Bürgerbeteiligung Die Zukunft der Mobilität in Traben-Trarbach

Traben-Trarbach · Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach arbeitet an einem neuen Mobilitätskonzept. Bürger können per Online-Umfrage Wünsche äußern.

 Weniger Verkehr ohne Einschränkungen der Mobilität. Wie geht das? Das Mobilitätskonzept der VG Traben-Trarbach will darauf Antworten finden.

Weniger Verkehr ohne Einschränkungen der Mobilität. Wie geht das? Das Mobilitätskonzept der VG Traben-Trarbach will darauf Antworten finden.

Weniger Verkehr bei mindestens gleichbleibender Mobilität. Das ist laut Verbandsgemeindebürgermeister Marcus Heintel das Ziel des Mobilitätskonzepts der VG Traben-Trarbach. Mit dem Mobilitätskonzept soll ein Leitfaden geschaffen werden, der die Arbeit aller Behörden und Beteiligten erleichtert und beschleunigt. „Die Verbandsgemeinde ist bei Straßenbauprojekten selten der Bauträger“, sagt Heintel. „Daher brauchen wir eine Argumentationsgrundlage und konkrete Pläne, mit denen wir Projekte anstoßen können. Mit einem richtigen Konzept erreicht man schneller etwas als mit plakativen Forderungen.“

Aber welche Probleme kann so ein Mobilitätskonzept tatsächlich lösen? Für den zuständigen Konzeptentwickler Christian Muschwitz steht fest: Im ländlichen Raum kann man keine Wunder erwarten. „Im ländlichen Raum hat das Auto einfach einen anderen Stellenwert, als in Berlin oder Köln“, sagt Muschwitz. „Die Menschen sind bis zu einem gewissen Grad auf das Auto angewiesen. Auch manche Probleme, wie der Parkplatzmangel in Traben-Trarbach, werden nicht ganz verschwinden. Aber wir können die bestehende Mobilität effizienter und umweltfreundlicher machen.“

Früher habe man bei Verkehrsplanungen nur darauf geachtet, wie viel Verkehr vorherrscht, um daraufhin mit Projekten zu reagieren, sagt Muschwitz. Moderne Mobilitätskonzepte müssten jedoch weiter gehen. „Wir müssen hinterfragen warum Menschen von A nach B fahren und warum sie es so tun, wie sie es tun“, sagt Muschwitz. „Wir wollen weniger Verkehr, aber dabei die Mobilität der Menschen nicht einschränken. Dafür muss die Art der Fortbewegung effizienter werden.“

Einer der größten Faktoren ist laut Muschwitz der Pendelverkehr. Vor allem in Richtung des Landkreises Cochem, Richtung Wittlich und Bernkastel-Kues würden täglich die meisten Menschen pendeln. „Im Pendelverkehr haben wir bundesweit nur 1,1 beförderte Personen pro Wagen“, sagt Muschwitz. „Außerhalb des Pendelverkehrs sind es 1,3. Wenn wir es schaffen würden, durch Mitfahrer oder ÖPNV den Pendelverkehr so effektiv zu machen, wie den normalen Verkehr, würden wir zehn Prozent des Verkehrsaufkommens einsparen.“

Hierfür will man in Zukunft auch aktiv auf größere Unternehmen (ab 10 bis 15 Mitarbeiter) zugehen und über Alternativen sprechen, den Verkehr zu entlasten. Auch das Unternehmernetzwerk und die Kammern sollen mit eingebunden werden.

Die besten Autos sind für den Verkehr natürlich die, die gar nicht erst fahren. Die Coronapandemie habe hier gezeigt, wie effektiv Home Office das Verkehrsaufkommen verbessern kann. „Allein ein bis zwei Tage Home Office in der Woche sind eine enorme Entlastung“, sagt Muschwitz. „Auch Co-Working Spaces können zumindest Teile der Wegstrecken einsparen. Ich denke da hat sich durch die Pandemie auch die Denkweise der Menschen etwas geändert.“

Ein Ziel des Konzeptes sei es zudem, Autos im Allgemeinen einzusparen. Heißt: Genug gute Alternativen anzubieten, damit vielleicht das zweite oder dritte Auto eines Haushalts nicht mehr nötig ist. „Autos sind einer der größten Kostenfaktoren für Haushalte“, sagt Muschwitz. „Wenn Menschen hier in der Lage sind Kosten einzusparen, nehmen sie das gerne an. Gleichzeitig werden dadurch auch der Verkehr und die Parkplatzsituation entlastet.“

Wichtig sei es, dass Auto jedoch nicht einfach zu verdammen, sondern vorher realistische Alternativen zu schaffen, sagt Malte Ortner, Verbandsgemeindeentwickler der VG Traben-Trarbach. „Das Auto ist oft die zuverlässigste Wahl der Fortbewegung“, sagt Ortner. „Wenn ich abends den letzten Bus verpasse  habe ich beispielsweise ein Problem, das ich mit einem eigenen Wagen nicht hätte. Daher ist die Schaffung zuverlässiger Alternativen sehr wichtig.“

Neben der effizienteren Gestaltung des Verkehrs stehen aber auch klassische Punkte auf dem Plan des Konzepts, wie die Schaffung neuer Umgehungsstraßen und Parkplätze oder der Ausbau der Fahrradwege. „Wir sehen uns alle Probleme an und versuchen Lösungen zu finden“, sagt Muschwitz. „Leider ist das nicht immer möglich. Viele Straßen in der Verbandsgemeinde sind sehr eng. Wir können zum Beispiel keine Häuser sprengen, um Platz für Radwege zu schaffen.“

Neben den eigenen Befragungen stützt sich das Mobilitätskonzept auch auf Daten des LBM und durch Handys erfasste, anonyme Bewegungsdaten. Wichtig sei es laut VG-Bürgermeister Heintel, auch alle Orte der Verbandsgemeinde mit einzubinden. „Unsere Verbandsgemeinde ist noch relativ jung. Daher sind manche Gemeinden skeptisch, ob sie auch wirklich in die Prozesse eingebunden werden“, sagt Heintel. „Uns ist es daher wichtig, ‚jede Ecke mal auszukehren‘ und auch aus der Bevölkerung alle Anregungen mitzunehmen.“

Dafür habe man sich nicht nur mit allen Ortsbürgermeistern oder deren Vertretern getroffen. Auch eine Online-Umfrage für Bürger der Verbandsgemeinde ist ein zentraler Baustein des Konzepts. „Wir wollen ein Konzept, in dem sich jeder in der VG wiederfindet“, sagt Heintel. „In dem jeder die Mobilität bekommt, die er braucht. Effizienter und umweltverträglicher, aber ohne Einschränkungen.“

Bisher haben über 300 Bürge­rinnen und Bürger der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach an der Online-Umfrage teilgenommen. Bürgermeister Heintel hofft, dass es bis Ende Dezember noch einige mehr werden. „Je breiter das Feedback ist, desto besser können wir auch auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Wir wollen auch sehen, wie die Menschen über die Mobilität in ihrer Region denken und was sie sich von der Zukunft erhoffen.“

Bis zum 31. Dezember kann man Online an der Umfrage teilnehmen. Alle Infos gibt es unter: https://mek-traben-trarbach-2035.limequery.com/292766?lang=de

(axw)
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