Die Struktur der Augenblicke

WITTLICH. Die Welt ist bunt. Heike Hooghoff bannt sie auf Papier und Leinwand, lotet die Möglichkeiten der Farbe aus, bringt den Raum in die Fläche. Jetzt geht sie mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit.

Über dem Küchentisch hängt ein Großformat im Pop-Art-Stil. "Für die beste Kunstlehrerin", haben die Pop-Artisten eines Gymnasiums als Widmung dazu geschrieben. Was gibt es schöneres als Schülerlob für einen Pädagogen? Der Kunstlehrerin, Heike Hooghoff, hat die Arbeit am Wittlicher Peter-Wust-Gymnasium und auch am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium und der Stefan-Andres-Hauptschule in Schweich als Krankheitsvertretung Spaß gemacht. "Ich wollte immer was mit Kunst, Kindern, Englisch machen", sagt sie. Acht Jahre in England studiert

Acht Jahre hat sie in England gelebt, dort studiert, als Lehrerin für Design, künstlerisches Gestalten, Werken gearbeitet. Zurück in der Heimat musste sie feststellen, dass ihr Studienabschluss als vollqualifizierte Lehrerin in Rheinland-Pfalz "offiziell" nicht anerkannt wird. Aber als Vertretung durfte sie arbeiten, immerhin zwei Jahre, bis jetzt. Seit den Sommerferien muss sie abwarten, wie es im Job weiter geht. Doch nicht nur beruflich ist das Gestalten das große Thema in ihrem Leben. Das wurde bereits 2004 in ihrer Heimat mit dem Kunst-Kultur-Förderpreis des Landkreises Bernkastel-Wittlich in der Sparte Kunst/Design gewürdigt. Und sie sieht sich als weiterhin Lernende, arbeitet an ihrem künstlerischen Ausdruck in Kursen der Europäischen Kunstakademie Trier, übte sich in der Landschaftsmalerei beim Trierer Künstler Werner Persy. Überhaupt, die Vorbilder. Eins ist sicher ihre Patentante aus Trier, Elisabeth Kretzschmar. "Sie hat mich sehr beeindruckt, war, egal wo immer, künstlerisch tätig. Mit 14 Jahren hat sie mich mit einer Malgruppe nach Frankreich mitgenommen", sagt die heute 31-Jährige über den Impuls in der Jugend, dem sie dann gefolgt ist. Jetzt steht sie in ihrer Wohnung inmitten unzähliger Bilder: gerahmt, in Mappen, an der Wand, auf dem Boden, auf dem Tisch. Sie greift ins Regal. Dort steht Skizzenbuch an Skizzenbuch und dokumentiert ihr Leben in kleinen charmanten Momentaufnahmen: Venedig, Straßenfluchten in England, Köpfe, Kathedralenfenster. Tusche, Wachsskreise, Bleistift, Kohl, Collage- und Spachteltechnik, Lasureffekte - alles was es an künstlerischen Techniken gibt, probiert sie mit intensiver Neugier aus. Jetzt hat sie die Abstraktion und die Acrylfarbe entdeckt. "Das Zeichnerische, Grafische war bislang meine Stärke. Ich wollte an mich konkret die Herausforderung stellen, abstrakt zu arbeiten. Am Dachgebälk mit den Lichtspielen in der Akademie bin ich hängen geblieben", sagt Heike Hooghoff zu ihren neuen Arbeiten. "Der Raum, das schwebende Licht, die Harmonie der Farben, die Kontraste, das beschäftigt mich jetzt. Da experimentiere ich noch. Aber dann zu sagen, das Bild ist fertig, das ist gar nicht so einfach", erklärt sie zu den Tücken ihres neuen Wegs. Malen, sogar bei der Autopanne

Dem Charme des Skizzenhaften, des flüchtigen Bannens eines Augenblicks als tägliche Übung bleibt sie jedoch treu - und zwar bei jeder Gelegenheit. Unlängst hatte sie auf dem Weg zur Akademie eine Autopanne. Beim Warten auf den ADAC hat sie einfach gezeichnet. "Plötzlich guckt mir der ADAC-Mann interessiert über die Schulter. Das hatte er noch nie erlebt. Für mich war das selbstverständlich", erzählt Heike Hooghoff: "Dann hat er gefragt, ob er das Bild haben könne. Das war für mich ein ganz tolles Kompliment." Nach einer ersten Ausstellung mit 83 Arbeiten im Wittlicher Weingut Mertes zeigt Heike Hooghoff ihre Werke am 4. November, von 9 bis 14 Uhr, bei der Wittlicher Firma Kunsmann Cordes unter dem Titel "Magie der Farben". Außerdem stellt sie ebenfalls am Samstag, 4. November, ab 18 Uhr und am Sonntag, 5. November ab 11 Uhr, in der Alten Scheune in Osann aus.

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