Die Stadt Wittlich ist Großgrundbesitzer

Wittlich · Von den 2000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche in Wittlich gehören 345 Hektar der Stadt. Für die Landwirte sind diese Flächen von existenzieller Bedeutung. Sie hoffen bei der anstehenden Neuverpachtung auf das Wohlwollen der Stadt.

 Die landwirtschaftlichen Flächen, wie hier ein Tabakfeld, gehören zum Teil der Stadt. In diesem Jahr stehen Neuverpachtungen an. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die landwirtschaftlichen Flächen, wie hier ein Tabakfeld, gehören zum Teil der Stadt. In diesem Jahr stehen Neuverpachtungen an. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Die Stadt Wittlich ist als großer Gewerbe- und Industriestandort bekannt. Mit Ackerbau und Viehzucht wird das Zentrum des Kreises auf den ersten Blick nicht so sehr in Verbindung gebracht, obwohl die Stadtteile Bombogen, Dorf, Lüxem, Neuerburg und Wengerohr von Feldern und Wiesen umrahmt sind. Wer im Sommer die vielen Erdbeerstände sieht und auch um Wittlichs Tabakanbau-Tradition weiß, erkennt aber schnell die Bedeutung der Landwirtschaft.
Verträge oft nur für ein Jahr


Heinz Zender, Vorsitzender des örtlichen Bauern- und Winzerverbandes, hat nachgeschaut. Er geht von einer landwirtschaftlichen Fläche von circa 2000 Hektar aus. Etwa ein Sechstel davon, 345 Hektar, befindet sich im Besitz der Stadt, teilt Pressesprecher Jan Musweiler mit.
Wittlich ist also ein Großgrundbesitzer. Rieseneinnahmen erzielt die Stadt dadurch allerdings nicht. Nach Auskunft von Musweiler ist 2013 mit einer Pacht von insgesamt etwa 33 000 Euro zu rechnen.
In diesem Jahr steht in dieser Hinsicht ein großes Projekt an. Die Stadt plant, so Musweiler, die Neuverpachtung ihrer landwirtschaftlichen Nutzflächen. Bisher sind die Strukturen unterschiedlich.
Oft liegt die Pachtdauer nur bei einem Jahr. Es habe aber auch schon Verträge von drei, sechs oder neun Jahren gegeben. "Zu künftigen Pachtstrukturen sind noch keine Aussagen möglich", sagt Jan Musweiler. Die städtischen Grundstücke werden je zur Hälfte als Ackerland beziehungsweise Grünland bewirtschaftet. Sie sichern, so der Sprecher der Stadt, teilweise auch die langfristige Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen. Genau hier liegt die Aufgabe der nächsten Wochen. Die Landwirte wollen eine gewisse Planungssicherheit, die Stadt möchte gerne schnellen Zugriff für eine mögliche andere Nutzung (zum Beispiel Gewerbe). Der TV hat sich bei einigen der zehn Vollerwerbs-Landwirte umgehört. Es gebe einen Spagat zwischen den Interessen der Stadt und denen der Landwirte, erläutert der Bombogener Ortsvorsteher Hermann Josef Krämer. Er sagt: "Es ist wichtig, dass den Landwirten ihre Grundlage nicht entzogen wird."
Auf einem guten Weg


"Wir hoffen auf eine einvernehmliche Lösung", sagt Hermann Oetringer, der in Bombogen einen Milchviehbetrieb unterhält. Er hat zwar nur etwa fünf seiner insgesamt 105 Hektar von der Stadt gepachtet. "Doch die sind wichtig", berichtete er. Schließlich befinde sich nur ein kleiner Teil der bewirtschafteten Flächen in seinem Besitz.
"Die gepachteten Flächen sind von existenzieller Bedeutung", sagt Carlo Bauer aus dem Stadtteil Neuerburg, der auf etwa 130 Hektar Tabak, Kartoffeln und Getreide anbaut. Etwa zehn Prozent dieses Areals gehören der Stadt. "Wir sind bei den Verhandlungen auf einem guten Weg." Wichtig sei die Planungssicherheit für die Landwirte.
"Der Flächenbedarf ist groß", sagt Heinz Zender, der als Winzer nicht direkt von der Diskussion betroffen ist. Derzeit werde alles auf den Prüfstand gestellt. "Ich gehe davon aus, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wird", sagt er.

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