Die Welt zu Gast im Hunsrück

Morbach · Vor etwa zehn Jahren ist das ehemalige Munitionslager bei Morbach einem Areal voll neuer Strom- und Wärmeerzeuger gewichen. Das Gelände ist ein Vorzeigeprojekt. Insgesamt 40 000 Besucher aus aller Welt sind bisher nach Morbach gekommen.

Aus Simbabwe, Moldawien, Nordkorea, den USA, Australien und jüngst aus Japan kommen immer wieder Abordnungen aus aller Welt in den Hunsrück. Ihr Ziel: Sie wollen sich bei einer Führung durch die Energielandschaft Morbachs über erneuerbare Energien und Alternativen beispielsweise zu der Stromgewinnung etwa durch atomare Kraftwerke wie in Japan informieren.

40 000 Menschen aus 97 Nationen sind hier in den vergangenen zehn Jahren durchgegangen und haben sich bei den Führungen die Funktionsweise von Windrädern, Biogas- oder Photovoltaikanlagen erläutern lassen.

Von diesem 146 Hektar großen Areal wird Strom ins Netz gespeist und Wärme zur Wärmeversorgung abgegeben. 19 Kilometer Straße führen durch das Gelände. Ein Informationszentrum macht diese Form der Energiegewinnung für große und besonders für kleine Besucher erlebbar. Auch im Baedeker Reiseführer "Erneuerbare Energien entdecken" zählt Morbach zu einer der sehenswertesten Anlagen. 160 Standorte in Deutschland werden im Reiseführer vorgestellt, auch der Umweltcampus Birkenfeld zählt dazu.Imagegewinn für die Gemeinde

Hat Morbach also mit seinen Windrädern und den Photovoltaikanlagen eine touristische Attraktion geschaffen? "Für uns ist dies eine großartige Sache, denn von den Besuchen profitieren alle", sagt Bürgermeister Andreas Hackethal. "Hier kommen viele Menschen zur Führung, die anschließend auch den Ort beleben." Neben dem Imagegewinn, der sich auf Gastronomie und Handel positiv auswirke, sei vor allem die über alle Grenzen hinaus entstehende regionale Wertschätzung für die Einheitsgemeinde ein Plus. Aber wie kommen die Verbindungen ins Ausland zustande? "Durch gute Kontakte auch in die große Politik und eine gute Zusammenarbeit mit dem Umweltcampus in Birkenfeld werden viele Anfragen an uns weitergeleitet", sagt Hackethal. Selbst aus Saudi-Arabien seien schon Scheichs durch die Energielandschaft gelaufen, da sie sich Alternativen zum Erdöl vor Ort anschauen wollten.

Außerdem, so meint Hackethal weiter, ist auch folgende Tatsache ein Anziehungspunkt: "Wir haben aus einem Areal des Todes eine zukunftsfähige und absolut alternative Nutzung geschaffen." Früher war auf dem Gelände das größte US-Munitionsdepot in Europa, das aufwendig habe saniert werden müssen - heute ist hier eins der begehrtesten Ausflugsziele im Hunsrück entstanden. "Alternative Energie zum Anfassen" oder "Wir nehmen Sie bei der Energiewende mit." So könnte man, laut Hackethal, auch mit einem Slogan touristisch werben.Extra

14 Windräder drehen sich in der Gemeinde Morbach, die in der Energielandschaft bei Wenigerath stehen. Dort ist auch eine der beiden Biogasanlagen in der Gemeinde. Die zweite befindet sich in Hundheim. 4,5 Megawatt leisten die Photovoltaikanlagen in der Kommune, 2,1 Megawatt kommen aus der Energielandschaft, 1,8 Megawatt von der Gewerbebrache bei Hinzerath. 0,6 Megawatt kommen von Dächern kommunaler Gebäude oder Privathäusern. Michael Grehl von der Verwaltung sagt, die Gemeinde könnte den Strombedarf der 10 750 Einwohner schon jetzt dreifach mit erneuerbarer Energie decken, die auf eigenem Gebiet gewonnen wird. Der Strom dieser Anlagen reicht nicht für die Betriebe. Dafür müsste sich die Energiegewinnung noch einmal auf das Drei- bis Vierfache steigern. mai

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