Die Tücken einer Sommernacht

Kröv. Es gibt Tage, da kann man den Eindruck haben, es geht einfach alles schief. Diese Erfahrung mussten jetzt auch die Mosel Festwochen und deren Intendant Hermann Lewen machen.

Die Veranstaltung "Zauber einer Sommernacht" auf der schwimmenden Moselbühne ist schon seit Jahren ein so genannter Selbstläufer. Das heißt: Hier ist eigentlich der Erfolg programmiert. Leichte Klassik, zauberhaftes Ambiente und gute Gastronomie sorgen dafür, dass es dem Publikum gut geht und es den Abend als ein Sommerhighlight mit nach Hause nehmen kann. In diesem Jahr sollte von der schwimmenden Bühne aus eine "Johann Strauß Gala" präsentiert werden, dem Komponisten von unzähligen Walzern, Polkas und auch der berühmten Operette "Die Fledermaus". Engagiert für diesen Abend war das Musiktheater aus dem polnischen Lodz, das mit seinem Orchester unter der Leitung von Andrzej Knap, seinem Ballett und etlichen Künstlern angereist war. Um es gleich vorweg zu sagen, musikalisch erfüllte die Veranstaltung ganz und gar die Erwartungen des Publikums. Die Sopranistinnen Aleksandra Zielinska und Agnieska Gabrysiak sowie der Tenor Krzysztof Marciniak und der Bariton Andrzej Orechwo hatten keine Mühe, die Zuhörer zu begeistern. Chor und Ballett (Choreographie Henryk Rutkowski) verliehen dem Konzert eine gewisse Schwerelosigkeit und je länger der Abend dauerte, desto mehr konnte auch das Orchester überzeugen. Geriet der Anfang mit der Ouvertüre zur Fledermaus etwas hölzern und steif, so konnten etwa der Kaiserwalzer, der Zigeunerbaron oder auch der Frühlingsstimmenwalzer nur noch breiteste Zustimmung für sich verbuchen. Wo also waren die Haken, die dafür sorgten, dass man Hermann Lewen wirklich nicht beneiden konnte? Zunächst einmal stelltesich für ihn die Frage, ob er den Abend wirklich auf der Openair Bühne laufen lassen sollte oder nicht. Eine breite Gewitterfront zwang ihm hier die Entscheidung auf. Selbst wenn er das Risiko einiger Regentropfen in Kauf genommen hätte, die Gefahr eines Blitzeinschlags auf der Bühne wäre viel zu groß gewesen. Sicherheit geht vor Atmosphäre, weshalb sich die Kröver Weinbrunnenhalle komplett füllte. Dann stellte sich auf einmal die Frage, wo man an einem Samstagabend zwei Reifen für einen Bus bekommt. Der Bus des Orchesters hatte eine Panne und musste mit neuen Pneus versorgt werden. Dank eines Reifenhändlers in Bernkastel-Kues konnte Lewen auch hier weiter helfen. Also galt es endlich, nachdem auch die Programmhefte, die man im Bus vergessen hatte, mit einem Taxi geholt worden waren, sich zu den beschwingenden Klängen eines Johann Strauß zurück zu lehnen, den Abend zu genießen und auf den optischen Höhepunkt einer zauberhaften Sommernacht zu warten, das große Feuerwerk, mit dem traditionell diese Veranstaltung beschlossen wird.Zwei neue Reifen für das Orchester

Manchmal aber steckt der Teufel im Detail und findet eine Möglichkeit, die Katastrophen noch ein wenig zu steigern. Ausreichend Zeit sollte für das Publikum sein, die Weinbrunnenhalle zu verlassen und das Feuerwerk zu bewundern. Ein technischer Defekt, dessen Ursache noch nicht ganz geklärt ist, sorgte dafür, dass dieses Versprechen nicht gehalten wurde. Mitten in der Zugabe des Orchesters brach, ausgelöst wahrscheinlich durch einen fehlgeleiteten Funkbefehl eines anderen Feuerwerks, die Krönung des Abends los, prächtig anzusehen, allerdings ohne Zuschauer. Die waren noch in der Halle und lauschten der Musik. Die Mosel Festwochen sind das größte Musikfestival in Rheinland Pfalz. Es hat eine überragende Bedeutung für die Region und ihr kulturelles Leben. Trotzdem: es gibt Tage, da möchte man mit dem Intendanten einfach nicht tauschen.