Die Tage sind gezählt

Als vor einem Jahr die ABC-Schützen in Merscheid eingeschult wurden, wusste noch niemand, dass dies ein wohl historischer Moment war. Zum letzten Mal starteten in Merscheid Kinder ihre Schullaufbahn. Die Schule an sich bleibt allerdings erhalten.

Merscheid. Was eine "dislozierte Schule" ist, weiß in Haag und Merscheid schon jedes Schulkind. Es ist eine Schule mit zwei Standorten. In diesem Schuljahr werden die Erstklässler in Haag eingeschult. Auch die Viertklässler werden dort unterrichtet, während die Zweit- und Drittklässler im Nachbarort Merscheid die Schulbank drücken. Diese Aufteilung ist allerdings schon bald Geschichte. Der Schulstandort Merscheid gehört vom Schuljahr 2008/2009 an der Vergangenheit an. Der Grund sind die rückläufigen Schülerzahlen. Die Gesamtschülerzahl in der "Zwergschule", die von Schülern aus Haag, Merscheid, Heinzerath und Elzerath besucht wird, wird 2008/2009 nur noch bei rund 54 Kindern liegen, davon voraussichtlich 13 Erstklässler. Erstmals wird es es dann satt derzeit drei nur noch zwei Klassen geben. In diesem Fall "wird es keine Dislozierung mehr geben", macht Bürgermeister Gregor Eibes deutlich. Das Merscheider Schulgebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Besonders problematisch ist laut Bauamtsleiter Alfons Gorges die Dachkonstruktion. Eine Generalsanierung sei notwendig. Schließlich sei das Gebäude, das um das Jahr 1900 entstanden sei, nie komplett überholt worden. Daher fiel die Entscheidung für den Schulstandort Haag nicht schwer, zumal sich auch die Schulturnhalle in Haag befindet. Offiziell weiß Monika Fell, erst seit einem Jahr Schulleiterin, von dem Aus für den Standort Merscheid noch nichts. Reaktionen von Eltern hat sie auch noch nicht gehört. Ein wenig wundert sie sich schon, wie die Merscheider "Penne" so sang- und klanglos von der Bildfläche verschwindet. Aber schließlich bleibe die Schule ja erhalten. Und das Gebäude sei schließlich marode. Da müsse viel Geld hin eingesteckt werden. In dieser Situation rentiere sich das nicht. Dass es ab 2008/2009 nur noch zwei Klassen geben soll, ist für Fell unproblematisch. Im Gegenteil: Jahrgangsübergreifender Unterricht werde in ihrer Schule längst praktiziert und sei wieder hochmodern. In den Projektwochen habe man in ihrer Schule schon in der Vergangenheit über alle Klassengrenzen hinweg unterrichtet, sei es bei einem Theaterprojekt fürs Schulfest oder beim Thema "Ernährung und Bewegung". Allerdings gebe es je nach Alter unterschiedliche Aufgaben. Kombinierte Klassen stellen nach Auffassung der Rektorin höhere Anforderungen ans Lehrpersonal. Für allzu dramatisch hält sie das nicht. Schließlich hat im beginnenden Schuljahr die kombinierte zweite und dritte Klasse gerade 24 Kinder. Und Fächer wie Deutsch, Sachkunde und Mathematik würden dennoch häufig nach Klassenstufen getrennt unterrichtet. Wie lange die Schule als solche weiterexistiere, dazu vermag Monika Fell nichts zu sagen. "Die Einheitsgemeinde will die kleinen Schulen erhalten", weiß sie. Aber wie schnell das gehen könne, sehe man an anderen Schulen. Bis 2012/2013 sind die vor-aussichtlichen Schülerzahlen laut Eibes noch so, dass zwei Klassen gebildet werden können. Nicht berücksichtigt sind bei diesen Zahlen diejenigen, deren Eltern sich beispielsweise für die Ganztagsschule in Morbach entscheiden.

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