koordination der Abholtermine ist wesentlich aufwendiger als früher, als es feste Termine gab. Aber das ist gut investiertes Geld. Denn eine höhere Taktung des Sperrmülls wird den besonders in den Touristenorten gefürchteten Sperrmülltourismus verhindern können. ußerdem haben die Aufräumarbeiten bislang auch Personal der einzelnen Kommunen gebunden. Manch ein Bauhofmitarbeiter musste den Sperrmüllsammlern hinterherkehren. Diese Arbeit dürfte in Zukunft überflüssig sein. hp.linz@volksfreund.deExtra

Nach der neuen Regelung sollen je Ortschaft zwölf Abfuhrtermine geplant werden. In den jeweiligen Ortschaften werden nur die Anschriften angefahren, für die ein Abholauftrag vorliegt. Die Termine werden nicht veröffentlicht, sondern den Bürgern bei Anmeldung der Sperrmüllabholung mitgeteilt. Dabei werden Sperrmüll und Elektroschrott getrennt gesammelt. hpl

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