Diskussion um Fluchtröhre hält an

Einen Unfall hat es im 13 Jahre alten Burgberg-Tunnel noch nie gegeben. Trotzdem soll aufgrund einer EU-Richtlinie ein Fluchtstollen gebaut werden. Das wollen weder Kreis noch Stadt. Ein Stadtratsmitglied hat einen eigenen Vorschlag für einen Fluchtweg gemacht.

 Seit fast 13 Jahren ist der Burgberg-Tunnel in Betrieb. Einen Unfall hat es in der Röhre bisher noch nicht gegeben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Seit fast 13 Jahren ist der Burgberg-Tunnel in Betrieb. Einen Unfall hat es in der Röhre bisher noch nicht gegeben. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Diskussion um eine Fluchtröhre für den Burgberg-Tunnel in Bernkastel-Kues geht weiter. Wie berichtet gibt es eine EU-Richtlinie, die eine solche Röhre für alle Bauwerke vorsieht, die länger als 400 Meter sind. Ursprünglich sollten nur transeuropäische Verbindungswege unter die Regelung (alle 300 Meter Zugang zu einem Rettungsweg) fallen. Doch dann wurde beschlossen, alle Bauwerke einzubeziehen.

Nun gibt es einen neuen Vorschlag, wie der Richtlinie entsprochen werden kann. Stadtratsmitglied und Bauingenieur Marc Spaniol hat einen Entwurf erstellt, der einen 130 Meter langen Fluchtweg vorsieht. Er endet im Schlossweg. "Die Strecke weist zwar eine Steigung von neun Prozent auf. Die Vorschriften erlauben aber eine Steigung von zehn Prozent. Es müsste also machbar sein", erläutert Spaniol im Gespräch mit dem TV.

Gleichwohl wehrt sich die Stadt weiter grundsätzlich gegen jede Art von Fluchttunnel. In seiner Haushaltsrede fand Stadtbürgermeister Wolfgang Port deutliche Worte: "Wenn man diese Sicherheitsstandards überall einführen würde, müsste man in Deutschland alle Zebrastreifen untertunneln. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man auf einem Zebrastreifen totgefahren wird, ist einige Tausend Mal höher, als im Burgberg-Tunnel zu verbrennen."

Stadtbürgermeister spricht von Steuerverschwendung



Ein Fluchtstollen koste mehrere Millionen Euro. "Eine solche Steuerverschwendung ist Irrsinn. Andererseits fehlt uns das Geld für Kindergärten", führt er im Gespräch mit dem TV aus.

Für die Betriebssicherheit des 1997 in Betrieb genommenen Burgbergtunnels ist der Kreis zuständig. Seine Gremien haben sich bereits mehrfach mit dem Thema beschäftigt. Dazu gehört auch eine technische Nachrüstung (Videoüberwachung, Funkanlage, Beleuchtung etc.), die bereits beschlossene Sache ist und etwa eine Million Euro kosten soll.

Diese Arbeiten werden verschoben, bis endgültig feststeht, ob ein Fluchttunnel gebaut werden muss. Es habe keinen Sinn, eine Million zu investieren, ohne zu wissen, ob hinterher bauliche Veränderungen kommen, erläutert Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Bund und Land sollen noch einmal prüfen, ob eine Fluchtröhre zwingend notwendig ist. Sollte dies so sein, möge der Bund prüfen, ob er sich auch an den Kosten beteiligt. Außerdem soll der Landesbetrieb Mobilität verschiedene Bau-Varianten untersuchen. Dabei handelt es sich um einen Fluchtstollen innerhalb der Röhre sowie den von Spaniol angedachten Fluchtweg.

Die Stadt lehnt es auch ab, sich an den Kosten zu beteiligen. Man habe sich, so Port, von zwei Seiten rechtlich beraten lassen. Tenor: Die Stadt sei nicht verpflichtet zu zahlen. Das Land wird sich an der technischen Nachrüstung und auch am Bau einer Fluchtröhre nach derzeitigem Stand mit jeweils 75 Prozent beteiligen. Der Kreis möchte sich den Rest mit der Stadt teilen.

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