Diese Planung will keiner mittragen

Schweich/Longuich · Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) bekommt Gegenwind von allen Seiten: Dessen bevorzugte Neubauvariante der Schweicher Moselbrücke neben der Autobahnbrücke (A 1) lehnen die Räte aus Schweich und Longuich ab. Eine Bürgerinitiative verlangt weitergehende Untersuchungen.

Diese Planung will keiner mittragen
Foto: (h_tl )
 Noch rollt der Verkehr über die Schweicher Moselbrücke mit der Christophorus-Figur. Aber wie lange noch? Der LBM möchte das 65 Jahre alte Bauwerk ersetzen, doch am Standort scheiden sich die Geister. TV-Foto: Albert Follmann

Noch rollt der Verkehr über die Schweicher Moselbrücke mit der Christophorus-Figur. Aber wie lange noch? Der LBM möchte das 65 Jahre alte Bauwerk ersetzen, doch am Standort scheiden sich die Geister. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich/Longuich. Christophorus ist der Schutzheilige der Reisenden. Oft wird er so dargestellt, dass er das Christuskind auf seinen Schultern trägt und damit im übertragenen Sinn die Last der ganzen Welt. Auch auf der Schweicher Moselbrücke thront eine Christophorus-Figur. Die Planer des LBM dürften sich bei ihrem Bestreben, einen geeigneten Standort für eine neue Moselbrücke bei Schweich zu finden, mittlerweile so ähnlich fühlen wie der Brückenheilige, dem die Last immer schwerer wurde, je weiter er in die Flussfurt stieg. Der LBM hat lange im stillen Kämmerlein geplant, und dann das: Kein Mensch scheint seine "Vorzugsvariante 3" neben der Autobahnbrücke zu wollen (siehe Skizze des LBM unten links).
Die Auftritte vor dem Stadtrat Schweich und dem Gemeinderat Longuich (der TV berichtete) waren für die Planer ernüchternd: Beide Gremien lehnen die LBM-Vorzugsvariante ab und plädieren stattdessen für einen Ersatzneubau neben der bestehenden Brücke (Variante 4). Schweichs Stadtbürgermeister Lars Rieger erwartet, dass sich der Stadtrat heute (ab 19.10 Uhr im Alten Weinhaus) einstimmig so positionieren wird. Der Schweicher Rat, der die Achse Brücke-Brückenstraße als Einfahrtstor in die Stadt behalten möchte, liegt damit auf einer Linie mit Longuich. Deren Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder teilt auf TV-Anfrage mit, dass der Gemeinderat Longuich auf seiner Sitzung am 2. Dezember ebenfalls dem LBM eine Absage erteilen und sich für Variante 4 aussprechen wolle. Rückendeckung bekommen die Ratsmitglieder aus Schweich und Longuich von der "Bürgerinitiative Brücke Schweich", die einen eigenen Internetauftritt hat ( <%LINK auto="true" href="http://www.bi-bruecke-schweich.de" text="www.bi-bruecke-schweich.de" class="more"%> ). Sprecher Frank Borkam (53) aus Longuich kann sich mit keiner der vier untersuchten Planvarianten anfreunden. Für ihn und seine Mitstreiter gehen die Untersuchungen des LBM zu schnell und nicht weit genug. Es seien auch andere Standorte denkbar, wo die Mosel überquert werden könne, so Borkam. Nach zukunftsfähigen Lösungen, wie Verkehr vermieden und womöglich sogar der bestehende Brückenstandort erhalten werden könne, werde erst gar nicht gesucht. Borkam spricht sich für die Entwicklung eines stadtplanerischen Mobilitätskonzepts für den Raum Schweich/Trier aus. Die Zeit dafür sei da. "Die Planungen sollten jetzt erst mal gestoppt und neu überdacht werden. Der LBM attestiert der Schweicher Moselbrücke noch eine Restlaufzeit von zehn Jahren."
Derzeit stellt die Bürgerinitiative ein Team mit Ingenieuren, Betriebswirt, Mediziner und Umweltforscher zusammen. Es soll Alternativvorschläge erarbeiten.
Das befürchtet die Bürgerinitiative (BI): Der Pendlerverkehr mit 15 000 Fahrzeugen täglich werde durch die LBM-Planung nach Longuich-Kirsch verlegt. Der Schlenker über die neue Brücke bedeute für die Kraftfahrer in Richtung Trier einen Umweg von zusammengerechnet fünf Millionen Kilometern jährlich. Die BI befürchtet, dass die zusätzliche Brücke einen weiteren "Lärmteppich" über Longuich zieht und die Bewohner noch stärker belastet werden. Viele Pendler würden künftig durch Longuich zur Autobahn fahren, statt den Weg über Kenn zu nehmen.
Auch für Schweich befürchtet die BI viele Nachteile. So werde die Stadt mit dem Slogan "Das Tor zur Mittelmosel" ihres Markenzeichens beraubt. Dieses einladende Tor werde "durch einen Betonriegel aus den geplanten Doppelbrücken verrammelt". Insbesondere das Baugebiet "Im Flürchen" werde durch eine dann noch stärker als heute befahrene B 53 mehr Lärm abbekommen.
Der Landesbetrieb Mobilitäthat bereits angekündigt, er gehe mit seiner Vorzugsvariante ins Planfeststellungsverfahren. Im Frühjahr 2017 seien Bürgerversammlungen in Schweich und Longuich geplant.

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