Doppelgräber: Befürworter setzen auf neue Technik

Thalfang · Seit Mitte 2005 sind auf dem von zehn Gemeinden genutzten Thalfanger Friedhof keine neuen Doppelgräber mehr erlaubt. Genauso lange dauert der Bürgerprotest gegen das Votum. Ob es wieder Doppelgräber gibt, soll sich bald entscheiden.

Thalfang. "Vielleicht kommt doch noch mal die Bewegung in das Thema Doppelgräber." Gisela Thomas war am Dienstagabend nach der Sitzung des Ortsgemeinderates Thalfang durchaus optimistisch gestimmt, dass es wieder Doppelgräber auf dem Thalfanger Friedhof geben könnte. Ratsmitglieder und Bürger sind zumindest einige Schritte weiter gekommen.
Der Friedhof hat für die Verbandsgemeinde Thalfang eine besondere Bedeutung. Denn er wird von den Gemeinden Thalfang, Burtscheid, Dhronecken, Etgert, Gielert, Hilscheid, Immert, Lückenburg, Rorodt und Talling genutzt und in einem Zweckverband verwaltet. Im April 2005 hatte der beschlossen, aus Platzgründen keine Doppelgräber mehr zuzulassen (der TV berichtete). Deren Belegungszeit kann 70 Jahre dauern. Die Entscheidung stieß bei vielen Bürgern auf Widerstand. Mehrere hundert Unterschriften wurden gesammelt, und es gründete sich die Initiative "Doppelgräber auf dem Thalfanger Friedhof."
Nun liegt eine Untersuchung und Bewertung über die Belegung des Friedhofs vor. Das Fazit macht der Bürgerinitiative auf den ersten Blick wenig Hoffnung: Danach kann die Mehrzahl der vorhandenen freien Grabstellen nicht mit dem gemeindeeigenen Traktor angefahren werden, weil die Wege zu schmal sind. Derzeit könnten deshalb nur zehn neue Doppelgräber angelegt werden. Bis 2020 kämen 21 dazu, im Durchschnitt drei pro Jahr. Zwischen 1985 und 2004 wurden aber durchschnittlich zehn pro Jahr benötigt. "Wenn wir wieder Doppelgräber zulassen würden, müssten wir aber jedem Interessenten eines zugestehen", sagte Ortsbürgermeister Burkhard Graul (SPD).
Die neue Zuversicht der Bürgerinitiative gründet sich vor allem auf den Vorstoß von Werner Breit (FDP). Der regte an, sich einmal intensiv damit zu beschäftigen, das Ausheben der Gräber Firmen zu überlassen. Und zwar solchen, die über Maschinen verfügen, mit denen auch die engen Wege auf dem Friedhof befahren werden können. Bei SPD, CDU und TFL stieß er damit auf offene Ohren.
Die Fraktionen sind sich auch einig, sich schnell zusammenzusetzen und eine Entscheidung herbeizuführen. Bevor die fällt, werden aber die anderen im Zweckverband beteiligten Orte informiert. "Wir sind aber Vorreiter. Die anderen Gemeinden warten auf uns", sagte Burkhard Graul.
"Es ist gut, dass die Bereitschaft gibt, das Thema erneut anzugehen", sagte Gisela Hechler, ebenfalls eine Befürworterin der Doppelgräber. "Die Diskussion war sehr sachlich", lobte Friedel Hagenburger.
"Das war der Einstieg in die Meinungsbildung", erklärte Michael Suska, Büroleiter der VG-Verwaltung, auf TV-Anfrage. Es sei zu begrüßen, dass sie offen ausgetragen werde.Meinung

Es ist Zeit für ein Votum
Der Trend geht zur Urne. Das verkennen auch die Befürworter der Doppelgräber nicht. Gerade weil das so ist, hoffen sie darauf, dass auf dem Thalfanger Friedhof wieder die ursprünglichste aller Grabform Einzug halten kann. Sie setzen ihre Hoffnung seit Dienstagabend vor allem auf den möglichen Einsatz neuer Technik. Der Ortsgemeinderat hat in der Tat sehr sachlich über dieses sensible Thema diskutiert. Die Mitglieder der Bürgerinitiative haben dies gewürdigt. Man spricht miteinander und weniger übereinander. Gut so! Der Gemeinderat hat sich auch selbst unter Zugzwang gesetzt. Auch das ist positiv hervorzuheben. Die Entscheidung, keine Doppelgräber mehr zu genehmigen, liegt sechs Jahre zurück. Egal wie das neue Votum auch ausfällt. Es wird Zeit, dass der Zweckverband eine Entscheidung trifft. c.beckmann@volksfreund.de
Extra


Zwischen 1995 und 2010 gab es auf dem Thalfanger Friedhof 541 Beerdigungen. Einzelgrab: 183 Bestattungen, neue Doppelgräber 100, Zweitbelegung im Doppelgrab 156, Urne 63, Urnenbestattung in vorhandenes Grab 39. Die bisherigen Zahlen für 2011: neun Beerdigungen in der Urne, eine im Sarg. Der finanzielle Aufwand für die Aushebung eines Grabes durch eine Firma hängt nach Auskunft vom Michael Suska, Büroleiter der VG Thalfang, von unterschiedlichen Faktoren - zum Beispiel von der Beschaffenheit des Geländes und der Erreichbarkeit. Für ein Einzelgrab rechnet er mit Kosten zwischen 300 und 600 Euro. cb

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