Die Steillage ist mehr als nur ein Arbeitsort

Bernkastel-Kues · Für die Winzer sind die Steillagen Lebensgrundlage. Für manche Pflanzen und Tiere auch. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel wirbt für ein Gesamtsystem. Die Arbeit dafür beginnt am Mittwoch. Möglichst viele Menschen sollen sich engagieren.

 Die Steillage ist Arbeitsort, wie hier für Markus Hardt, der im Dhroner Hofberg die Reben schneidet. Sie soll in Zukunft aber noch besser in Wert gesetzt und vielfältiger werden unter anderem durch den Blick auf Pflanzen- und Tierschutz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Steillage ist Arbeitsort, wie hier für Markus Hardt, der im Dhroner Hofberg die Reben schneidet. Sie soll in Zukunft aber noch besser in Wert gesetzt und vielfältiger werden unter anderem durch den Blick auf Pflanzen- und Tierschutz. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Eine Aktion für lebendige Moselweinberge. Wer das hört, stutzt im ersten Moment: In den Wingerten herrscht doch das ganze Jahr über Leben. Schließlich sind alle Jahreszeiten für den Arbeitsverlauf (Rebschnitt, Aufbinden, Düngen, Bodenbearbeitung, Entlauben, Ernte) wichtig. Doch die Initiative Lebendige Moselweinberge, die am Mittwoch, 11. Dezember, mit einer Pressekonferenz ins Leben gerufen wird, will mehr. "Die Einzigartigkeit der Steillagenweine kann nicht durch kellerwirtschaftliche Maßnahmen, sondern nur durch die Weinbausteillagen mit all ihren Besonderheiten vermittelt werden. Es wird daher immer wichtiger, die Weinberge als Gesamtsystem zu begreifen und zu kommunizieren", heißt es in der Projektbeschreibung.
Zu dem Gesamtsystem, das Mosel, Saar und Ruwer umfasst, gehören auch Pflanzen und Tiere, die in dieser sehr speziellen Landschaft ihren Lebensraum haben, aber auch die Menschen, die die Weinbergswege in ihrer Freizeit nutzen. Landschaftsentwickler Carsten Neß (Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel), der mit seiner Kollegin Martina Engelmann-Hermen stark in das Projekt involviert ist, erklärt das Ziel so: "Wir wollen noch mehr Menschen mitnehmen." Adressaten sind in erster Linie Winzer und Gastronomen, die von den einmaligen Steillagen besonders profitieren. Angesprochen fühlen sollen sich aber auch Gruppen und einzelne Personen. Alle sind aufgerufen, sich Gedanken zu machen, wie die Steillagen über die Reben hinaus noch effektvoller in Wert zu setzen sind. Noch mehr Menschen sollen sich mit ihrer Heimat identifizieren und sich für sie engagieren.
Beispiele gibt es bereits: den Gewürzgarten in Ürzig, den Sortengang (verschiedene Baumarten) in Zeltingen-Rachtig und die Weinbergspfirsischbäume, die besonders an der Untermosel markante Tupfer in der Weinbergslandschaft bilden. Das DLR ist auch bereits auf Privatinitiativen aufmerksam geworden (siehe Extra). In Zukunft soll noch weiter ins Detail gegangen werden: mit der Eidechse, die im Frühjahr aus den Weinbergsmauern schaut zum Beispiel, oder mit den vielen durch die Rebzeilen fliegenden Schmetterlingen. Die Kulturlandschaft soll auch eine umfassende Naturlandschaft werden.
"Wir haben verschiedene Richtungen aber ein Ziel: die Förderung des Pflanzen- und Tierschutzes", sagt Neß. Deshalb wird morgen auch ein Fotowettbewerb eingeläutet. Die Teilnehmer sind aufgerufen nicht die große Fläche abzulichten, sondern ins Detail zu gehen. Das Gesamtprojekt wird Teil der Initiative Dachmarke Mosel. Schon damit ist ihm Aufmerksamkeit gewiss.Extra

In Piesport will die Weingütervereinigung nach Auskunft von Johannes Haart auf der Straße in Richtung Klausen die spitz zulaufenden Parzellen an elf Kurven bepflanzen und pflegen. Die Idee von Haarts Vater Theo war nach Auskunft von Landschaftsentwickler Carsten Neß die Initialzündung für das Projekt. In Mehring hat der Seniorenclub Aktiv vor einigen Jahren auf dem Huxlay-Plateau ein Insektenhotel gebaut. Neuestes Projekt ist ein Aktionspfad. Er führt nach Angaben von Hans Blees vom Hauptweg der Weinlage Battenberg auf die Höhe. Der aufwendig bepflanzte Weg wird auch Teil des Moselsteigs. cb

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