Die Villa wird zu Sand

WITTLICH. Verschwindet die Römische Villa, wird sie aufwendig saniert oder soll sie zum Teil zu geschüttet werden? Über die Zukunft des derzeit abgesperrten Zeitzeugens neben der Autobahnbrücke diskutiert heute der Kulturausschuss.

"Die Substanz der Sandsteine löst sich auf, die Steine werden weich und verwittern zu Sand", - so bringt die Verwaltung auf den Punkt, was zum derzeitigen Zustand der Römischen Villa bei Wittlich zu sagen ist. "Permanente Durchfeuchtung" wird als Ursache angegeben. Sie resultiere, so die Verwaltung, aus der Überdachung 1983, der Lage im Schatten der Autobahnbrücke und dem umgebenden Grün, und weil bei der Sanierung 1983 weder Drainagen gelegt noch das Mauerwerk abgedichtet worden sei. Der Oberkustos des Trierer Landesmuseums, Karl-Josef Gilles, hatte zum Thema im TV außerdem gesagt: "Sicher hätte eine regelmäßige Pflege die Schäden geringer halten können." Gemerkt hat man all dies gut 20 Jahre später, auch, dass die kulturgeschichtlich wichtige Anlage wohl auch im Schatten des öffentlichen Interesses lag. "Unter der Brücke befindet sich das einzige Hinweisschild", steht etwa im Bericht des Fachbereichs Planung und Bau/Hochbau, der den Zustand überprüft und drei Sanierungskonzepte vorstellt. Ein Mittelweg und eine Initiative von Wittlichern

Hinweise auf die ehemals stolzen Überreste römischer Geschichte finden Ortsfremde schwerlich. Wer über die Internetseiten der Stadt nach der Villa forscht, sucht dieses Kapitel unter "Kultur" oder "Touristik und Freizeit" noch vergebens. Seit die Stadt die Überreste wegen Baufälligkeit hat absperren lassen, ist die Römische Villa jedenfalls wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Jetzt geht es um die Frage: Versenkt man sie am besten gleich ganz schützend ins Erdreich, oder saniert man die Anlage mehr oder weniger aufwändig? Die Verwaltung schlägt einen Mittelweg vor: eine Teilverfüllung, Teilsanierung nebst Demontage des Daches sowie Rückschnitt des Grüngürtels, die rund 30 000 Euro kosten soll. Für die komplette Verfüllung der Mauerreste und die Entfernung des Dachs - eine Lösung, bei der die Anlage im Erdreich verschwindet -, rechnet man mit 15 000 Euro. Eine umfangreiche Sanierung, für die das Rheinische Landesmuseum bereits im Jahr 2000 einen Vorschlag unterbreitet hat, dürfte rund 500 000 Euro teuer werden. Vielleicht kommt ja auch Hilfe durch privates Engagement. Am Freitag will sich ein gemeinnütziger Förderverein gründen, der für eine bessere Zukunft der Villa aktiv werden will. Elisabeth von den Hoff erklärt: "Wir wollen nicht, dass die Villa in der Versenkung verschwindet und versuchen, Gelder aus privaten Spenden zu bekommen. Auch wollen wir erreichen, dass eine Dokumentation vor Ort erstellt wird, die zeigt, wie wichtig die Römische Villa für die abendländische Baukunst ist." Sie sagt weiter: "Wir wollen mit der Stadt kooperieren. Aber auf keinen Fall darf das Dach weg. Wenn es im Winter draufregnet und abwechselnd friert und taut, dann nimmt die Verwitterung rasant zu. Frost ist der schlimmste Faktor beim Verwittern." Deshalb wolle man darauf hinarbeiten, später vielleicht eine Metallkonstruktion als Überdachung zu bekommen. Der öffentliche Teil des Kulturausschusses beginnt heute, Mittwoch, 18 Uhr, im Stadthaus. Bürger, die an der Erhaltung und Pflege Wittlicher Kulturgüter, insbesondere an der Rettung der Villa am Mundwald, interessiert sind, treffen sich am Freitag, 2. Dezember, 19.30 Uhr, im Gewölbekeller der Buchhandlung Rieping zur Gründung eines Fördervereins.

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